Hattingen/Witten. Die Corona-Zahlen steigen im EN-Kreis wieder an. Was für Bürger in Hattingen und Witten jetzt wichtig ist – vor allem für die Urlaubsrückkehrer.

Im EN-Kreis steigt die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen an. Am Donnerstag wurden insgesamt 568 Infektionen seit März gemeldet, fünf mehr als am Vortag, sogar 33 mehr als vor einer Woche. In Hattingen sind aktuell fünf Menschen erkrankt, in Witten 22. Astrid Hinterthür, die Leiterin des Krisenstabs im Ennepe-Ruhr-Kreis, gibt die wichtigsten Antworten zur aktuellen Situation.

Wie schätzt der EN-Kreis die aktuelle Situation ein?

„Die Zahlen gehen hoch und zwar deutlich“, sagt Astrid Hinterthür. Eine der größten Schwierigkeiten sei aktuell die Nachverfolgung der Infektionsketten. „Im Lockdown haben wir es als Gesundheitsamt relativ einfach gehabt“, sagt sie. Die Mitglieder eines Haushalts hätten zumeist nur Kontakt zueinander gehabt, wenige hätten auch darüber hinaus Menschen getroffen. Das hat sich durch die Lockerungen, durch die Öffnung von Restaurants, Freizeitparks, der Grenzen und so weiter deutlich erschwert. Private Feiern laufen wieder mit mehreren Personen. „Mit wem ein Infizierter tatsächlich in Kontakt war, ist in vielen Fällen kaum komplett zu rekonstruieren.“

Wer wird aktuell von wem getestet?

Die stationäre Einrichtung auf dem Parkdeck des Kreishauses ist geschlossen, aber bis zu fünf mobile Testfahrzeuge sind in den neun Städten des Kreises parallel zueinander unterwegs. „Wir dürfen, weil die Kassenärztliche Vereinigung uns die Betriebsstättennummer entzogen hat, nur noch Menschen ohne Symptome testen“, sagt Astrid Hinterthür und erläutert, was sich dahinter verbirgt. Solle­ beispielsweise ein Mensch in ein Seniorenheim kommen, wird dieser zuvor auch ohne Symptome getestet. Aus diesem und ähnlich gelagerten Fällen würden sich derzeit etwa 35 bis 50 tägliche Tests ergeben.

Wie sich die Corona-Fälle im EN-Kreis verteilen

Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es bis zum Donnerstagmorgen 568 bestätigte Corona-Fälle, von denen 508 als genesen gelten.

In den Krankenhäusern im Kreisgebiet sind derzeit drei Patienten mit Corona-Infektion in stationärer Behandlung. Einer von ihnen wird intensivmedizinisch betreut, niemand beatmet.

Die aktuell 46 Erkrankten wohnen in Breckerfeld (1), Ennepetal (1), Gevelsberg (7), Hattingen (5), Herdecke (6), Schwelm (2), Sprockhövel (1), Wetter (1) und Witten (22).

Alle Menschen hingegen, die Symptome aufweisen, dürfen sich nur noch bei ihrem Hausarzt testen lassen, dies schreibe die Kassenärztliche Vereinigung (KV) vor. Lehne der Hausarzt diese Tests ab, vermittle die KV den potenziellen Corona-Infizierten an einen Arzt, der tatsächlich in seiner Praxis testet, so dass jeder mit Symptomen auch einen Abstrich bekommt.

Wer testet die Reiserückkehrer?

Astrid Hinterthür bringt die Antwort kurz und knapp auf den Punkt: „Wir nicht.“ Es gebe mehrere Möglichkeiten, für diejenigen, die aus einem der aktuell etwa 130 Ländern mit offizieller Reisewarnung durch das Auswärtige Amt zurückkehren.

Liridona Abazi-Beha ist Auszubildende zur Gesundheitsinspektorin und eine von bis zu 90 Mitarbeiter im EN-Kreis, die damit beschäftigt sind, die Kontakte der mit dem Coronavirus infizierten Menschen zu recherchieren.
Liridona Abazi-Beha ist Auszubildende zur Gesundheitsinspektorin und eine von bis zu 90 Mitarbeiter im EN-Kreis, die damit beschäftigt sind, die Kontakte der mit dem Coronavirus infizierten Menschen zu recherchieren. © FUNKE Foto Services | Michael Gottschalk

Möglichkeit 1: Sie bringen einen Test aus ihrem Reiseland mit, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.

Möglichkeit 2: Reisen sie mit dem Flugzeug ein, sollten sie die kostenlose Testmöglichkeit an den NRW-Flughäfen wahrnehmen.

Möglichkeit 3: Reisen sie mit dem Auto oder dem Zug aus dem Ausland ein, müssen sie zum Hausarzt. „Das müssen die Reiserückkehrer allerdings selbst bezahlen, wenn sie keine Symptome aufweisen“, betont Hinterthür wie die aktuelle Regel lautet. „Unabhängig vom Test müssen sich alle Rückkehrer aus den Ländern mit einer Reisewarnung nach ihrer Rückkehr beim Gesundheitsamt des Kreises melden.“

Welche Regeln gelten für Spanien-Heimkehrer?

Mit Blick auf Spanien ist die Lei­terin des Krisenstabs beunruhigt. „Ich kann nicht verstehen, dass manche Menschen im Urlaub plötzlich feiern, als gäbe es kein Morgen.“ Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen, touristischen Reisen in die autonomen Gemeinschaften Aragón, Katalonien und Navarra ab. Eine allgemeine Reisewarnung für Spanien gibt es nicht.

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Hinterthür: „Das sind sehr lokale Ausbrüche in einem sehr großen Gebiet.“ Zum Vergleich: Der Lockdown in Gütersloh wegen der Infektionen bei Tönnies hatte auch keine Auswirkungen auf den EN-Kreis. Fazit: Aktuell besteht keine Quarantäne- oder Meldepflicht für Spanienurlauber nach ihrer Rückkehr.

Wie ist der EN-Kreis auf eine zweite Welle vorbereitet?

„Innerhalb weniger Stunden haben wir die Teststation wieder aufgebaut“, sagt Astrid Hinterthür. Der Krisenstab tagt unter der Woche weiterhin täglich, um die Situation stets neu zu bewerten.