Hattingen. Das Polizei-Personal in Hattingen und dem EN-Kreis wird ein bisschen aufgestockt. Dies sind die Kriterien für die Zuteilungen des Landes NRW.

Das NRW-Innenministerium hat stolz verkündet: Mehr Personal für die Polizei. Und das gilt auch für den Ennepe-Ruhr-Kreis – die Frage, die sich beim Blick auf die konkreten Zahlen als Erstes aufdrängt, lautet allerdings: Wie lassen sich 0,09 Beamtenstellen sinnvoll in einen Dienstplan einpreisen? Dazu kommen 5,28 Regierungsangestellte. Macht summa summarum knapp fünfeinhalb zusätzliche Stellen und die Frage, welche Auswirkungen diese auf die Polizeiarbeit im Ennepe-Ruhr-Kreis tatsächlich haben.

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Kriterien für die Zuteilung der zusätzlichen knapp 570 Stellen auf die 47 Behörden im Land sind die Einwohnerzahl, die tatsächliche Arbeitsbelastung, das Kriminalitäts- und Verkehrsunfallgeschehen vor Ort oder besondere Schwerpunkte in der Polizeiarbeit. Dazu gehören etwa der Kampf gegen Kindesmissbrauch und Clankriminalität oder ein verstärktes Vorgehen gegen Rechtsterrorismus. Stellenreduzierungen können sich etwa durch den Wegfall von Aufgaben oder den Rückgang der Kriminalität ergeben.

Minister Reul: Verfügbares Personal so gerecht wie möglich verteilen

„Das Konzept hat sich bewährt, weil es von allen Partnern gemeinsam erarbeitet wurde. Es geht darum, dass wir das verfügbare Personal so gerecht wie möglich verteilen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wir können leider nur die Polizisten verteilen, die da sind“, sagt NRW-Innenminister Herbert Reul.

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Schlecht für den EN-Kreis: In fast allen kriminalstatistischen Belangen und auch bei den Verkehrsunfällen liegt die Behörde besser als der Durchschnitt, ist also nicht im besonderen Fokus, personell verstärkt werden zu müssen.

Doch in der Realität drückt es in der Behörde an allen Ecken und Enden. Viele aktuell der 398 Kollegen – knapp 50 Azubis sind in diese Zahl miteingerechnet – schieben Berge von Überstunden vor sich her, mit denen sie mehrere Wochen Freizeitausgleich bekommen müssten. „Personal fehlt eigentlich in allen Abteilungen. An manchen Stellen schlagen wir uns eher schlecht als recht durch“, sagt Polizeisprecherin Vera Viebahn auf Nachfrage dieser Zeitung.

Es wird künftig kein Streifenwagen mehr auf dem Straßen sein

So wie die Personalzuweisung vom Land aussieht, wird sie auch für keine Entlastung der Kollegen sorgen können und auch auf der Straße nicht sichtbar werden. Die 0,09 Beamten fallen ohnehin nicht ins Gewicht. So viel steht fest: Dadurch wird kein Streifenwagen mehr auf dem Straßen sein.

Damoklesschwert über den kleinen Polizeibehörden

Die Zentralisierung und vor allem Modernisierung der Leitstelle soll am Ende dazu beitragen, dass die Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr eigenständig bleibt. Witten ist bereits dem Polizeipräsidium Bochum zugeschlagen, und seit vielen Jahren schwebt das Damoklesschwert über den kleinen Behörden in Nordrhein-Westfalen, dass sie umliegenden Präsidien angegliedert werden.

Für den Ennepe-Ruhr-Kreis kämen Hagen, Bochum und Wuppertal in Frage. „Stand jetzt gibt es dazu keine konkreten Planungen, und wir hoffen alle darauf, dass ein solcher Schritt – wenn er denn kommt – noch in ferner Zukunft liegt“, sagt Vera Viebahn zu der Thematik.

Bei den Regierungsangestellten handelt es sich etwa um Verwaltungsmitarbeiter oder auch IT-Spezialisten. „Mit ihnen wird zum Beispiel die Kripo aufgewertet, und die Ermittler für Kinderpornografie bekommen zusätzliche Experten, mit einem Wissen, das zuvor in diesem Maße möglicherweise nicht vorhanden war und das ein Polizeibeamter nicht hat“, sagt Vera Viebahn.

Regierungsangestellten werden hinzugekommene, neue Aufgaben erledigen

Das heißt in der Folge aber auch, dass die Regierungsangestellten vorwiegend notwendig sind, um hinzugekommene, neue Aufgaben zu erledigen und nicht, um das Alt-Personal bei seinem bisherigen Geschäft zu unterstützen.

Ein Baustein, um die auf Kante genähte Personaldecke effektiver und effizienter auszubreiten, soll der Neubau der Kreisleitstelle und der neuen Heimat diverser Abteilungen am Strückerberg in Ennepetal sein. Kurze Wege, Zentralisierung und vor allem eine Modernisierung der Umgebung, der technischen Ausstattung und damit zwangsläufig auch der Arbeitsweisen soll bestenfalls personelle Kapazitäten freisetzen.