Hattingen. Ärztinnen des Zentrums für Altersmedizin in Hattingen-Niederwenigern beschreiben die Schwierigkeiten der Behandlung in der Corona-Zeit.
Gemeinschaft – auch unter den Patienten – ist Teil des Konzepts des Zentrums für Altersmedizin des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Hattingen-Niederwenigern. Chefärztin Dr. Christine Bienek und Oberärztin Marie-Christin Vollmar beschreiben, welche Probleme die Corona-Pandemie für die älteren Patienten mit sich bringt.
Raus aus dem Zimmer, rein ins Gemeinschaftszimmer zum Essen: Das ist wichtig auf den Stationen der Geriatrie, denn „dadurch fördern wir soziale Kontakte, das ist besonders für depressive oder demente Menschen wichtig. Außerdem trainieren die Patienten so Alltagssituationen“, sagt Marie-Christin Vollmar.
Zentrum für Altersmedizin in Hattingen benennt Probleme Älterer in der Corona-Zeit
Christine Bienek ergänzt, dass „wir dadurch auch sehen, wo vielleicht noch Ergotherapie notwendig ist, weil das Schmieren des Butterbrotes noch nicht so klappt. Oder wo Logopädie erforderlich ist, weil es Schluckstörungen gibt.“
Dadurch, dass Ärzte und Pflegepersonal Masken tragen, würden sie von den Älteren oft nicht gut verstanden. „Wir müssen uns öfter wiederholen. Klappt es gar nicht, treten wir dann manchmal noch weiter zurück und nehmen die Maske kurz ab, um etwas zu sagen“, erörtert Bienek.
Masken machen die Verständigung schwieriger – besonders für ältere Patienten
Die Maske ist aber nicht nur wegen der Verständigung ein Problem – sondern erhöht die Delir-Gefahr. „Für verwirrte Menschen sehen mit Maske alle Menschen gleich aus. Sie sehen außerdem weniger vertraute Menschen, der Abstand verunsichert sie“, sagt Vollmar. Einige Ältere hätten durch die Situation einen Demenz-Schub bekommen.
Teils würden sich Patienten mit Demenz in Pflegeeinrichtungen und im Krankenhaus nur von einem engen Verwandten das Essen anreichen lassen. „Das war schwierig in der Situation, wo wirklich kein Besucher ins Krankenhaus durfte. Später konnten wir in solchen medizinisch begründeten Fällen zum Glück wieder Ausnahmen machen“, erklärt Bienek. Das Team des Zentrums wäre in der Zeit noch mehr zusammengewachsen, hätte die Patienten vermehrt auf den Zimmern betreut. „Die Patientenzahl war auch begrenzt, aber die Therapien haben mit Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden.“
Viele ältere Menschen, sagen Ärztinnen, seien bewusst mit der Pandemie umgegangen
Gelitten hätten viele ältere Menschen darunter, dass ein Kontakt zu Familie und Freunden nicht möglich gewesen sei. „Aber man muss auch sagen, dass viele sehr vernünftig waren und sehr bewusst damit umgegangen sind“, findet Vollmar. Bienek nennt das Beispiel ihrer eigenen Mutter: „Ich wollte sie in der Zeit schon besuchen, aber sie hat abgeblockt und gesagt, dass wir besser nur telefonieren.“
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Fatal finden die Medizinerinnen, dass viele Patienten weggeblieben seien, Krankheiten teils verschleppt hätten. „Wir erleben gerade viele schwer betroffene Patienten“, sagt Bienek. Die Angst vor Corona sei so groß gewesen, dass viele den Gang zum Arzt gescheut hätten. Die Ärztinnen appellieren: „Bei Krankheitssymptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden.“
Appell der Medizinerinnen: Bei Schutzmaßnahmen dürfen Bürger nicht nachlassen
Die Kliniken halten noch Betten für Corona-Patienten vor, „aber selbst wenn ein Fall kommt, sind die Sicherheitsmaßnahmen gut“, erklärt Vollmar. Sie appelliert: „Auch in der Öffentlichkeit sollten Menschen die Masken weiter tragen, Abstand halten. Wir müssen am Ball bleiben. Eine zweite Welle wäre fatal.“