Hattingen. Mehr Züge für mehr Klimaschutz: Die alten Bahnstrecken von Hattingen nach Hagen und Wuppertal könnten reaktiviert werden. Zurzeit wird geprüft.
Die Reaktivierung alter Bahnstrecken wird im Zuge von Klima- und Ressourcenschutz vorangetrieben. In Hattingen geht es dabei um die alten und eventuell bald neuen Verbindungen nach Hagen und Wuppertal – aktuell prüft der Ennepe-Ruhr-Kreis die zuletzt von der Ruhrtalbahn genutzte Strecke.
Um die Wiederbelebung des historisch-touristischen Verkehrs geht es aber nicht – vielmehr erhofft sich die Kreis-CDU, die die Prüfung vorantreibt, eine Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). „Man hat damals nach knallharter Wirtschaftlichkeit die Stilllegung der Strecken beschlossen“, sagt Ulrich Oberste-Padtberg. Heute hätten aber auch andere Kriterien Gewicht, etwa das Thema Klimaschutz.
Ruhrtalbahn hat Verkehr zwischen Hattingen und Hagen aufgegeben
Zwei Strecken stehen zurzeit auf dem Prüfstand: einmal südlich entlang der Ruhr von Hattingen über Herbede, Bommern und Wengern nach Hagen – außerdem die Strecke vom Wittener Hauptbahnhof übers Ruhrviadukt hin zum ehemaligen Bahnhof Bommern-Höhe und weiter nach Wengern und Hagen.
Im Jahr 1971 war der öffentliche Personenverkehr auf der Strecke zwischen Hattingen und Wengern Ost eingestellt worden. Eigentümer des Streckenabschnitts ist heute der Regionalverband Ruhr. Hin und wieder verkehren noch Güterzüge, bis zum Sommer des vergangenen Jahres waren nostalgische Züge und der Schienenbus der Ruhrtalbahn hier unterwegs – ehe Unternehmer Stefan Tigges das Aus bekanntgegeben hat. Er konnte die Reparatur- und Instandhaltungskosten nicht mehr finanzieren.
Bereits 2019 wurde über die alte Bahntrasse nach Wuppertal diskutiert
Bereits im Frühjahr 2019 hatte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) gemeinsam mit dem Bündnis „Allianz pro Schiene“ die Reaktivierung der 27 Kilometer langen Strecke zwischen Hattingen und Wuppertal-Oberbarmen ins Spiel gebracht. Seit mehr als 40 Jahren fahren hier keine Personenzüge mehr, vor etwa 30 Jahren wurden die Gleise entfernt und der beliebte Rad- und Wanderweg auf- und ausgebaut. Nun sei eine Rückkehr zur Schiene denkbar – meinen der Verkehrsverband und das Bündnis. Auch sie wollen den ÖPNV stärken.
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Hierbei wäre allerdings der komplette Neubau des Oberleitungsnetzes sowie das Verlegen von Schienen auf den gesamten 27 Kilometern erforderlich. Der Bedarf soll geprüft werden – dringlich sei die Wiederherstellung nicht, so der Verband. Allerdings sei der Umbau mit „mittlerem Aufwand“ mittelfristig zu realisieren.
Analyse soll das Fahrgast-Potenzial für die Strecken jetzt klären
Zurück auf die Strecke zwischen Hattingen und Hagen. Uwe Tietz, Abteilungsleiter für Kreisentwicklung und Mobilität, berichtet, dass Optionen nun geprüft werden – und eine Potenzialanalyse ermitteln soll, wie viele Fahrgäste für die Strecke gewonnen werden könnten.
Schienenersatzverkehr der anderen Art
Die Kreis-CDU bringt auch für die bereits begonnene Sanierung der Wittener Straße zwischen Steinenhaus in Blankenstein und dem Autobahnzubringer zur A 43 in Herbede einen teilweisen Umstieg auf die Eisenbahnschienen ins Spiel.
Ihr Vorschlag: Busse aus Hattingen könnten nur bis Haus Kemnade fahren, dort steigen Fahrgäste in einen Triebwagen um, der sie nach Witten-Herbede bringt. Die umliegenden Straßen würden somit nach Ansicht der Christdemokraten entlastet.
„Aber wir werden das auch touristisch betrachten“, sagt Tietz. Denn im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2027 könnten die Attraktionen von Hattingen, Witten, Herdecke und Wetter besser angebunden werden. Auch werde man Umstiegs- und Anschlussmöglichkeiten für den Ruhrtalradweg ins Auge fassen.
Das Projekt sei sehr aufwendig, so der Raumplaner. Die Prüfung aller Optionen werde sicherlich bis Ende 2021 dauern. Mit an Bord kommen der Regionalverband Ruhr (RVR), der Verkehrsverbund Ruhr und die Landesregierung. Letztere hat ein Programm zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken aufgelegt.