Hattingen. Die Linkspartei beteiligt sich nicht an der Kommunalwahl am 13. September. Der Ortsverband stellt Fraktionschef Friedhelm Knippel nicht mehr auf.
Politisches Beben bei den Linken: Die Partei tritt bei der Kommunalwahl am 13. September in Hattingen nicht wieder an. Das bestätigte jetzt Gertraude Pleiger, Sprecherin des Ortsverbandes Hattingen/Sprockhövel der Partei, auf Anfrage der WAZ.
„Wir werden unseren bisherigen Stadtverordneten Friedhelm Knippel nicht mehr aufstellen. Und Felix Rauls, unser zweites Fraktionsmitglied, möchte die politische Arbeit in Hattingen allein nicht machen“, begründet Pleiger die Absage.
Aus diesen Gründen habe man sich erst gar nicht darum bemüht, Kandidaten für die 23 Wahlbezirke zu finden, was bei der Wahl 2014 noch komplett gelungen war. „Wir treten nirgendwo im Stadtgebiet mehr an“, so Pleiger.
„Er hat sich Dinge erlaubt, die wir als Partei nicht dulden können“
Die Gründe für das Zerwürfnis zwischen der Partei Die Linke und ihrem Hattinger Fraktionsvorsitzenden Friedhelm Knippel bleiben zunächst im Dunkeln. „Er hat sich Dinge erlaubt, die wir als Partei nicht dulden können. Das haben wir auch mit dem Kreisvorstand so besprochen“, weicht Gertraude Pleiger Nachfragen aus.
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Auch Friedhelm Knippel (66) hält sich bedeckt. Der parteilose Politiker steht der DKP nahe und sagt nur dies: „Es gibt interne Querelen. Das war schon so, als ich 2011 als Nachrücker in den Rat gekommen bin – und hat sich bis heute nicht geändert.“
Bongartz und Knippel konnten nicht auf eine Zusammenarbeit einigen
In der Tat hat Knippels politisches Mandat für die Linken, das nun mit einem Paukenschlag endet, vor neun Jahren mit ebenso großem Getöse begonnen. Am 7. April 2011 rückt Knippel für Bernd Zielmann in den Rat der Stadt nach. Der ist auch Bürgermeisterkandidat gewesen und hat die Zwei-Mann-Fraktion geführt. Der zweite Linke heißt Laurien Bongartz und kann sich mit Friedhelm Knippel nicht auf eine Zusammenarbeit einigen.
Das gilt für die Fraktionsführung ebenso wie für politische Inhalte. Bongartz vermisst bei Knippel Engagement, Knippel bei Bongartz Erfahrung. Die Fraktion zerbricht, beide bleiben als fraktionslose Parlamentarier im Rat.
Hartmann und Kursawe gingen im Streit
2014 gehen die Linken gestärkt aus den Kommunalwahlen hervor. Sie holen 6,7 Prozent und drei Ratsmandate. Dem Trio Friedhelm Knippel, Gunnar Hartmann und Marko Happich schließt sich wenig später der einsame Pirat Sascha Kursawe an.
Doch schon im Mai 2015 zerbricht auch dieses Bündnis wieder. Hartmann und Kursawe gehen im Streit und bilden die neue Ratsfraktion Linke-Piraten.
Wo jetzt Abgrenzung ist, hat es einmal auch einen Schulterschluss gegeben
Friedhelm Knippel hadert nicht nur mit der Linkspartei, sondern auch mit dem Umgang der anderen Ratsfraktionen mit der politischen Linken. „Viele meiner Ideen wurden erst verwirklicht, als andere Parteien sie vorgeschlagen haben“, ärgert er sich und nennt als Beispiel den geplanten Spielplatz am Rathaus.
Vor allem die SPD hat er dabei im Visier. Die setze sich – wie zuletzt im Konjunkturpaket gegen die Folgen von Corona – für die Wirtschaft ein, nicht aber für die wirklich Bedürftigen Und sie müsse – wie bei der Zustimmung zur Aktion „Sicherer Hafen“ – erst gedrängt werden, mehr für Flüchtlinge zu tun.
Wo jetzt Abgrenzung ist, hat es einmal auch einen Schulterschluss gegeben. Im Vorfeld der Bürgermeisterwahl 2015 haben die Linken den damaligen SPD-Kandidaten Manfred Lehmann mit einem „Zwölf-Punkte-Papier für linke Politik“ unterstützt. Genützt hat es nichts: Gewonnen hat die Wahl Dirk Glaser.