Hattingen. .

Laurin Bongartz und Friedhelm Knippel können sich nicht einigen und gehen getrennte Wege.

Anfang und Abschied bei der Linkspartei im Rat der Stadt. Für den ausgeschiedenen ehemaligen Bürgermeisterkandidaten und Ex-Ratsfraktionschef Bernd Zielmann rückt Friedhelm Knippel ins Stadtparlament nach. Der parteilose 57-Jährige, der der DKP nahesteht, rangiert auf der Kandidatenliste der Linken zur Kommunalwahl 2009 an dritter Stelle. Er hat sein Nachrücker-Mandat am 10. Februar angenommen und wird in der Ratssitzung am 7. April als Stadtverordneter verpflichtet.

Was es von dem Tag an nicht mehr gibt: eine Ratsfraktion der Hattinger Linken. Laurin Bongartz und Friedhelm Knippel konnten sich nicht auf eine Zusammenarbeit einigen und werden keine Fraktionsgemeinschaft bilden.

Über Wochen zogen sich die Gespräche hin. Gestritten wurde dabei allem über den Vorsitz der Zwei-Mann-Fraktion. Laurin Bongartz (19), Mitglied der Linkspartei, Nummer zwei der Reserveliste und seit 2009 im Rat, hatte den Fraktionsvorsitz im November 2010 von Bernd Zielmann übernommen und hätte einem Wechsel nur zugestimmt, wenn man sich jedes Jahr neu einigen würde. „Dazu war Herr Knippel nicht bereit“, sagt David Staerke. Der Sprecher des Kreisverbands der Linken hat die Gespräche über die künftige Ratsarbeit in Hattingen begleitet und stärkt seinem Parteifreund Bongartz demonstrativ den Rücken. „Kreisvorstand und alle Parteimitglieder im EN-Kreis stehen geschlossen hinter ihm.“

Friedhelm Knippel bestätigt das Streitthema Fraktionsvorsitz. „Ich möchte nicht einer Fraktion angehören, wenn der Vorsitzende über so wenig politische Erfahrung verfügt wie in diesem Fall“, sagte er der Hattinger Zeitung.

Und so werden die beiden Stadtverordneten der Linken künftig als fraktionslose Parlamentarier an den Sitzungen des Rates teilnehmen. Der Schüler Laurin Bongartz freut sich darauf, nach seinem Abitur wieder intensiver in die politische Arbeit einsteigen zu können. Wie bereits in seiner Haushaltsrede zum Etat 2011 angekündigt, sieht er linke Politik vor allem darin, Sparbeschlüsse der Stadt möglichst zu verhindern.

Friedhelm Knippel, ledig, gelernter Elektromaschinenbauer und zurzeit Angestellter in einem Lebensmittelmarkt, will die Themen Arbeit, Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung besetzen. Er betont, keiner Partei anzugehören, bestätigt allerdings „ein gutes Verhältnis zur DKP“.

Kommentar

Vom Zoff zum Zerfall

Sie werden sich wohl nicht gleich an die Gurgel gehen wie die beiden Ratsherren der Essener Linken, die politische Fragen jetzt mit den Fäusten klärten. Obwohl: Bei dem Streit ging es um die Kompetenzen von Fraktionsführung und einfachen Mitgliedern.

Womit wir dann doch in Hattingen wären. Laurin Bongartz und Friedhelm Knippel werden weder privat, noch politisch Freunde. Dazu gibt es schon jetzt zu viele Scherben. Bongartz vermisst bei Knippel Engagement, Knippel bei Bongartz Erfahrung.

Es war eben doch keine politische Einheit, sondern menschlich ein Spagat und ideologisch ein Flickenteppich, wie die Linke 2009 in den Kommunalwahlkampf gezogen ist. Die dünne Personaldecke hatte die Linkspartei dazu gezwungen, Parteilose und DKP-Getreue in eine offene Liste aufzunehmen. Überhaupt sind die Linken in Stadt und Kreis vor allem eines: mit sich selbst beschäftigt.

Da erscheint der Zerfall der Hattinger Fraktion beinahe schon konsequent. Ulrich Laibacher