Hattingen. Katja Heck ist die neue Chefin der Agentur für Arbeit in Hagen,die auch für die Geschäftsstelle in Hattingen verantwortlich ist. Ein Interview.
Katja Heck ist seit diesem Monat neue Leiterin der Agentur für Arbeit Hagen. Die 53-Jährige ist damit auch für die Hattinger Geschäftsstelle im Henrichspark verantwortlich. Im Interview spricht sie über ihre Ziele und Schwerpunkte sowie über die Herausforderungen durch die Corona-Krise.
Frage: Sie sind nach drei Jahren in Solingen/Wuppertal zur Arbeitsagentur in Hagen zurückgekehrt. Ist das für Sie wie nach Hause zu kommen?
Katja Heck: Genau so ist es. Als ich 1993 bei der Agentur für Arbeit angefangen habe, hatte ich mehrere Stationen, Hagen war eine davon. Insgesamt bin ich in meiner Laufbahn mehrmals hier tätig gewesen.
Wie fühlt es sich an, nun die Chefin zu sein?
Bis ich vor drei Jahren nach Solingen/Wuppertal gewechselt bin, war ich in Hagen ja schon Bereichsleiterin für den Übergang Schule-Beruf, Rehabilitation und das Kundenzentrum. Von daher finde ich das nicht schwierig. Für mich ist ein partnerschaftlicher Umgang wichtig. Die Kollegen sind die Fachleute in ihren Bereichen, ich bin diejenige, die den Rahmen aufstellt.
Mit welchen Zielen kommen Sie in die Region zurück?
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Wir waren als Agentur für Arbeit noch vor Corona dabei, uns neu aufzustellen – weg vom Image der Behörde. Wir haben immer noch einen ordnungspolitischen Auftrag, aber wir wollen einen weniger schematischen und mehr individuellen Umgang mit unseren Kunden etablieren. Das ist eine neue Philosophie und Strategie. Wir müssen dafür unsere Strukturen und Prozesse analysieren und dann aus dem Blickwinkel des Kunden heraus unsere Arbeit organisieren.
Wo wollen Sie besondere Schwerpunkte setzen?
Für mich war immer ein besonderer Schwerpunkt der Übergang Schule-Beruf. Mir ist es außerdem wichtig, das Thema Qualifizierung nach vorne zu bringen, vor allem im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung. Und in der Corona-Krise müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen ihr Geld bekommen: das Kurzarbeitergeld, aber auch Arbeitslosengeld.
Die Corona-Krise hat sich spürbar auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt. Gegenüber dem Mai 2019 ist die Zahl der Arbeitslosen um fast ein Viertel gestiegen. Mit welchen Maßnahmen reagieren Sie darauf?
Zunächst mal gibt es das Instrument des Kurzarbeitergeldes. Das ist keine Liquiditätshilfe für Unternehmen, sondern soll Menschen in Beschäftigung halten. Dafür hat die Politik ja auch den Rahmen erweitert. Außerdem wird das Arbeitslosengeld länger gezahlt. Das sind wichtige Maßnahmen, um den Lebensunterhalt der Betroffenen sicherzustellen. Und grundsätzlich geht es nun um die Frage, wie wir die Konjunktur wieder ans Laufen bekommen, die Leute dazu bringen, Geld auszugeben.
Wagen Sie eine Prognose, wie sich der Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten entwickeln wird?
Ich befürchte, dass die Entwicklung nicht sehr positiv sein wird. Ich hoffe darauf, dass das Konjunkturpaket und die transnationalen Entwicklungen für die richtigen Impulse sorgen und die Rahmenbedingungen verbessern. Ich gehe aber davon aus, dass sich unser Leben durch die Corona-Krise deutlich verändern wird. Dabei spielt die Digitalisierung natürlich eine wesentliche Rolle.
Ein Schwerpunkt ist für Sie der Übergang Schule-Beruf. Wie können Sie Jugendliche in einem schwierigen Umfeld unterstützen?
Vorgängerin Maren Lewerenz ging nach Nürnberg
Die 53-jährige Diplom-Ökonomin Katja Heck, neue Chefin der Agentur für Arbeit Hagen, ist Mutter eines 23-jährigen Sohnes. Wirtschaft hat Katja Heck in Wuppertal studiert. Für die Bundesagentur für Arbeit war sie an verschiedenen Standorten tätig, zuletzt drei Jahre lang als stellvertretende Leiterin der Agentur Solingen-Wuppertal.
Maren Lewerenz, auf die Heck folgt, wechselt nach einer zweijährigen Tätigkeit zur Zentrale der Bundesagentur für Arbeit nach Nürnberg. Bei ihrem Abschied sagte sie: „Leider gehe ich in einer beispiellosen Zeit mit steigender Arbeitslosigkeit und enormen Kurzarbeiterzahlen. Ich hoffe sehr, dass sich die Region schnell erholen wird.“
Ich kann jedem nur empfehlen: Fang eine Ausbildung an. Wir haben zurzeit 1500 Ausbildungsstellen nicht besetzt. Das muss man übrigens auch anerkennen, dass die Wirtschaft auch in dieser schwierigen Zeit so viele Ausbildungsplätze bereit stellt. Wir müssen dieses Schwarze-Peter-Spiel vermeiden, dass Jugendliche sagen, dass sie gerne eine Ausbildung machen würden, aber keine Stellen da sind und Unternehmen meinen, dass es ja keine qualifizierten Bewerber gibt. Dann ist unser Job gefragt: Jugendlichen zu helfen, ihre Kompetenzen zu erkennen und herauszufinden, was sie gerne machen. Außerdem müssen wir schauen, wie wir Ausbildung noch stärker fördern können.
Wenn Sie jetzt noch einmal kurz vor dem Abitur stehen würden: Welchen Berufsweg würden Sie einschlagen?
Wenn ich im Moment die Situation meines Sohnes sehe, der in seinem Studium Online-Vorlesungen hat, muss ich sagen: Das könnte ich nicht. Ich würde eine duale Ausbildung machen wollen, das ist in jedem Fall gut. Und ich würde einen handwerklichen Beruf wählen. Handwerker sind sehr gefragt, und die Betriebe suchen händeringend Nachwuchs.