Hattingen. Für die Logistik-Zentrale des Autohauses gibt es immer noch keinen Bauantrag. Statt der angekündigten 50 Arbeitsplätze kommen zunächst nur Autos.
Mit „großer Freude“ hatte Bürgermeister Dirk Glaser Heinz-Dieter Tiemeyer im Dezember 2018 im Rathaus begrüßt. Da stellte der Vorstandsvorsitzende der Tiemeyer-Gruppe seine Pläne für den Neubau einer Logistik-Zentrale auf dem Gelände des ehemaligen Rewe-Zentrallagers im Gewerbegebiet Beul vor. Im Januar 2020 sollte Eröffnung sein. Doch das Projekt steckt in der Warteschleife. Bisher gibt es nicht einmal einen Bauantrag.
Im Dezember 2019 hatte die WAZ zuletzt nach dem Stand der Dinge gefragt. „Die Planungen für die Gebäude sind noch nicht fertig. Zurzeit diskutieren wir noch mögliche Varianten für den Baukörper. Umbau, Abriss, Neubau, das ist immer noch alles möglich und eine Entscheidung noch nicht gefallen“, hieß es seinerzeit aus der Zentrale des Bochumer Unternehmens.
Bürgermeister hat Anfang Juni mit Heinz-Dieter Tiemeyer telefoniert
Mehrfache Anfragen der Redaktion lässt Tiemeyer seit einer Woche unbeantwortet. Die Stadt Hattingen bestätigt, dass bisher immer noch keine Bauantrag eingereicht wurde. Der Bürgermeister habe Anfang Juni mit Heinz-Dieter Tiemeyer telefoniert. „Ihm wurde versichert, dass an der Umsetzung der ursprünglichen Planung gearbeitet wird“, sagt Glasers Referentin Susanne Wegemann.
Gut möglich, dass eine Nachfrage von Achim Paas in der Ratssitzung im Mai der Grund für das Telefonat war. Der SPD-Fraktionsvorsitzende will wissen, was die Stadt unternimmt, um die angekündigte Ansiedlung zu beschleunigen.
Strategische Bedeutung der Ansiedlung herausgestellt
Dass statt der angekündigten 50 neuen Arbeitsplätze bisher nur Hunderte Autos in Hattingen angekommen sind, ärgert nicht nur die Sozialdemokraten. Seit Monaten nutzt die Tiemeyer-Gruppe nicht nur das Gelände ihres neuen Hattinger Standortes im Beul als Abstellfläche für Neu- und Gebrauchtfahrzeuge. Das Unternehmen hat zusätzlich 18.000 Quadratmeter auf dem ehemaligen O&K-Gelände gleich nebenan angemietet und stellt dort Wagen ab. Das stößt auch anderen Parteien sauer auf.
Bei der Vorstellung der Pläne im Dezember 2018 hatte die Tiemeyer die strategische Bedeutung der Ansiedlung noch besonders herausgestellt. Man brauche dringend einen zentralen Umschlagplatz für den kompletten Fahrzeugpark, hieß es.
Und: Alle Neu- und Gebrauchtwagen sollen künftig vor dem Verkauf in Hattingen aufbereitet und aufpoliert, überprüft und fotografiert werden.
Fläche bleibt ein reines Gewerbegebiet
Weil die digitale Vermarktung immer wichtiger werde, kündigte Tiemeyer die Einrichtung zweier spezieller Fotostudios für Autos an. Dort sollen die Fahrzeuge aus allen Blickwinkeln aufgenommen und dann zügig ins Netz gestellt werden.
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Was neben der Tiemeyer-Ansiedlung noch stockt, ist die Entwicklung des ehemaligen O&K-Areals an der Nierenhofer Straße. 2016 hatte eine politische Mehrheit für ein reines Gewerbegebiet an dem Standort gegeben – ohne Wohnen und Einzelhandel. Wenig später signalisiertem die Eigentümer des 100.000 Quadratmeter großen Areals, man stehe in Gesprächen mit mehreren Investoren.
Was es bisher dort gibt, sind die neue Polizeiwache sowie Pläne der Stadt, mit Teilen der Verwaltung dorthin umzusiedeln – und die Autos von Tiemeyer.