Hattingen/ Bochum. Für 1,25 Millionen Euro entsteht ein Kleintierhaus am Tierheim für Hattingen und Bochum. Die Unterbringung der Tiere ist nicht vorschriftsmäßig.
Die jetzige Enge für die Kleintiere im Tierheim für Bochum und Hattingen wird im kommenden Frühjahr ein Ende haben. Jetzt wurde auf dem Gelände an der Kleinherbeder Straße der symbolische erste Spatenstich für das neue Kleintierhaus gesetzt.
Katastrophale Zustände bei Kleintieren
Mit dem Neubau wird ein Zustand beendet, der vom Betreiber des Tierheims, dem Tierschutzverein Bochum, Hattingen und Umgebung, selbst als katastrophal bezeichnet wird. Zwei Kaninchen zum Beispiel sind in einem einzigen Käfig untergebracht, nur ab und zu können sie mal in ein Außengehege. Diese beengten Verhältnisse entsprechen aber nicht den Tierschutzvorschriften.
Das wird sich mit der Einweihung des Neubaus voraussichtlich im Frühjahr 2021 ändern. Dann werden zwei Kaninchen sechs Quadratmeter Platz haben – und zusätzlich ein Außengehege.
Auch die Verhältnisse für die anderen Kleintiere werden sich deutlich verbessen: Meerschweinchen, Vögel, Ratten, Mäuse, Degus, Chinchillas, Hamster, Bartagamen und andere Arten.
Finanzierung des Neubaus
„Wir kümmern uns um alle Tiere, nicht nur um Hunde und Katzen“, sagt Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins. 1,25 bis 1,3 Millionen Euro wird der Neubau kosten. Rund die Hälfte davon finanziert der Verein über private Erbschaften. 350.000 Euro steuert die Stadt Bochum bei. Weiteres Geld kommt vom Land NRW, von der Wegener Stiftung und dem Deutschen Tierschutzbund. Auch private Tierfreunde und Sponsoren haben gespendet, so dass der Verein jetzt kein Kredit aufnehmen musste. „Jetzt können wir das Geld sinnvoll einsetzen“, so Schneider.
Tierschutz und Veterinäramt
Um Sicherstellungen von Tieren kümmert sich in Hattingen das Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises. Im vergangenen Jahr behandelten die drei Tierärzte des Amtes 363 Fälle. Mehr als 108 Tiere wurden Haltern im EN-Kreis weggenommen. Die größte Gruppe darunter waren Meerschweinchen – mit 40 Tieren.
Wer Tierschutzfälle melden möchte, kann das direkt beim Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises tun – telefonisch oder im Internet. Online können Hinweise über ein Kontaktformular eingereicht werden. Zu finden ist das auf der Seite enkreis.de unter dem Suchbegriff Tierschutz und dort unter den Formularen. Auch eine anonyme Anzeige ist möglich, erklärt Peter Richter. Die zentrale Nummer der Kreisverwaltung lautet 02336/ 93-0.
Jährlich durchlaufen rund 500 Kleintiere das Tierheim. Zurzeit beträgt die Fläche für sie 80 bis 100 Quadratmeter, im Neubau werden es 540 sein – plus Außengehege. Auf zwei Stockwerken werden die Kleintiere unter modernen Bedingungen untergebracht und versorgt, auch auf einer Kranken- und einer Quarantänestation. Es gibt Innen- und Außenvolieren, Räume für Exoten, nachtaktive und tagaktive Tiere. Für die Mitarbeiter sind Wirtschaftsräume mit WC, Umkleiden, eine Küche und Schutzvorrichtungen vorhanden. Das Dach wird begrünt sein. Die Planungen für den Neubau haben rund zwei Jahre gedauert.
Anzahl der Kleintiere ist enorm angestiegen
Als das Tierheim vor 32 Jahren eingeweiht wurde, stand der einzige Raum für Kleintiere zur Hälfte leer. Heute herrscht in mehreren Kleintierräumen akuter Platzmangel. Schneider erklärt dies mit drei Entwicklungen: Immer seltener sind Haustiere in einer Mietwohnung erlaubt. In einer Partnerschaft arbeiten heute meist alle beide außer Haus und können sich nicht richtig um die Tiere kümmern.
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Außerdem gibt es das Phänomen des Animal Hoardings, des Ansammelns übermäßig vieler Tiere zu Hause. Wird diese Situation von den Ordnungsbehörden aufgelöst, werden die armen Geschöpfe ins Tierheim gebracht. Auf diese Weise kamen einmal 30 Kaninchen auf einen Schlag dorthin.
Mittlerweile sind rund die Hälfte aller im Tierheim untergebrachten Tiere Kleintiere.