Hattingen. Ulrich Land macht Hörspiele und schreibt Romane. Ein Vierteljahrhundert lang findet er Ruhe und Muße im Fachwerkhaus in Hattingens Hügelland.
Hinter den sieben Hügeln… Ja, fast versteckt im Hügelland hat Ulrich Land seinen ersten Roman verfasst. „Der Letzte macht das Licht aus“ heißt dieser im Jahr 2008, wie passend für diese Gegend, in der sich Hase und Igel gute Nacht sagen. Ein Vierteljahrhundert lang widmet er sich hier aber vor allem seiner Radio-Arbeit. Denn: „Romane sind finanziell eher desaströs – die Lesungen aber umso schöner.“
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Hörspiele und Glossen, Essays und Reportagen, Erzählungen und, ja, auch Lyrik – die Liste ist lang, auf der die Arbeitsnachweise von Ulrich Land zusammengefasst sind. Mal für den Deutschlandfunk, mal für RIAS Berlin (die Älteren werden sich erinnern), auch mal für die Frankfurter Rundschau, für Literatur-Zeitschriften oder Anthologien. Immer wieder aber für den WDR, seinen Stammsender, bei dem er lange ein fester Programmpunkt ist: Bei Eins Live etwa fesselt er Anfang der 2000er-Jahre Woche für Woche bis zu 150.000 Hörer mit seinem „Lauschangriff Krimi“ – und das spätabends um elf.
Ulrich Land studiert Germanistik, Geographie und Philosophie
![Weltoffen: Pfarrer Winfried Langendonk und Autor Ulrich Land sprechen bei der WAZ über „Fußball als Kirchenersatz“. Weltoffen: Pfarrer Winfried Langendonk und Autor Ulrich Land sprechen bei der WAZ über „Fußball als Kirchenersatz“.](https://img.sparknews.funkemedien.de/229299128/229299128_1591706070_v16_9_1200.jpeg)
Ulrich Land wird am 13. März 1956 in Köln geboren. Hier wächst er auf, macht sein Abitur, studiert Germanistik, Geographie und Philosophie. Und er engagiert sich in der Studentenbewegung, bleibt bis heute sozial engagiert. Er wird Lehrer, arbeitet an Schulen in Berlin und Wuppertal, als er das Schreiben für sich entdeckt, das Aufstöbern von Geschichten, das Reportieren. Es ist die Zeit, in der er im Hattinger Hügelland seine Heimat findet.
Er lebt in einem Fachwerkhaus am Höhenweg, drei Esel um ihn herum. Hier findet er Ruhe und Muße. „Ich habe immer mehrere Dinger gleichzeitig laufen“, beschreibt er in einem WAZ-Gespräch seinen Arbeitsalltag. Er setzt sich mit vielem auseinander, mit Gott und der Welt.
Langes Gespräch mit Stadtpfarrer Langendonk über Fußball
Im wahrsten Sinne des Wortes: Denn als Ulrich Land die Meldung „Pfarrei sucht Buchsbaum“ in der WAZ liest (er recherchiert gerade am Thema Palmsonntag), verabredet er sich mit dem damaligen Stadtpfarrer Winfried Langendonk zu einem längeren Gespräch. Sie reden über dies und das, und kommen – im Ruhrgebiet wohl unvermeidbar – auf den Fußball. Sehen Parallelen zur Liturgie, der Ordnung und Gesamtheit der religiösen Zeremonien und Rituale. Was sie zum Thema „Fußball als Kirchenersatz“ bringt. Land und Langendonk fahren gemeinsam ins Dortmunder Stadion, sprechen mit Fans und beobachten die Szenerie ganz genau. Ihr Fazit: „Der Trend ist verblüffend. Die Besucherzahlen in den Kirchen sind um 40 Prozent gesunken, im selben Zeitraum in den Stadien um 40 Prozent angestiegen. Fußball ist längst eine Art Ersatzreligion“, so Land.
Schnitt.
![„Und die Titanic fährt doch“ ist der dritte Roman von Ulrich Land – hier bei einer Lesung in Sprockhövel. „Und die Titanic fährt doch“ ist der dritte Roman von Ulrich Land – hier bei einer Lesung in Sprockhövel.](https://img.sparknews.funkemedien.de/229299130/229299130_1591705974_v16_9_1200.jpeg)
Im Jahr 2011 wagt Ulrich Land eine Reise mit der Titanic. Denn für seinen Nordatlantik-Krimi „Und die Titanic fährt doch“ lässt er das Schiff frontal gegen den Eisberg fahren – und es sinkt dadurch nicht. Auf die Idee kommt er durch einen Spiegel-Artikel, in dem er liest, dass die Reederei durchgerechnet hat, was passiert wäre, wenn Kapitän und Offiziere so entschieden hätten. Ob es eine Überlebenschance gegeben hätte. „Das war die Grundidee, meine Initialzündung – schon hatte ich meine Geschichte.“
Ulrich Land – ein ausgezeichneter Autor
Ulrich Land bekommt in seinem Berufsleben Preise für seine Arbeit: Im Jahr 1989 gewinnt er beispielsweise den ersten Preis der Wuppertaler Literaturtage und 1991 gibt es den Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für eine Hörspielproduktion „mit einer Gruppe von Knackis“.
Doch um Ruhm und Ehre geht es ihm bei diesem Projekt nicht – es ist für ihn unabdingbares soziales Engagement.
Im selben Jahr reist er real durch die Mongolei, das Land des Dschingis Khan – unbekannt für viele, ein Ziel für wenige. Natürlich für eine Radio-Reportage, die bei WDR 5 läuft. Ulrich Land begleitet ein ungewöhnliches Musik-Festival im zweitgrößten Binnenstaat der Erde, in der Steppe, der Wüste, auf Straßen, die ihre Bezeichnung nicht verdient haben. Konzerte für die Natur, ja, für die Natur. „Ich habe viel Material mitgebracht, keine Frage, aber der ideelle Wert einer solchen Reise ist entscheidend. Unvergesslich.“
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