Hattingen. Am Montag öffnen Hattingens Kitas wieder für alle. Warum der Leiter der Awo-Kindertagesstätte Bruchfeld der Wiederöffnung gelassen entgegensieht
Ab Montag (8.6.) dürfen alle Kita-Kinder in NRW wieder in ihre Einrichtung zurück. Während manche Erzieher der Wiederöffnung besorgt entgegensehen, bleibt Holger Jahnke, Leiter der Hattinger Awo-Kindertagesstätte Bruchfeld, gelassen. Angst um seine Gesundheit und die seines Teams, sagt er, habe er trotz der in Kitas nicht durchgängig umsetzbaren Abstandsregeln nicht.
Handlungsanweisungen für das Wiederhochfahren des Betriebs
Viel Zeit im Büro hat Holger Jahnke in den letzten Tagen verbracht, "ein großes Bündel an DIN-A4-Blättern durchgearbeitet mit Handlungsanweisungen für das Wiederhochfahren des Betriebs". 75 Kinder erwarten der 37-Jährige und sein zwölfköpfiges Team ab Montag in der Awo-Kita an der Lessingstraße, im Notgruppenbetrieb waren zuletzt nur 20 Mädchen und Jungen zu betreuen.
Insbesondere die Bring- und Abholzeiten, sagt Jahnke, gelte es nun anders als sonst zu gestalten. So werde es ein Einbahnstraßensystem geben, die Eltern seien angehalten, möglichst auf Tür- und Angel-Gespräche mit den Erziehern zu verzichten, die Kita nach der Übergabe ihres Kindes zügig durch den Notausgang zu verlassen. Erwachsene dürften die Einrichtung zudem nur mit Mund-Nasen-Schutz betreten, müssten den Mindestabstand einhalten. "Ich denke, das bekommen wir hin. Gegebenenfalls müssen wir die Bring- und Abholzeiten zeitlich staffeln."
Kinder ohne Maske und Abstand
Es sei ihm kein Kind bekannt, das Eltern ab Montag nicht in die Kita bringen wollen; weil sie Sorge vor einer Ansteckung mit Corona haben. Allerdings hätten einige angefragt, wie das Corona-Hygienekonzept in der Einrichtung denn aussehe.
Holger Jahnke sagt, zwar brauchten die Kinder keine Maske zu tragen, auch Mindestabstände einzuhalten, sei den meisten zumindest keinen ganzen Kita-Tag lang möglich. Ebenso wenig sei eine Abstandsregel zwischen Erziehern und Kindern in jeder Situation umsetzbar. "Gerade jüngere Kinder brauchen schließlich Körperkontakt."
Viele Corona-Infektionsschutz-Maßnahmen
Ansonsten aber gebe es viele Corona-Infektionsschutz-Maßnahmen. "Wir lassen die Kinder häufiger die Hände waschen, werden jeden Gruppenraum dauerlüften." Darüber hinaus, so Jahnke, "haben wir Bällebad und Kuscheldecken bis auf Weiteres aus der Kita entfernt. Besuche von Kindern unterschiedlicher Gruppen sind vorerst untersagt." Die Bettwäsche werde nun häufiger gewaschen, eigene Kuscheltiere dürfen die Kinder nicht mitbringen, sie sollen während ihrer Kita-Woche möglichst viel im Freien spielen. Es ist eine lange Liste von Maßnahmen, die der 37-Jährige aufzählt,um klar zu machen: Auch in einer Kita kann man eine Menge tun zur Vorbeugung einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Ein Bewusstsein für das Risiko, aber keine Panik
Zu Recht, schließlich hatte Heike Wallis van der Heide, Abteilungsleiterin für Kindertagesstätten bei der Awo Ennepe-Ruhr, jüngst betont: „Das Virus ist ja nicht weg. Deshalb müssen wir alles sehr bedacht machen.“ Gerade weil das große Problem im Kita-Alltag das Abstandhalten sei. Man setze aber darauf, dass Kinder das Virus nicht so stark übertragen, so Wallis van der Heide.
Holger Jahnke sagt, er fühle sich bezüglich des Infektionsschutzes gut beraten von Land und Awo, habe außerdem ein junges Erzieherinnen-Team ohne besondere Risiken. Doch in den Kitas habe es auch schon vor der Corona-Pandemie hohe Hygienestandards gegeben, jetzt setze man zusätzlich noch das um, was zum Schutz gegen Corona empfohlen wird. "Wir haben hier durchaus ein Bewusstsein für das Risiko, aber keine Panik. Und wir freuen uns auf die Kinder."
Info
Ab Montag kehrt NRW zum so genannten eingeschränkten Regelbetrieb in den Kitas zurück.
Konkret bedeutet das:
1. Das Betretungsverbot für Kitas und Kindertagespflege wird aufgehoben, die bisherige Notbetreuung für Alleinerziehende und für die, die bisher als systemrelevant galten, aufgelöst.
2. Alle Kinder dürfen wieder zu einem reduzierten Betreuungsumfang von 35, 25 und 15 Stunden pro Woche statt 45, 35, 25 in die Kita kommen. Kitas, die sich aufgrund räumlicher und personeller Kapazitäten in der Lage sehen, ein höheres Stundenangebot zu realisieren, können dies in Absprache mit den zuständigen Aufsichtsbehörden ermöglichen.
3. Fälle des Kinderschutzes und besondere Härtefälle sind beim Betreuungsumfang zu berücksichtigen.