Hattingen. Wolf Codera hat vor 15 Jahren für Hattingen die „Session Possible“ erfunden. Jetzt hat er in der Corona-Krise ein Portal für Musiker entwickelt.
Lust auf ein Pläuschchen mit dem Gitarristen von Santiano oder ein paar Tipps vom Schlagzeuger von Sting? Kein Problem: Session-Possible-Erfinder und Saxofonist Wolf Codera hat in der Corona-Krise ein Portal ins Leben gerufen, über das man Musiker buchen kann – für ein Online-Coaching, eine digitale Unterrichtsstunde oder einfach ein virtuelles Kaffeetrinken. Das Angebot „twotorials.online“ ist im Netz angekommen – und schon 250 Künstler aus aller Welt machen mit.
Das Virus hat die Künstler besonders hart erwischt. „In wenigen Tagen war alles auf Null – alle Termine abgesagt bis September“, klagt Codera. Daher hat sich der Veranstalter der erfolgreichen, jetzt aber natürlich ebenfalls auf Eis gelegten Reihe „Mission possible“ überlegt, wie er die erzwungene Ruhepause nutzen kann, um mit den Fans in Kontakt zu bleiben und gleichzeitig etwas gegen die Ebbe in der Kasse zu tun. Die Kollegen, die er angesprochen hat, waren gleich Feuer und Flamme für seine Idee. „Wir sind ja gerade alle in der gleichen Situation“, so Codera. Viel Zeit – wenig Geld. Das Portal soll das ändern.
Keine Konkurrenz für die Musikschulen
Eine Konkurrenz für die Musikschulen soll „twotorials“ dabei aber nicht sein. „Es geht darum, dass man Musiker persönlich erreichen kann, an die man sonst nicht herankommen würde.“ Was man in der gebuchten Zeit machen möchte, sei eine Frage der Absprache. „Vielleicht möchte ja jemand, dass eine Begleitstimme für seinen Song eingespielt wird.“ Ein anderer brauche vielleicht Ratschläge für einen Auftritt, wolle sich ein ganz persönliches Ständchen vorspielen lassen oder einfach ein bisschen mit einem Weltklasse-Musiker plaudern. „Als Gutschein ist das auch ein tolles Geschenk für alle Hobbymusiker“, wirbt Codera für seine Idee.
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Was das musikalische Online-Date kostet, hänge ganz von den persönlichen Wünschen ab. Aber mindestens ein Euro pro Minute, so hat es Codera mit allen Beteiligten vereinbart. 15 Euro kostet zudem die verpflichtende Viertelstunde zum Kennenlernen. Der Rest sei variabel. „Ein eingespieltes Stück kostet natürlich mehr als ein Kaffeetrinken“, so der Musiker. Der Preis werde zwischen Coach und Kunde ausgemacht. Codera: „Mit der Bezahlung habe ich nichts zu tun.“
Mit dem Portal will er zunächst kein Geld verdienen
Auch mit dem Portal selbst will der Saxofonist und Klarinettist zunächst kein Geld verdienen. Bis 1. Juli ist die Teilnahme für die Musiker – die übrigens alle von Codera auf Qualität geprüft werden – kostenlos. Erst danach will er über Gebühren die Kosten für Technik und Arbeit wieder reinholen – langfristig gesehen.
Denn auch nach der Corona-Krise soll „twotorials“ weiterlaufen. „Das wird eine Findemaschine für Musiker, die man sonst nie finden konnte“, so Codera. Seine Idee, aus der Not geboren, könne so zu einem weltumspannenden Projekt werden. Das Portal erreicht man im Netz unter twotorials.online