Hattingen. Mehr als acht Wochen sind vergangen seit dem ersten Corona-Fall in Hattingen und dem EN-Kreis. Das sagt die Amtsärztin zur weiteren Entwicklung.

Mehr als acht Wochen sind vergangen, seit am 10. März mit einer 61-jährigen Hattingerin die erste Bürgerin des Ennepe-Ruhr-Kreises positiv auf Covid 19 getestet worden ist. Bis Mittwoch (6.5.) hat es in Hattingen insgesamt 64, im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis 401 bestätigte Corona-Fälle gegeben - bei zuletzt nur noch wenigen Neuinfektionen. Doch auch, wenn Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein die Entwicklung der Infektionszahlen im EN-Kreis einen Erfolg nennt: Die zunehmenden Lockerungsmaßnahmen verfolgt sie mit einer gewissen Skepsis.

Amtsärztin: Auch ein leichter Anstieg der Neuinfektionen muss uns eine Warnung sein

"Auch ein leichter Anstieg der Neuinfektionen muss uns eine Warnung sein", sagt Klinke-Rehbein. "Wir müssen intensiv verfolgen, wie sich die Lockerungen auswirken, diese engmaschig begleiten und schauen, ob nicht doch noch eine zweite Corona-Infektionswelle kommt."

Die drei gemeldeten neuen Corona-Fälle am Mittwoch (darunter auch ein Hattinger Fall, damit gibt es hier aktuell zehn Corona-Erkrankte) nach drei Tagen ohne jegliche Neuinfektion seien angesichts eines solchen Szenarios sicher "nicht viel", so die Amtsärztin. "Aber wir müssen trotzdem weiter vorsichtig sein. Wenn zu viele Lockerungen auf einmal zugelassen werden, besteht die Gefahr, dass die Infektionszahlen wieder deutlich ansteigen."

Die "Summe der Maßnahmen" zur Eindämmung der Pandemie habe bislang Wirkung gezeigt

Zurzeit allerdings stehe der EN-Kreis im NRW-weiten Vergleich ganz gut da. So verzeichnen von den insgesamt 53 Kreisen und kreisfreien Städten des Landes seit Ausbruch der Corona-Pandemie nur 14 weniger bestätigte Covid-19-Fälle als der EN-Kreis, sagt Klinke-Rehbein. Und mit 123,3 Infizierten pro 100.000 Einwohnern sei der EN-Kreis im landesweiten Vergleichsranking sogar noch um vier Plätze besser platziert.

Die "Summe der Maßnahmen" habe hierbei Wirkung gezeigt - aus Kontaktverboten und Lockdown einerseits, der Arbeit des EN-Krisenstabes, bei bestätigten Corona-Fällen die Kontaktpersonen ausfinden zu machen und Quarantäne anzuordnen, anderseits. Aus diesem Grund wurde am 10. März auch die Realschule Grünstraße geschlossen. Denn: Zwei Enkelkinder von Hattingens erster Corona-Patientin, zu der sie kurz vor dem Positivtest Kontakt hatten, besuchen diese.

Für Bürger, die in Sorge sind, ob sie sich mit dem Virus infiziert haben, seien seit geraumer Zeit übrigens die Testkriterien gelockert worden, sagt Klinke-Rehbein. Aktuell könne sich jeder mit einer Atemwegserkrankung und Symptomen wie Husten, Schnupfen, Fieber testen lassen. Allein bis zum 29. April habe man dabei insgesamt 3814 Tests durchgeführt. Ein Testergebnis sei inzwischen nach einem Tag da.

Amtsärztin: Ein Testergebnis ist nur eine Momentaufnahme

Das Ergebnis sei allerdings "nur eine Momentaufnahme", betont die Medizinerin, die daher Tests etwa vor Besuchen in Altenheimen, wie sie ab diesem Sonntag in NRW wieder erlaubt sind, für wenig sinnvoll hält. "Ein negativer Test bei einem Bürger, der seinen Angehörigen erst zwei Tage später besucht, wöge diesen womöglich in falscher Sicherheit." Besser, so Klinke-Rehbein, sei es, auf die bekannten Schutzmaßnahmen zu setzen - Trennwände, Mund-Nasen-Schutze, Abstandsregeln. Die Einrichtungen erarbeiteten dabei gerade Besuchskonzepte: "Wir als Kreis werden ganz genau hinschauen, ob diese funktionieren."

Corona-Statistik

Zu den bislang 13 Corona-Toten im Ennepe-Ruhr-Kreis gehören auch zwei 89 und 86-jährige Hattinger. Sie hatten beide Vorerkrankungen, waren am Ostersamstag bzw. Ostersonntag aber an den Folgen ihrer Corona-Virus-Infektion gestorben, betont Dr. Sabine Klinke-Rehbein.

Ein am 22. April verstorbener 85-jährige Gevelsberger war zwar ebenfalls positiv auf das Corona-Virus getestet worden, hatte aber gleichzeitig vorhandene andere Erkrankungen. Da er von seiner Corona-Infektion zum Todeszeitpunkt aber noch nicht genesen gewesen sei, so Klinke-Rehbein, müsse er ebenfalls als Corona-Toter gezählt werden. "Ob an oder mit Corona gestorben, das wird in solchen Fällen statistisch nicht unterschieden." Nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts fließe jeder Tote in die Corona-Statistik mit ein, der an oder mit einer aktuell bestehenden Corona-Infektion verstorben ist.