Hattingen. Kreative Mutmacher in Corona-Zeiten: Zur Diamantenen Hochzeit fährt eine Cabrio-Kolonne vor. Und vom Balkon gibt’s jeden Abend Keyboard-Klänge.

Anderen Menschen eine Freude bereiten kann man auch in den kontaktlosen Corona-Zeiten. Hildegard und Heinz auf’m Kamp wurden von ihrer Familie mit einem Autokorso am Donnerstagabend zu ihrer Diamantenen Hochzeit überrascht, Und Walter Schulte erfreut seine Nachbarn jeden Abend mit einem kleinen Balkonkonzert.

Tränen der Rührung und der Freude fließen bei Hildegard auf’m Kamp, als ihre Familie in einer kleinen Cabrio-Kolonne vor ihrem Haus auftaucht. Mit einem lauten Hupkonzert haben sich Sohn Arnd und die restliche Familie angekündigt.

Die Überraschung der Familie ist mehr als gelungen

Aus ihren Cabrios heraus wedeln die kleinen und großen Familienmitgliedern mit selbst gebastelten Fahnen, auf denen das Hochzeitsdatum stand: 23.4.1960. Hildegard und Heinz fehlen die Worte. Und als das Lied „Ein schöner Tag“ (Amazing grace) aus den Radioboxen eines Autos ertönt und Rosenblätter auf der Straße verteilt werden, strahlt das Hochzeitspaar voller Freude.

Die Überraschung der Familie ist mehr als gelungen. „Ich wusste von nichts und bin völlig baff“, sagt Hildegard auf’m Kamp. „Eigentlich war ja wegen der Corona-Zeit nichts geplant – und dann so etwas.“ Die Musik lockt mit der Zeit auch einige Nachbarn an, die dem Paar über die Straße hinweg ihre Glückwünsche für 60 gemeinsame Ehejahre zurufen.

Jeden Abend um 19 Uhr geht es los

Live-Musik gibt es seit zwei Wochen täglich in Winz-Baak zu hören. Walter Schulte, der verdiente Kirchenmusiker, hat sein Keyboard auf seinem Balkon positioniert und erfreut seine Nachbarn mit den Klängen bekannter und traditioneller Musik. Jeden Abend um 19 Uhr geht es los, an den Wochenenden spielt Schulte schon um 10 Uhr morgens.

Walter Schulte macht jeden Abend von seinem Balkon an der Dahlhauser Straße aus Musik.
Walter Schulte macht jeden Abend von seinem Balkon an der Dahlhauser Straße aus Musik. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Als Schulte am Donnerstagabend erst ein paar Minuten verspätet auftaucht, warten seine Nachbarn auf ihren Balkons schon ungeduldig. Für sie gehört das kleine Konzert jeden Abend schon zum Corona-Alltag dazu. Sie stehen mit selbst vorbereiteten Liedzetteln bereit.

Nachbarin grüßt mit Ruhrpott-Flagge

Zum Einstieg spielt Walter Schulte auf seinem Keyboard die Europa-Hymne. Es folgt das Steigerlied, textsicher und ohne auf ihren Zettel sehen zu müssen, singt Margret Heinenberg mit. Schultes Nachbarin, die über seiner Wohnung wohnt, hat außerdem eine große Ruhrpott-Flagge am Balkon hängen.

Auch bei den nächsten Liedern merkt man schnell, in welchem Teil Deutschland man sich befindet. Walter Schulte lässt erneut die Finger fliegen und es ertönt die Vereinshymne des Fußballvereins FC Schalke 04.

„Da müssen wir besonders laut singen, der Club braucht ja gerade jede Menge Unterstützung“, ruft eine Nachbarin und spielt damit auf die finanziellen Schwierigkeiten des Clubs an.

Besonders schön war es am Ostermontag

Besonders laut wird es aber erst beim darauffolgenden Lied, denn beim Winz-Baaker Lied, das mit der Textzeile „Mein Oberwinzerfeld mit Rauendahl verbunden“ beginnt, können alle Nachbarn mitsingen.

Seit Ostersamstag spielt Walter Schulte jeden Tag ein kleines Balkonkonzert und das soll auch noch ein wenig so weitergehen. Besonders schön sei es am Ostermontag gewesen, so der leidenschaftliche Pianist. Er habe von seinem Balkon aus gespielt und die Nachbarn standen mit ausreichend Abstand zueinander im Hof und machten sich einen besonderen musikalischen Abend.