Hattingen. Ein Alkoholiker wird vom Gericht in Hattingen zu 2,5 Jahren Gefängnis verurteilt. Deshalb halten die Juristen eine Therapie für aussichtslos:

Für weitere zwei Jahre und sechs Monate muss ein 35-Jähriger in Haft, der zurzeit noch eine Strafe im Gefängnis verbüßt. Räuberische Erpressung, Diebstahl und Nötigung in mehreren Fällen räumte er vor Gericht ein. Einig waren sich Richter, Staatsanwältin und Verteidiger, dass der schwer alkoholabhängige Mann eigentlich eine Therapie machen müsste. Dazu war er auch bereit. „Aber die Deutschkenntnisse des Polen sind dermaßen gering, dass eine Therapie aussichtslos ist“, stellten die Juristen fest.

Zwei Flaschen Wodka am Tag und Amphetamine

Zwei Flaschen Wodka pro Tag, dazu Amphetamine sind der normale Konsum des Mannes. So wurde klar, dass er alle Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen hat. Zwei davon nur zwei Tage, nachdem er verurteilt worden war.

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Die überwiegende Zeit seines Lebens verbrachte der Angeklagte hinter Gittern. „Schon in seiner Heimat verbüßte er eine zehnjährige Haftstrafe“, berichtete der Gutachter, den das Gericht nach der ersten Verhandlung in diesem Fall im November 2019 beauftragt hatte.

Gutachter: Frühe dissoziale Störung

Eine psychische Störung, hatte der Gutachter aber nicht feststellen können. Es habe sich zwar schon in der Grundschule eine „dissoziale Störung“ gezeigt und seine Eltern hätten bei der Erziehung keine Grenzen gesetzt, aber der Angeklagte habe Gewalt gezielt eingesetzt.

So war er in der Notunterkunft an der Werkstraße in das Zimmer eines Nachbarn eingedrungen, der seiner Meinung nach zu laut Selbstgespräche führte, und hatte gesagt, er solle damit aufhören. Als er weiterhin nicht schlafen konnte, nahm er zwei Küchenmesser mit 30 Zentimeter langen Klingen und drohte dem Nachbarn. „Ich wollte ihm Angst machen“, räumte der 35-Jährige ein.

Haft hätte im März geendet

Das zweite Mal drang er in ein Zimmer eines anderen Bewohners ein, ließ Kleingeld mitgehen, nahm ihm den Zimmerschlüssel ab, drohte mit Schlägen und verlangte 50 Euro.

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Außerdem wurde ihm vorgeworfen, in einem Netto-Markt Dosen und Flaschen gestohlen zu haben. Als er erwischt wurde, warf er dem Kontrolleur die Flaschen vor die Füße und suchte das Weite.

Der Verteidiger bat darum, bei dem Angeklagten ein milderes Strafmaß anzuwenden, weil er bereit wäre, eine Therapie zu machen und die Taten eingeräumt habe. Im Urteil wurde ein ganzes Bündel von Strafen einbezogen. Die Haftstrafe, die er zurzeit absitzt, hätte - verkürzt - im März geendet. Jetzt wird sich die Haft wieder deutlich verlängern.