Hattingen. Landwirt Peter Oberdellmann aus Hattingen-Holthausen vermarktet seine Kneibel-Eier jetzt direkt – es gibt sie in einem Automaten in Hofnähe.

Frische Eier aus dem Automaten können Kunden ab sofort und rund um die Uhr am Salzweg kaufen, gelegt von den 470 Hennen, die Peter Oberdellmann wenige 100 Meter entfernt in einem mobilen Hühnerhaus hält. Gereift ist die Idee rund um Produktion und Direktvermarktung der Kneibel-Eier beim Besitzer des gleichnamigen Hofes dabei schon seit einigen Jahren.

Auswählen, Nummer und Geld eingeben: Der Eierkauf ist ein Kinderspiel

Landwirt Peter Oberdellmann inmitten seiner Hühner.
Landwirt Peter Oberdellmann inmitten seiner Hühner. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Erst die gewünschte Packung Eier auswählen, dann die zum Fach zugehörige Nummer eingeben und das Gerät mit Hartgeld oder Fünf-, Zehn- oder Zwanzig-Euro-Scheinen füttern: Für Konsumenten ist der Eierkauf per Automat ein Kinderspiel, sogar Wechselgeld gibt der videoüberwachte, in einem kleinen Holzhaus stehende Apparat, der die Eier auch noch kühlt oder bei Minustemperaturen wärmt, heraus.

Den Eierautomaten befüllen Peter Oberdellmann (46), seine Lebensgefährtin Anja Dahlhaus (52) und Hof-Mitarbeiterin Anna Ramperez (30) täglich frisch mit neuen handverlesenen Exemplaren, alle abgepackt in Papp-Kartons. Zwölf Kneibel-Eier von Junghennen (Größe S) kosten dabei 4 Euro, zehn Kneibel-Eier der Größe M/L 4,50 Euro. Diese Geschäftsidee, in deren Verwirklichung Peter Oberdellmann insgesamt eine sechsstellige Summe investiert hat, solle schließlich das dritte Standbein seines Hofes werden – zusätzlich zur Milchviehhaltung und der Vermietung von Ferienwohnungen, betont der Hattinger. Sie müsse sich daher über kurz oder lang finanziell rechnen.

Seine Eierproduktion ist dem Landwirt und Agrarökonom eine Herzensangelegenheit

Anna Dahlhaus zeigt einen Karton mit Eiern aus dem Eier-Automaten von Peter Oberdellmann am Salzweg.
Anna Dahlhaus zeigt einen Karton mit Eiern aus dem Eier-Automaten von Peter Oberdellmann am Salzweg. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Eine Herzensangelegenheit ist dem Landwirt und Agrarökonom seine Art der Eierproduktion und -vermarktung aber trotzdem. Schließlich hatte er, als er auf einer Messe in Hannover 2017 erstmals einen mobilen Hühnerstall sah, sofort gedacht, dass diese Art der Hühnerhaltung seinen ökologischen Ansprüchen gerechter wird als die in einen stationären Stall.

Legehennen nämlich, die frei gehalten werden, nutzen die Auslauffläche im stallnahen Bereich höchst intensiv, gerade weil sie sich als Fluchttiere nicht weit vom Stall wegbewegen. Die Folge? „Die Auslauffläche im stallnahen Bereich ist bereits nach kurzer Zeit abgeweidet“, erklärt Peter Oberdellmann. Zudem werde eine solche Fläche durch den Hühnerkot auf Dauer überdüngt. Bei seinem mobilen Stall gebe es derartige Probleme nicht.

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Alle zehn bis 14 Tage versetzt der 46-Jährige diesen dabei – mit Hilfe eines Treckers, indes ausschließlich auf den an den Hof angrenzenden Wiesenflächen. Denn zugelassen für den Straßenverkehr ist Peter Oberdellmanns mobiler Hühnerstall nicht.

Solarbetriebenen Stromanlage und Astrouhr regeln die Lichtverhältnisse im Innern

Alle zehn bis 14 Tage wird das mobile Hühnerhaus auf einer Wiese neben der Straße Am Kneibel in Hattingen versetzt.
Alle zehn bis 14 Tage wird das mobile Hühnerhaus auf einer Wiese neben der Straße Am Kneibel in Hattingen versetzt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Aber eine Unterkunft vom Feinsten: mit einer solarbetriebenen Stromanlage und einer Astrouhr, die die Lichtverhältnisse im Innern des Hühnerhauses regelt. Mit Staubbädern zum Schutz seiner Hühner, die er bei einem Züchter in Wuppertal gekauft hat, vor Milben. Und mit insgesamt sechs Legenestern, die mit Dinkelhülsen ausgestreut sind, weil in denen die Eier besser versinken.

Täglich um die 400 Eier holen Anja Dahlhaus und Anna Ramperez dabei aus dieser Spreu, kurze Zeit später können Kunden diese dann am Automaten kaufen.

Von Anforderungen und Auswirkungen auf die Preise

Die ökologischen Anforderungen an landwirtschaftliche Betriebe , glaubt Peter Oberdellmann, werden in den nächsten Jahren weiter steigen.

„Wenn ich allerdings Standards für Tierwohl, Gewässerschutz und anderes erhöhen will, dann müssen die Menschen, die sich um die Einhaltung der Vorschriften bei der Lebensmittel-Produktion kümmern, auch entsprechend entlohnt werden. Und dies bedeute eben auch, „dass Verbraucher bereit sein müssten, angemessene Preise zu zahlen“, so der stellvertretende Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes.

Dabei kommuniziert der Apparat sogar mit den Eier-Kunden. „Vielen Dank für Ihren Einkauf, die Hühner bitten um einen Moment Geduld“, lässt er sie kurz nach dem Geldeinwurf lesen. Und wünscht ihnen beim Erhalt der Ware: „Guten Appetit“.