Hattingen. Linksjugend in Hattingen fordert, rassistische Bücher, u.a. von Thilo Sarrazin, aus der Bibliothek zu entfernen. Bürgermeister ist gegen Zensur.

Einen „Offenen Brief gegen die rassistischen Bücher in der Bibliothek Hattingen“ hat Aktivist Clemens Jost für die Linksjugend geschrieben. Darin fordert er unter anderem, vier Bücher zu entfernen und keine Medien von rechtsextremen Autoren und Verlagen mehr anzuschaffen. Konkret geht es unter anderem um ein Buch des ehemaligen SPD-Finanzsenators Thilo Sarrazin. Bürgermeister Dirk Glaser hat zur Forderung der Linksjugend eine klare Meinung: „Diese Bücher stehen nicht auf dem Index. Eine Stadtbücherei hat den Auftrag, Meinungsbildung zu fördern und nicht, Zensur auszuüben.“

Bürgermeister verteidigt Meinungsfreiheit

„Mehr als befremdlich“ findet Glaser die Vorgehensweise, einen Offenen Brief zu schreiben und nicht das Gespräch zu suchen. „Wir wollen eine Diskussion über das Thema, deswegen haben wir diesen Weg gewählt“, hält Aktivist Jost dagegen.

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Man könne nicht, so Glaser, mündigen Bürgern vorschreiben, was sie zu lesen haben und was nicht. „Es gibt in Deutschland Meinungsfreiheit und daran halten wir uns, das ist ein hohes Gut. Es gibt rechte und linke Hetze. Solche Bücher muss niemand gut finden, aber sie sind nicht verboten.“

Auch Lob der Linksjugend für die Stadtbibliothek

Um diese Bücher geht es der Linksjugend

Die Linksjugend Hattingen möchte vier Bücher, die „rassistische, sexistische und antidemokratische Hetze verbreiten“, aus der Bücherei entfernen lassen.

Es sind: „Finis Germania“ von Rolf Peter Sieferle, „Gender ohne Ende – oder was vom Manne übrig blieb“ von Ellen Kositza. Außerdem „Mekka Deutschland – die stille Islamisierung“ von Udo Ulfkotte und „Feindliche Übernahme – wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“ von Thilo Sarrazin.

Ein Buch mit linker Hetze falle ihm jetzt nicht ein, sagt Jost. „Außerdem ist es eine Frechheit von Herrn Glaser, Rechtsextreme und Linksextreme miteinander zu vergleichen. Linksextreme haben vielleicht die falschen Mittel, aber Rechtsextreme die falschen Ziele. Ich weiß nicht, ob Bürgermeister Glaser Meinungsfreiheit verstanden hat.“

Die Aktivisten der Linksjugend Hattingen sähen die Stadtbibliothek als wichtige und besonders fördernswerte Bildungseinrichtung, so Jost. Sie ermögliche auch ärmeren Menschen den Zugang zu Bildung und somit gesellschaftlicher Teilhabe. Dass sich die Bibliothek im Rahmen von „Demokratie Leben“ öffentlich gegen Rassismus positioniert habe, fänden sie mutig und wichtig.

Verbreitung rassistischen Gedankenguts

„Auch, dass aktuell Bücher gegen Rechtsextremismus direkt am Eingang präsentiert werden, ist in unserer politisch angespannten Zeit lobenswert.“ Ebenfalls finde es die Linksjugend gut, dass die Stadtbibliothek mit ihrem Sortiment ein breites Meinungsspektrum anbiete. Gerade das Vorhandensein von fundierter Religionskritik werde begrüßt.

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Aber leider seien ihnen in letzter Zeit auch Schriften aufgefallen, die rassistische, sexistische und antidemokratische Hetze verbreiteten. Durch das Ausstellen solcher Pamphlete „nicht im Regal, sondern in der Auslage“ sorge die Stadtbibliothek für eine Legitimierung und Verbreitung von rassistischem und rechtem Gedankengut.

Bürgermeister regt öffentliche Diskussion an

Das alles werde finanziert von der „antirassistischen Mehrheit in der Stadt“. Wie gefährlich Rassismus sei, hätten jüngst die Morde von Kassel, Halle und Hanau gezeigt. Bürgermeister Dirk Glaser erklärte, er werden dem Leiter der Bibliothek vorschlagen, eine öffentliche Diskussion zu veranstalten, die sich mit der Thematik und dem Auftrag einer städtischen Bibliothek befasst.