Hattingen. Tierfreunde werfen der Stadt Hattingen vor, Rettungsmaßnahmen viel zu spät zu ergreifen. Erst am 27. Februar will die Kommune aktiv werden.
Gerd Walther von der Aktionsgemeinschaft Winzermark (AGW) ist fassungslos. Seit über einem Jahr bemüht sich der aktive Umweltschützer mit Mitstreitern aus dem Bündnis, bei der Stadt Gehör zu finden.
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„Durch den Klimawandel beginnt die Krötenwanderung früher als in kalten Jahren. Also müssen Schutzmaßnahmen für die Amphibien früher aufgestellt werden. Aber da rennen wir bei der Stadt vor Wände“, sagt der 79-Jährige. Zum wiederholten Mal kam vom Fachbereich Stadtplanung jetzt die Antwort: „Wie Ihnen bereits … mitgeteilt wurde, beginnt der Amphibienschutz am 27. Februar 2020 und endet voraussichtlich am 9. April 2020.“
Am Mittwochmorgen erreichte ihn erneut eine Mail der Stadt
„Dass Kröten und Frösche bereits jetzt wandern, scheint die Stadt Hattingen und das Umweltamt in Bochum, das den Zeitplan vorgibt, nicht zu interessieren“, ärgert sich Walther. Am Mittwochmorgen erreichte ihn erneut eine Mail der Stadt. Darin heißt es, dass man das Umweltamt in Bochum und auch das Umweltamt des Ennepe-Ruhr-Kreises kontaktieren werde, falls der Zeitraum verlängert werden sollte.
Und Walther wird gebeten, mit dem Umweltamt Kontakt aufzunehmen, da die Absperrmaßnahmen auf den Straßen keine ausreichende Sicherheit für die Amphibien böten. „Es geht doch nicht darum, dass Absperrmaßnahmen verlängert werden, sondern dass sie jetzt sofort ergriffen werden und man nicht bis zum 27. Februar warten kann. Über 20 Kröten und Frösche sind bisher schon überfahren worden“, betont Gerd Walther.
Im vergangenen Jahr wurden 800 Amphibien überfahren
Was sofort benötigt werde, seien Schilder, Blinklichter und Baken, die auch in früheren Jahren immer aufgestellt wurden. Im vergangenen Jahr allerdings ebenfalls viel zu spät. Da wurden 800 Amphibien überfahren. Auch da fruchtete das Argument der Umweltschützer ebenso wenig, dass man mit den Schutzmaßnahmen früher beginnen müsse.
Der 79-Jährige hatte im Spätherbst 2019 die Idee, einen Krötenzaun aufzustellen, und beantragte Mittel bei der Stadt. „Die wurden auch sofort genehmigt. Wir haben uns dann mit allen Fachleuten, dem Bund für Umwelt- und Naturschutz, Martin Maschka von der Wildnisschule Ruhr und der Polizei, vor Ort getroffen. Es stellte sich aber heraus, dass ein 100 Meter langer Zaun, wie von der Stadt vorgeschlagen, an der Winzermarkstraße nicht realisiert werden kann. Bedingt durch die Hanglage und einen Betonboden kann man ihn nicht anbringen.“
„Es gab aber leider immer nur dieselbe Antwort“
Seit Anfang Februar ist die Stadt deshalb viermal mit der Bitte angeschrieben worden, die Standardausrüstung, zwei Warnschilder „Krötenwanderung“ und zwei Blinklichter zu verdoppeln und zusätzlich zwei Baken aufzustellen. Und zwar sofort. „Außerdem habe ich zweimal mit der Stadt telefoniert und das Problem geschildert“, sagt Walther. „Es gab aber leider immer nur dieselbe Antwort, dass der Amphibienschutz am 27. Februar beginnt“, sagt der aktive Bürger.
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„Es ist richtig, dass wir uns mit der Stadt Bochum abstimmen. Die geht davon aus, dass Ende des Monats die Wanderung richtig losgeht, obwohl auch dort bekannt ist, dass Kröten jetzt schon wandern“, teilt Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger mit. Außerdem könne es auch sein, dass es noch einmal kalt wird und die Kröten nicht mehr wandern.
Polizei sieht keine Möglichkeit für Umleitungen
„Dann stehen die Baken da, die wir eigentlich für den Rosenmontagszug benötigen, denn so viele haben wir auch nicht“, so der Stadtsprecher. Es sei auch nicht so einfach, freiwillige Helfer zu organisieren, denn die Baken müssten ja abends hingestellt und morgens wieder weggeräumt werden.
Auch die Polizei, so Walther, habe keine Möglichkeit gesehen, in den Nachtstunden durch Hinweisschilder den Verkehr weg von der Winzermarkstraße auf andere Straßen umzuleiten.