Hattingen. . Jeder zehnte Hattinger kann seine Rechnungen nicht begleichen. Der Westen der Stadt gehört zu den schuldenärmsten Bereichen des Ruhrgebiets.

Erneut ist die Zahl der überschuldeten Hattinger leicht angestiegen. In etwa jeder zehnte Bürger kann seine Rechnungen nicht mehr begleichen, hat der Verband Credit­reform in seinem Schuldner-Atlas ausgerechnet. In den Auswertungen zeigt sich: In der Innenstadt wohnen die meisten Hattinger, die Schulden haben.

Seit Jahren ist es der Postleitzahlenbereich 45525, also Mitte, der besonders in den roten Zahlen steht. Im Creditreform-Analysebereich Witten/Hattingen/Wetter sind dort die größten Veränderungen zum Negativen zu beobachten. „Zwar ist die Situation in den meisten anderen Ruhrgebietsstädten deutlich alarmierender, doch sind die Quoten in Witten, Wetter und Hattingen seit unserer ersten Erhebung im Jahr 2004 überall angestiegen“, sagt Wolfgang Scharf, Geschäftsführer der Creditreform Dortmund/Witten.

Über dem Landesschnitt

Seitdem wuchs die Überschuldung in Mitte „verhältnismäßig stark“ – um 2,83 Prozent. Damit liegt dieser Bereich auch über dem bundesdeutschen und nordrhein-westfälischen Landesschnitt von 10,04 und 11,69 Prozent). Insgesamt sitzen in der Innenstadt fast 13 von 100 Hattingern in der Schuldenfalle. In den anderen Postleitzahlenbereichen 45527 und 45529 sind es 8,76 beziehungsweise 7,69 Prozent der Bürger. Letzterer mit Niederwenigern und dem Hügelland war zuletzt unter den 20 schuldenärmsten Bereichen des Ruhrgebietes.

© Miriam Fischer

Als besonders auffällig beschreibt Wolfgang Scharf die Verteilung zwischen Männern und Frauen. So seien deutlich mehr Männer verschuldet. Allerdings nehme die Zahl der Frauen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können merklich zu, die der Männer dagegen nehme tendenziell eher ab.

Alle Altersklassen und Schichten

Als Ursachen für die aktuelle Verschuldungssituation sieht Scharf ein ganzes Bündel an Gründen. So sind die Hauptursache Arbeitslosigkeit, Erkrankungen, Sucht oder auch Unfälle. Außerdem mangele es Scharf zufolge vielen – gerade jungen – Konsumenten an der nötigen Finanzkompetenz. Das beobachtet auch die Hattinger Schuldnerberatung bereits seit längerem. Zwar seien grundsätzlich alle Altersklassen und alle Schichten von Schulden betroffen , allerdings gab es schon im vergangenen Jahr einen Anstieg bei den jüngeren Verschuldeten, erklärte Michael Richter.

In die Schuldenfalle locke zunehmend der Einkauf per Mausklick. Noch immer würden hier versehentlich Abonnements abgeschlossen und Kündigungsfristen dann übersehen.

Auch die Altersarmut werde zunehmend eine Thema. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren merklich gestiegen.