Hattingen. Der Chefarzt der Chirurgie in Hattingen kritisiert die Entscheidung des Bundestages zur Organspende. Er erklärt, dass auch Ältere spenden können.
Monatelang wurde debattiert. Jetzt hat der Bundestag über eine Grundsatzfrage entschieden: Es bleibt bei der Organspende bei der Zustimmungsregelung. Der neue Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses, Dr. Andre Sander, sagt unterdessen klar: „Ich hätte mich gefreut, wenn Gesundheitsminister Jens Spahn mit seinem Vorschlag, der Widerspruchslösung durchgekommen wäre.“
Kaum jemand füllt den Organspendeausweis aus
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Diese Lösung besagte, dass man einer Organentnahme aktiv widersprechen muss. Dem folgten die Abgeordneten aber nicht. Damit bleiben in Deutschland Organspenden weiter nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. „Ich vermute, dass sich zum bisherigen Zustand nicht viel ändern wird, denn viele Menschen werden einfach zu träge sein, so einen Ausweis auszufüllen“, meint der 42-Jährige.
Seit Jahren gibt es in Deutschland viel zu wenig Spender. Das merken auch die Ärzte im EvK. „Es kommt maximal ein- bis zweimal im Jahr vor, dass ein Patient, der gestorben ist, als Organspender gemeldet werden kann “, weiß der Leitende Arzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stefan Winkelmann. „Dabei ist längst klar, dass zum Beispiel auch ältere Menschen, ihre Organe an andere ältere Menschen spenden könnten“, sagt der 53-Jährige, der schon seit 2006 im Hattinger Krankenhaus arbeitet. Voraussetzung und einziges Kriterium für eine Organspende ist immer der Hirntod, der von zwei unabhängigen Medizinern festgestellt werden muss.
Auch Senioren können jetzt Organe spenden
Früher sei man davon ausgegangen, dass ein Senior einem jungen Menschen kein Organ spenden sollte. Also kamen Ältere nicht als Spender in Frage. „Das hat sich aber grundlegend geändert“, betont Andre Sander. „Es kann ein 65-Jähriger durchaus einem 70-Jährigen ein Organ spenden.“ Klar müsste eigentlich eins sein, so Winkelmann: „Jeder, der bereit wäre, ein Organ zu empfangen, müsste auch bereit sein, ein Organ zu spenden. Das ist ja nur fair.“
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Die wenigen Fälle, die im Evangelischen Krankenhaus im Jahr in Frage kommen, laufen immer nach dem vorgeschriebenen Verfahren ab. „Wenn klar ist, dass eine verstorbene Person zur Organspende bereit ist, rufen wir die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DOS) an. Diese leitet im nächsten Schritt alle nötigen medizinischen Untersuchungen des Spenders ein und erklärt dann, ob sich die Organe zur Spende eignen und kein Risiko für den Empfänger besteht.
Deutsche Stiftung Organtransplantation übernimmt Entnahme
Eine Organentnahme wird im Operationssaal unter gleichen Bedingungen durchgeführt wie jede andere Operation. Die DOS stellt dazu ein Entnahmeteam zur Verfügung. Das Entnahmekrankenhaus stellt das Anästhesieteam und die OP-Pflegekräfte. „Aber bisher ist und bleibt wohl die Möglichkeit, Organspender zu nennen, die Ausnahme“, schätzen die beiden Chirurgen.