Hattingen. Für Intensivmediziner Kampa ist die geringe Zahl der Spender das Dilemma.Er wirbt um mehr Zustimmung und weist finanzielle Interessen zurück.

  • Für Intensivmediziner Kampa ist die geringe Zahl der Spender das Dilemma
  • Er wirbt um mehr Zustimmung und weist finanzielle Interessen zurück
  • Spendenbereitschaft nach den Skandalen bei Organtransplantationen nachgelassen

Hat Deutschland zu wenig Organspender? Oder melden die Kliniken Transplantationsorgane erst gar nicht, weil es zu wenig Geld bringt? Prof. Ulrich Kampa, Transplantationsbeauftragter des Evangelischen Krankenhauses, sagt dazu zweierlei: „Ich mag Medizin nicht rein ökonomisch denken.“ Und: „In den 27 Jahren, in denen ich jetzt hier als Intensivmediziner arbeite, hat es um die 20 Organentnahmen gegeben. Pro Jahr würde das EvK vielleicht vier Patienten melden, die als Organspender überhaupt in Frage kommen.

Bei einer Transplantation gehe es um viel mehr als um die reine Entnahme von Organen. Denn das ist die Aufgabe der Kliniken, wenn sie einen Patienten haben, der Organspender sein könnte. Die Transplantation selbst veranlasst und führt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) durch.

Zwei Ärzte müssen zweimal prüfen

„Die Frage, ob sich eine Entnahme lohnt oder nicht, dürfen wir nicht stellen. Dann sollten wir gleich aufhören“, erklärt Kampa. Das Thema sei eng mit ethischen Fragen verbunden. „Wir sind als Ärzte für die Patienten da, die stehen im Vordergrund und nicht finanzielle Aspekte.“ Die Regeln zur Feststellung des nicht mehr behebbaren Hirntodes seien eine Muss-, keine Kannvorschrift. Danach richte sich die Klinik auch, zumal ja an Ort und Stelle alle nötigen Fachrichtungen vorhanden seien.

Wenn bei einem Patienten abzusehen ist, dass der Hirntod eintritt, spreche man mit den Angehörigen, ob sie mit einer Organentnahme einverstanden sind, und informiere die DSO. Denn selbst wenn der Patient einen Organspendeausweis hat, könnten die Angehörigen Einspruch einlegen. Belastend sei eine Organentnahme immer, erklärt Kampa. Und zwar für alle Beteiligten. Die Diagnostik aber ist streng vorgeschrieben. Zwei Mediziner – ein Anästhesist und ein Neurologe – müssen zweimal prüfen, ob der Hirntod eingetreten ist. Zwischen der ersten und der zweiten Untersuchung liegen in der Regel 24 Stunden. Da werden die klassischen Untersuchungen gemacht, ob zum Beispiel die Pupillen auf Licht reagieren, mit Ultraschall wird gemessen, ob Hirnströme noch vorhanden sind.

Es gibt einfach zu wenige Spender

„Aber wir haben einfach viel zu wenig Spender“, betont der Intensivmediziner. Und häufig stelle sich die Frage nach einer Organentnahme überhaupt nicht. Wenn etwa ein Motorradfahrer verunglückt sei und er sterbe an schweren Verletzungen im Lungenbereich, komme er als Organspender überhaupt nicht in Frage. „Bei der Organspende geht es immer nur um die Feststellung des Hirntodes.“

Wie auch viele andere Ärzte betonen, hat die Spendenbereitschaft nach den Skandalen bei Organtransplantationen vor einigen Jahren deutlich nachgelassen. Damals hatten einige Ärzte gegen Bezahlung dafür gesorgt, dass Patienten schneller eine Organspende bekamen.