Hattingen. Für eine flexiblere Betreuung an Schulen setzt sich Anika Schröder aus Hattingen ein. Sie schildert an eigenem Beispiel, warum das notwendig ist.

Eine flexiblere Kinderbetreuung in Hattingen wünscht sich Anika Schröder. Darum kämpft sie seit Jahren – und sieht erstmals die Chance, dass sich etwas bewegt.

„Es hat zum ersten Mal einen Fortschritt in kürzester Zeit gegeben“, erklärt sie. Im Oktober 2019 hatte sie in der Ratssitzung ihr Anliegen der modularen Betreuung vorgetragen. „Da hatte ich dann eine detaillierte Antwort bekommen, aber es gab noch Klärungsbedarf.“ Schuldezernent Matthias Tacke lud sie zum Gespräch ein. „Er war dann leider krank, aber mit Miriam Mansel-Lingemann, die für das Thema im Fachbereich zuständig ist, habe ich mich zwei Stunden sehr gut ausgetauscht.“


Die Einschulung ihres heute achtjährigen Sohnes löste 2016 das Engagement von Anika Schröder aus. „Da kommt man aus dem Kindergarten mit einer guten Betreuung und wundert sich.“ Mittagessen wollte sie ihm selbst kochen, die Hausaufgaben betreuen. „Der Ganztag war mir zu starr.“ Also „habe ich meinen Joballtag umgeswitcht“, erklärt die kaufmännische Angestellte. Sie stand um 4.30 Uhr auf, machte sich auf den Weg zur Arbeit. Ihr Mann übernahm morgens die beiden Kinder. „Er ging später zur Arbeit, kam dafür dann aber erst um 20 Uhr nach Hause.“ Anstrengend sei das gewesen.

Und weil ihr Sohn „nur“ in der verlässlichen Vormittagsbetreuung bis 13.20 Uhr war, hatte er keine Ferienbetreuung. „Ich musste für die Ferien kostenpflichtige Angebote wie ein Tennis-Camp buchen. Wir mussten dann wie viele den Urlaub splitten.“

Im Dezember 2016 nahm sie erstmals Kontakt zur Stadt Hattingen auf. 2017 sprach sie bereits im Jugendhilfeausschuss vor. Ihr Anfrage damals sei unbeantwortet geblieben. „Man sagte, es hätten die Kapazitäten gefehlt.“ 2017 bereits unterhielt sie sich auch mit Bürgermeister Glaser. „Er hat dann auch den Ferienspaß angesprochen.“

Ihm gegenüber wie in der Ratssitzung 2019 stellt sie klar: Die Urlaubsplanung der Familien laufe etwa im November. Die Anmeldung für den Ferienspaß sei zu spät, mit einem Platz könnten Eltern nicht rechnen. „Und auch da werden die Kinder erst mit dem Bus nach acht Uhr abgeholt, was, wenn beide Elternteile schon um 7.30 Uhr arbeiten müssen?“ Zudem helfe der Ferienspaß weder in den Oster-, noch in den Herbstferien.


Anika Schröder (40) ärgert, dass manche Eltern gezwungen sind, einen Platz im Offenen Ganztag (OGS) zu belegen, nur weil sie ihre Kinder schon um 7 Uhr betreut haben müssen. „Brauchen sie die Betreuung nachmittags nicht, zahlen sie für etwas, das sie gar nicht in vollem Umfang in Anspruch nehmen müssen.“

Sie ist in Bochum aufgewachsen, weiß, dass es dort ein flexibleres Modell der Betreuung gibt, das auf Modulen basiert. „Und an der Weiltorgrundschule gibt es eine Ferienbetreuung auf Elterninitiative.“ Sie schickte damals sogar die Elternbeitragssatzung aus Bochum an die Stadt Hattingen, informierte sich bei der Awo EN, „die in Sprockhövel eine gestaffelte Betreuung anbietet“. Sie fragte an, ob die Awo EN sich nicht ein Pilotprojekt in Hattingen vorstellen könnte. „Konnte sie sich – aber nur, wenn das mit einer anderen Beitragssatzung einhergehe“. Das war aber nicht möglich.


Mit der Betreuungssituation ihres Sohnes jedenfalls kam Anika Schröder „schnell an ihre Grenzen“. Ein weiteres Problem: Ihr Sohn wollte gern in den Ganztag, weil alle seine Freunde da waren. „Für die Ferien hatte ich vorgearbeitet, um zu Hause zu sein. Er aber war neidisch auf die Ausflüge, die seine Freunde in der Ferienbetreuung zusammen unternahmen.“ Sie bemühte sich um einen OGS-Platz und „bekam mit Glück einen Platz, weil ein Kind weggezogen war“.

Dass sie im Oktober 2019 entschied, sich im Rathaus erneut Gehör zu verschaffen, lag an der Einschulung ihrer Tochter, erklärt die Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule Oberwinzerfeld, die sich als Pflegschaftsvorsitzende in der ersten Klasse ihrer Tochter und in der Schulpflegschaft engagiert.


Denn sie erlebte, wie groß die Not mancher Eltern war. „Die Zusagen für die OGS-Plätze kommen erst im Frühjahr. Bekommt man keinen Platz, ist es kaum möglich, sich noch zu organisieren“, weiß Anika Schröder. 16 bis 18 Eltern hätten nicht den gewünschten OGS-Platz bekommen.


Ihre Idee: Den Bedarf modular abzufragen. Eltern sollen ankreuzen, wie die derzeitige Betreuungssituation ist und welche sie sich wünschen. Verlässlich vormittags mit Ferienbetreuung zum Beispiel soll wählbar sein. Jetzt nach dem Gespräch sieht sie für eine neue Umfrage und eine veränderte Betreuung bessere Chancen. Bei der Umfrage möchte sie übrigens auch Eltern von Vorschulkindern angesprochen wissen. „Damit man einen Überblick hat, wohin sich das entwickelt.“