Hattingen. Christiane Nicolai schwärmt vom tollen Kunstjahr 2019. Ihr Wunsch für die Zukunft: Der Kunstverein Hattingen soll zurück in sein altes Zuhause.

„Das war ein Jahr, aber was für eins. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es gab so viel unglaublich tolle Ereignisse“, schwärmt Christiane Nicolai, Vorsitzende des Kunstvereins und Mitglied im „Künstlerbunt Multicolor“.

Vor allem für den Kunstverein sei 2019 ein super gutes Jahr gewesen. „Ein großes Ereignis war die Ausstellung ,Garten des Leichtsinns’ von Kira Kotliar“, startet Nicolai ihren Rückblick. Auch die Ausstellung vom „Künstlerbunt Multicolor“ mit dem Titel „Eureka Europa“ sei unglaublich erfolgreich gewesen.

Die EU-Abgeordnete Renate Sommer hat die Schirmherrschaft übernommen

„Mit dem Kunstprojekt, das auf Europaletten basiert, waren wir sogar in Brüssel im Europaparlament und die EU-Abgeordnete Renate Sommer hat die Schirmherrschaft übernommen“, freut sich Nicolai. „Das war ein echtes Highlight.“

„Eureka Europa!“ hieß die Paletten-Parade, die der „Künstlerbunt Multicolor“ in Brüssel präsentiert hat.  
„Eureka Europa!“ hieß die Paletten-Parade, die der „Künstlerbunt Multicolor“ in Brüssel präsentiert hat.   © Künstlerbunt Multicolor

Gerade im Jahr der Europawahl sei es den Künstlern ein Anliegen gewesen, sich auch politisch zu positionieren und ihre Sicht auf Europa in der Öffentlichkeit deutlich zu machen. Daher sei es so wichtig gewesen, an dem Ort, an dem Europapolitik gemacht wird, Flagge mit den Hattinger Kunstobjekten zu zeigen.

Kunstwerke aus Naturmaterialien

Emotional sehr berührt hat Christiane Nicolai die Aktion „Natur pur“ am Tag des Offenen Denkmals am Haus Kemnade. Die 15 Künstler und Künstlerinnen schufen hinter dem Wasserschloss Kunstwerke aus Naturmaterialien.

Bunt, fröhlich, kreativ und berührend ging es auf der Wiese unter den hohen Bäumen zu. „Vor allem das riesengroße, gehäkelte und gesponnene Kleid, das Anne Gethmann in einen Baum gehängt hatte, war so beeindruckend, wenn es sich leicht im Wind bewegte.“

Sehr viel Spaß gemacht habe das Kalenderprojekt

Es sei schwer, von den vielen erfolgreichen Ausstellungen einige herauszustellen. Sehr viel Spaß gemacht habe das Kalenderprojekt mit Jürgen Wilbert vom Förderverein Deutsches Aphorismus-Archiv, das nur dank einiger Sponsoren realisierbar geworden sei. Malerinnen und Maler vom „Künstlerbunt“ stellten insgesamt 40 Bilder vor, aus denen zwölf Monatsblätter und ein Deckblatt für den Kalender ausgewählt wurden, die jeweils zu den Jahreszeiten passten.

„Jedes Blatt war wirklich spitze. Ich selbst hatte von hundert Kalendern nach kürzester Zeit nur noch acht“, begeistert sich Christiane Nicolai. Viele Jahre habe sie den Kalender schon gehabt, für die jetzt auch Bilder gemalt wurden. „Ich hatte ihn immer im Bad und jeden Morgen hat er mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.“

Ein Leben für die Kunst: Christiane Nicolai.
Ein Leben für die Kunst: Christiane Nicolai. © Fischer / FUNKE Foto Services | Fischer

Herausragend sei auch die Comic-Ausstellung von Jamiri, Jan Michael Richter, gewesen, der im Alten Rathaus sein Älter Ego zeigte. „Er hatte 40 Originale und schreibt ja seine Lebensgeschichte, mit der er begeistert. Er hat seine Werke wirklich gut verkauft.“

Das Alte Rathaus ist ein wunder Punkt

Beim Alten Rathaus kommt die Vorsitzende des Kunstvereins auf einen wirklich wunden Punkt zu sprechen. „Dass wegen neuer Brandschutzvorschriften das denkmalgeschützte Haus in der Stadt nicht mehr bespielbar ist, ist nachvollziehbar, aber traurig und eine unheimliche Einschränkung“, bedauert sie.

So viele Veranstaltungen der VHS und des Kunstvereins zögen so viele Menschen an, es sei einfach schade, dass gerade dieses Haus bis 2021 auch für Ausstellungen nicht mehr zur Verfügung stehe. Eine neue Bleibe hat der Kunstverein aber gefunden. Vorläufig. Er geht eine Symbiose mit der Volkshochschule ein, in der Bahnhofstraße 18, direkt gegenüber der Kirche St. Peter und Paul.

„Ich habe das vorgeschlagen und ein Zusammengehen mit der VHS zur Bedingung gemacht“, sagt Christiane Nicolai. „Eines ist klar. Wir sind seit fünfzig Jahren im Alten Rathaus und wollen wieder in unser Zuhause zurück.“