Hattingen. Das Internationale Frauencafé in Hattingen hat den Anneke-Preis gewonnen. Seit vier Jahren engagieren sich die Mitglieder für Frauenrechte.
Das Internationale Frauencafé ist in diesem Jahr mit dem Anneke-Preis ausgezeichnet geworden. Damit bleibt die Ehrung das erste Mal seit der Premiere vor neun Jahren wieder im Kreisgebiet – und erstmals in Hattingen. Das Frauencafé hat sich innerhalb von dreieinhalb Jahren in der Stadt etabliert und sein Arbeitsspektrum seit den Anfangstagen erweitert und verändert.
Ursprung war die Situation der Flüchtlinge in Turnhallen
Bisher konnten sich für die Auszeichnung Initiativen und Einzelpersonen aus ganz Nordrhein-Westfalen bewerben und Vorschläge einreichen. In diesem Jahr ist alles anders. „Wir haben hier doch auch toll Projekte“, ist Erika Beverungen-Gojdka, Gleichstellungsbeauftragte in Hattingen, überzeugt. Entsprechend lag der Fokus in diesem Jahr auf Projekten aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Das Internationale Frauencafé wurde dabei gleich von mehreren Seiten vorgeschlagen.
„Wir haben uns sehr über den Preis gefreut“, sagt Angelika Schlösser, die als eine von zwölf Frauen das Café im Jahr 2016 ins Leben rief. Ursprung war damals die Situation der geflüchteten Frauen, die mit ihren Familien in Turnhallen leben mussten. „Bei uns haben sie nach Wochen zum ersten Mal kochen und in einer geschützten Umgebung das Kopftuch abnehmen können“, erklärt Schlösser.
Internationale Gruppe im Bürgerzentrum
Dabei ist das Frauencafé wahrlich international: Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben Deutschen auch engagierte Frauen aus Irland, den Niederlanden, Chile und Syrien.
Es findet seit jeher im Holschentor statt. Sogar schon kurz vor der offiziellen Eröffnung des Bürgerzentrums konnten die Frauen hier Räume nutzen. Und vom Umfeld mit vielen anderen Initiativen und Vereinen profitieren sie. „Wir haben ein Netzwerk für Frauen in Hattingen aufgebaut, sind mit Institutionen und auch im Haus gut vernetzt“, erklärt Schlösser.
Akzeptanz bei den Männern
Bisherige Anneke-Preisträger
Der Anneke-Preis wurde 2010 zum ersten Mal von den Städten Hattingen und Sprockhövel verliehen. Inzwischen wird er alle zwei Jahre vergeben.
Erster Preisträger war der Sprockhöveler Frauen-Salon „PhiloSofa“. 2013 erhielt Gerta Baltissen aus dem niederrheinischen Brüggen den Preis. Im Jahre 2015 war der Kölner Frauengeschichtsverein Preisträger. 2017 ging der Preis an MIRA – Internationales Bildungs- und Beratungszentrum für Frauen und Mädchen.
In den dreieinhalb Jahren seit Gründung der Initiative hat sich viel getan. Aus Begegnungen sind neue Projekte entstanden, wie aktuell das Filmprojekt zu Hattinger Frauen-Geschichten. Die Mitglieder setzen sich vor allem für die Alphabetisierung der Frauen und das Erlernen der deutschen Sprache ein, aber auch für ihre Integration auf dem Arbeitsmarkt. „Und das auch entgegen kultureller Gewohnheiten. Wir erklären ihnen, dass sie lieber eine Berufsausbildung machen sollen, statt einen Putzjob“, betont Schlösser.
„Anfangs war es schwierig, dass auch die Männer das akzeptieren“, erinnert sie sich und erläutert: „Wir sind nicht männerfeindlich, aber die Rechte der Frauen stehen bei unserer Arbeit schon im Vordergrund.“ Als die erste Abschiebewelle anrollte halfen die Aktiven im Café außer der Regel auch geflüchteten Männern, Jobs zu finden – ein großer Schritt für die Akzeptanz ihrer Arbeit.
Kampf mit der Bürokratie
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Das Ziel ist, die Hilfe suchenden Frauen möglichst viel zu unterstützen und sie an richtige Stellen zu verweisen. Dass das nicht immer einfach ist, haben die Initiatoren des Cafés früh festgestellt: „Es ist ein Kampf mit der Bürokratie geblieben.“ Vor allem verschiedene Anträge, vom Jobcenter, auf Wohngeld etc. sind für viele Menschen eine Hürde.
Das Angebot ist offen für alle Frauen, die Hilfe suchen. Eine feste Gruppe gibt es nicht. Auch engagierte Helfer sind herzlich willkommen. Die Treffen finden an jedem Mittwoch ab 15 Uhr im Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8, statt.