Hattingen. In der Musikschule Hattingen tauschen sich Erwachsene über die Freude an ihren Instrumenten aus und verraten, auf welchen Pop-Musik nicht geht.

„Erwachsene, die ein Instrument lernen, haben oft hohe Erwartungen an sich se. Die Musikschullehrerin weiß dabei nur zu gut, wovon sie spricht, unterrichtet sie doch einige erwachsene Schüler. Beim Musik-Kaffee-Gespräch in der Musikschule an der Lessingstraße an diesem Herbstnachmittag konnten eben diese Erwachsenen dabei einmal Erfahrungen austauschen – und natürlich miteinander musizieren.

Für Brunhild Guhlich (65) etwa gehört das Musizieren inzwischen einfach zu ihrem Alltag. Seit nun fast drei Jahren spielt sie Klarinette. „In erster Linie geht es mir um die Freude an meinem Instrument. Die Musikschule als Erwachsener, und nicht als Kind zu besuchen, hat einige Vorteile“, findet sie. Es falle ihr zum Beispiel leicht, hin und wieder zu sagen, dass sie einen schlechten Tag habe. Oder dass sie Hilfe brauche. „Alle diese Dinge, die man sich früher vielleicht nicht getraut hat. Heute ist das ganz selbstverständlich.“

Ein neues Instrument zu erlernen, macht auch Erwachsene auf einmal wieder klein

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Christiane Büscher kann ihre Schülerin beim Instrumente lernen nur unterstützen. „Erwachsene sind es oft gewohnt, im Alltag viel zu leisten. Sie sind im Beruf vielleicht erfolgreich. Kümmern sich um eine Familie. Ein neues Instrument dagegen macht uns alle auf einmal wieder klein.“ Das Wichtigste, um dieses zu erlernen, sei aber, einfach dran zu bleiben, betont sie. Denn jeder mache mal einen Fehler, egal wie erfahren er auch sein mag.

Darüber ist auch Nina Eckei (47) sehr froh. Sie lernt Sopranblockflöte und spielt gerne gemeinsam in einer Gruppe. „Wenn ich im Ensemble einen Fehler mache, tut mir das für die anderen immer so leid. Ich habe das Gefühl, ich mache ihnen ihr schönes Stück kaputt“, gesteht sie.

„Erwachsene, die ein Instrument lernen, haben oft hohe Erwartungen an sich selbst“, weiß Musiklehrerin Christiane Büscher. Dabei machten selbst echte Profis mitunter Fehler.
„Erwachsene, die ein Instrument lernen, haben oft hohe Erwartungen an sich selbst“, weiß Musiklehrerin Christiane Büscher. Dabei machten selbst echte Profis mitunter Fehler. © Biene Hagel / Funke Foto Services | Biene Hagel

Nicht alle Stücke sind für alle Instrumente geeignet

Doch Lehrerin Dorothea Wied kann sie beruhigen: „Auch echte Profis machen Fehler. Und die anderen im Ensemble auch. Hört man sich Musikstücke auf CD an, wirkt das alles perfekt. Doch das ist es gar nicht.“ In den Tonstudios würden oft nur kleine Abschnitte aufgenommen. Vieles werde technisch überarbeitet. Hören sich manche Stücke nach langem Üben dennoch nicht gut an, müsse das zudem nicht unbedingt an dem Musiker liegen. „Nicht alle Stücke sind für alle Instrumente geeignet“, weiß Wied.

Pop-Musik auf der Blockflöte ist ein einziges Gedudel

Nina Eckei hat solch eine Erfahrung schon gemacht: „Der Abba-Song ,Mamma Mia’ zum Beispiel ist so eine Sache. Pop-Musik auf der Blockflöte hört sich nicht besonders gut an. Das ist so ein Gedudel. Dabei höre ich den Song sonst sehr gerne.“

Das Seniorenensemble Musikal (musikalisch) probt regelmäßig in der Musikschule, auf dem Archivbild die Musikerinnen v.l: Monika Smitkowski (vorne li), Gisela Brudersen, Christiane Büscher (Leiterin), Marlis Siegfried, Hildegard Neumann, Roswitha Baumann (Akkordeon) und Ingrid Hotop am Piano.
Das Seniorenensemble Musikal (musikalisch) probt regelmäßig in der Musikschule, auf dem Archivbild die Musikerinnen v.l: Monika Smitkowski (vorne li), Gisela Brudersen, Christiane Büscher (Leiterin), Marlis Siegfried, Hildegard Neumann, Roswitha Baumann (Akkordeon) und Ingrid Hotop am Piano. © FUNKE Foto Services | Volker Speckenwirth

Gisela Brodersen (70) weiß genau, wovon die Mitschülerin spricht. „Man hat ja so seine Lieblingsstücke. Einige Lieder verbinde ich mit bestimmten Ereignissen. Die habe ich dann zum Beispiel kurz vor einer Prüfung gehört. Ich würde aber sagen, ich mag immer das Stück am liebsten, das ich am besten beherrsche.“ Schon mit acht Jahren hat Gisela Brodersen dabei angefangen, Musik zu machen. Inzwischen beherrscht sie alle Blockflötenarten. Alt- und Sopranblockflöte spiele sie aber am liebsten, verrät sie.

Die Auftritte geben besonders viel Motivation

Seit 2012 ist die Hobby-Musikerin sogar Mitglied im Seniorenensemble der Musikschule Hattingen. „Die Auftritte gefallen mir besonders gut. Sie geben mir Motivation. Es ist schön zu wissen, dass hinter dem Üben ein Ziel steht.“

>>> AUFFÜHRUNGEN DER MUSIKSCHULE

Schüler der Musikschule Hattingen präsentieren ihr Können u. a. bei folgenden Veranstaltungen; der Eintritt ist jeweils frei:

Samstag, 16. November, 18 Uhr: „Kammermusik im Stadtmuseum“ (Marktplatz 1-3): Die fortgeschrittenen Schüler präsentieren ihr Können mit unterschiedlichen Instrumenten.

Freitag, 22. November, 18 Uhr, Musikschule (Lessingstraße 10): Klassenvorspiel: Mandolinen und Gitarrenklänge unter der Leitung von Reinhard Busch und Ina Wieandt.

Samstag, 7. Dezember, 18 Uhr, ev. Wichernkirche (Johannessegener Str. 35): traditionelles Weihnachtskonzert mit dem Kammerorchester und den Blockflötenensembles der Musikschule, Motto: „Seht, die gute Zeit ist nah“.