Hattingen/Witten. Im EN-Kreis, Hattingen und Witten kommt es in der dunklen Jahreszeit immer häufiger zu Unfällen mit Wild. Tipps der Jägerschaft und der Polizei.
Zunehmend kommt es auch innerorts im Ennepe-Ruhr-Kreis zu Wildunfällen. Es gebe ortsspezifisch also keine Brennpunkte, so die Polizei. Deshalb gilt überall und für jeden: Vorsicht und Augen auf!
Wie kommt es zum Wildwechsel?
Die Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr erklärt: „Häufig sind die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung nicht mehr in der Lage, ausreichend Nahrung zu finden. Deshalb begeben sie sich auf offene Felder, um die Nahrungssuche fortzusetzen. Diese Umgebung ist diesen Tieren nicht vertraut, wodurch sie urplötzlich und unversehens Straßen überqueren können.“ Besonders zur Morgen- und Abenddämmerung neigen Wildtiere dazu, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen.
Wildunfällen aus dem Weg gehen?
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Wildunfälle sind pauschal nicht vermeidbar, jedoch rät die Kreispolizeibehörde zu einigen Maßnahmen: Die drei Faktoren Mensch, Tier und Straße spielen eine bedeutende Rolle in der Wildunfallprävention. Wald- und Feldabschnitte stellen sich als Gefahrenzonen heraus, hier sei es ratsam, die Fahrtgeschwindigkeit an Tageszeit, Sichtbedingungen und Fahrbahnzustand anzupassen. Bereits bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h beträgt der Bremsweg eines Autos durchschnittlich 55 Meter. Bei 100 km/h erhöht der Bremsweg sich auf 80 Metern. Bei nasser Fahrbahn verlängere sich der Bremsweg ebenfalls erheblich. Nicht zuletzt ist die Aufprallgeschwindigkeit ausschlaggebend für die Ausmaße des Schadens – so kann ein Wildschwein bereits bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 60 km/h ein Aufprallgewichte von zirka 3,5 Tonnen erreichen.
Was ist, wenn ich ein Wildtier sehe?
Wildunfälle im EN-Kreis: 34 Vorfälle nur im Oktober
Rund 1050 Wildunfälle verzeichnet das Tierfund-Kataster des Deutschen Jagdverbands e.V. allein in Nordrhein-Westfalen über die Jahre 2018 und 2019 (Stand: 16. Oktober).
Nur im Ennepe-Ruhr-Kreis wurde die Kreispolizeibehörde im vergangenen Monat bereits 34-mal wegen Wildunfällen alarmiert.
Die meisten Wildunfälle passieren im Oktober, so der Deutsche Jagdverband. Rehe sind mit 41 Prozent der gemeldeten Fälle die am häufigsten von Wildunfällen betroffenen Tiere.
Sobald der Fahrer auch am Wald- oder Feldrand ein Wildtier entdeckt, wird dringend geraten abzubremsen, das Fernlicht auszuschalten und zu versuchen, das Tier durch Hupen zu verscheuchen. Wildtiere sind selten allein unterwegs. Sollte also ein Tier gesichtet werden, ist es wichtig, auch auf Nachzügler zu achten, warnt die Kreisjägerschaft. Sofern sich das Wildtier bereits auf der Fahrbahn befindet, sollte der Fahrer ebenfalls das Fernlicht ausschalten und die Hupe betätigen. In sehr plötzlichen Situationen warnt die Polizei jedoch vor Ausweichmanövern. Reflexartige Handlungen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, endeten häufig im Kontrollverlust über das Fahrzeug oder einer Kollision mit anderen Objekten oder Verkehrsteilnehmern. Bei kleineren Wildtieren sei es ratsam, auf eine überstürzte Vollbremsung zu verzichten, um nachfolgende Fahrzeuge nicht zu gefährden und somit größeren Sachschäden aus dem Weg zu gehen. Eine kontrollierte Kollision ist in jedem Fall besser als unkontrollierbare Ausweichmanöver.
Und wenn es zur Kollision kommt?
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Sollte es zu einem Unfall kommen, ist es wichtig, die Polizei zu informieren. Auch wenn das Tier nach dem Zusammenstoß noch in der Lage ist zu flüchten, sollte der jeweilige Jagdpächter durch die Polizei informiert werden und sich auf die Suche nach dem verletzten Tier begeben, um es versorgen zu können. Das Eintreffen der Polizei bzw. des Jagdpächters ist ebenfalls abzuwarten, da diese den Betroffenen eine Unfallbescheinigung ausstellen können. Diese Bescheinigung vereinfacht den Schadenregulierungsvorgang für die Teil- oder Vollkasko-Versicherung. Für den Schadensnachweis sind auch Fotos oder Videos zur Dokumentation des Unfallortes ratsam.
Lässt sich das Wild fernhalten?
Auf Landstraßen im EN-Kreis werden laut Martin Schmidt, Geschäftsführer des Kreisjägerschaft, nur selten Umzäunungen errichtet. Diese seien kostenintensiv und aufwändig in der Pflege. Die Kosten für Wildschutzmaßnahmen tragen die jeweiligen Jagdpächter selbst. Im Ennepe-Ruhr-Kreis würden stattdessen häufig Wildwarnreflektoren eingesetzt. Die preiswerten blauen Reflektoren werden an den bereits am Straßenrand vorhandenen Leitpfosten montiert. Sobald das Scheinwerferlicht eines Fahrzeuges an diesem Reflektor in Richtung des Wald- oder Feldrandes umgelenkt wird, soll das Wildtier diesen Lichteinfall als Zaun wahrnehmen und der Fahrbahn fernbleiben, so Martin Schmidt.