Hattingen/ Sprockhövel. Warum der Verein Tafel in Hattingen trotz einer Durststrecke keinen Aufnahmestopp verhängt und wie es um die Kundenzahl bestellt ist.
Einen Aufnahmestopp von Bedürftigen, die gerne bei der Tafel einkaufen möchten, gibt es bei dem Verein Tafel e.V. in Hattingen anders als in den Vereinen anderer Städte nicht. „Während der Ferien hatten wir zwar eine Durststrecke“, sagt Georg Fink, Vorstandsmitglied der Tafel. Aber die habe einen Aufnahmestopp nicht erforderlich gemacht.
Die Zahl der Tafelnutzer in Hattingen ist konstant. Damit steht die hiesige Tafel dem bundesweiten Trend entgegen – noch. Vor wenigen Wochen meldete die Tafel Deutschland, dass immer mehr Menschen auf die Lebensmittel der Tafeln angewiesen seien. Vor allem immer mehr Senioren, die Rente oder Grundsicherung im Alter beziehen, nähmen das Angebot wahr. Um 20 Prozent ist diese Gruppe der Tafelnutzer angewachsen.
Die Tafel in Hattingen/Sprockhövel verzeichnet eine gleichbleibende Kundenzahl
Ausgabestellen und Öffnungszeiten
Ausgegeben werden die Waren der Tafel an verschiedenen Stellen in der Stadt an Menschen, die sie brauchen.
An der Nordstraße 16 wird montags, mittwochs und freitags von 11.30 bis 12.30 Uhr ausgegeben, im Gemeindehaus Winz-Baak (Schützstraße 2) immer dienstags zwischen 11.30 und 12.30 Uhr. Im Paul-Gerhardt-Haus Welper (Marxstraße 23) werden Lebensmittel mittwochs zur gleichen Zeit ausgegeben und in Haßlinghauser Jugendtreff in Sprockhövel (Geschwister-Scholl-Straße 8) immer freitags zur genannten Uhrzeit.
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Fink kann diese Entwicklung für Hattingen nicht bestätigen. „Wir können weder einen Zu- noch Abgang von Senioren feststellen.“ Fink vermutet, dass diese Entwicklung zuerst in den großen Städten wie Essen oder Witten sichtbar würde. „Über kurz oder lang wird dieses Problem aber jede Tafel betreffen.“
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Etwa 800 Haushalte werden derzeit in der Stadt monatlich mit Lebensmitteln versorgt. Versorgen können sich die Bedürftigen an vier Ausgabestellen: im katholischen Pfarrheim an der Denkmalstraße 26 in Winz-Baak, im Paul-Gerhardt-Haus Welper und im Jugendzentrum Haßlinghausen (Sprockhövel), in der Innenstadt Hattingen an der Nordstraße 16, wo die ehrenamtlichen Helfer montags, mittwochs und freitags zwischen 11.30 und 12.30 Uhr Lebensmittel verteilen.
Aus Respekt nennen die Tafel-Aktiven die Hilfebedürftigen Kunden
Fink nennt die Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind, aus Respekt „Kunden“. „Der Überwindungsprozess, zur Tafel zu gehen, ist sehr groß.“ Wer die Spenden in Anspruch nehmen will, muss sich registrieren, einen Bescheid über die bewilligten Transferleistungen vorlegen. Dann darf der Kunde zwei Mal pro Woche vorbeikommen und Lebensmittel abholen.
Die Tafel Deutschland meldete auch, dass 30 Prozent der Tafelnutzer Kinder und Jugendliche seien. Diese Zahlen kann Fink für Hattingen weder bestätigen noch negieren. Der Grund: Ob hinter einem vorgelegten Leistungsbescheid eine ganze Familie oder eine Einzelperson stehe, dazu sammele der Verein keine Daten. „Jeder Kunde bekommt bei uns das Gleiche“, erklärt Fink das Lebensmittel-Tüten-Prinzip. Das heißt, ein vorgelegter Bewilligungsbescheid berechtigt zum zweimaligen Einkauf pro Woche.
Hungrig musste noch niemand von der Ausgabestelle nach Hause geschickt werden
„Hungrig nach Hause schicken mussten wir noch nie jemanden“, meint das Vorstandsmitglied. Mit den Spenden örtlicher Supermärkte, Bäckereien, Behörden und Privatpersonen können die Tafelnutzer gut versorgt werden. Wenn Geschäfte umbauen, sei es manchmal schwierig, an genügend Waren zu kommen. Aber im Gegensatz zu den Tafeln in Großstädten sei die Versorgung in Hattingen nicht gefährdet.