Hattingen. Die Waldkita in Hattingen verhinderten erst der Naturschutz, dann Probleme durch den Klimawandel. Jetzt hofft die Gemeinde auf eine neue Lösung.
Die Waldkita-Gruppe in Niederwenigern stand bisher unter keinem guten Stern. Erst machte die Naturschutzbehörde den Plänen zum Standplatz des „Wichtelwagens“, der als Unterschlupf dient, einen Strich durch die Rechnung. Dann wurden mögliche Gefahren durch Bäume zum Ausschlusskriterium. Jetzt gibt es eine neue Chance für die Waldkita der evangelischen Gemeinde.
Wichtelwagen der Kitagruppe ist „großer Sonderbau“
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Seit diesem Kita-Jahr, das im August begann, gibt es in Hattingen eine Waldgruppe. Heißt: Die Kinder verbringen den ganzen Tag in der Natur. Nur zum Essen oder wenn du Bedingungen im Freien allzu unwirtlich sind, kommen sie nach drinnen. Innen, das ist eigentlich der so genannte „Wichtelwagen“.
Über die Waldkita-Gruppe
Die Waldkita-Gruppe in Niederwenigern besteht im Moment aus 18 Kindern. Der evangelische Kindergarten „Unter dem Regenbogen“ möchte jeweils den Vorschulkindern die Möglichkeit geben, Teil dieser Naturgruppe zu werden. Die meisten Eltern seien bisher begeistert, berichtet Pfarrer Nelles.
In der Waldkita sollen die Kinder erleben, wie schön und schützenswert die Natur ist. Den Großteil der zeit verbringen sie dafür draußen.
Der Wichtelwagen ist für 20 Kinder ausgelegt. Er musste bereits im Vorfeld bestellt werden, da es lange Lieferzeiten für die Sonderanfertigungen gibt.
Den hat die Evangelische Gemeinde Niederwenigern für 65.000 Euro angeschafft – komplett ausgestattet in Sonderanfertigung. Allein, einen Standort für den Wagen zu finden, gestaltet sich schwierig. Denn der Wagen darf nicht einfach irgendwo aufgestellt werden. Dazu bedarf es einer Baugenehmigung. „Und zwar gilt der als ‘großer Sonderbau’. Das ist im Baurecht schwieriger, als ein Einfamilienhaus zu bauen“, sagt Pfarrer Ludwig Nelles.
Zwei mögliche Standplätze des Bauwagens sind ungeeignet
Der erste avisierte Standplatz an der Straße Am Kempel scheiterte, weil es hier besonders schützenswerte Biotope gibt. Der Ennepe-Ruhr-Kreis als Untere Landschaftsbehörde lehnte das Vorhaben ab.
Auch das zweite Grundstück am Bahrenberg fiel durch. Die Stadtverwaltung informiert, dass dort „zahlreiche Bäume gefällt werden müssten, damit die Kinder nicht durch eventuell herabfallende Äste zu Schaden kommen könnten“. Zudem bestand der Verdacht auf mögliche Blindgänger im Boden.
Herabfallende Äste werden für Kinder zur Gefahr
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„Im Wald haben wir das Problem, dass durch die Trockenheit plötzlich Gefahren auftauchen. Da machen die Waldbesitzer nicht mit“, erklärt Nelles die Angst der Grundstücksbesitzer, für eventuell herabfallende Äste verantwortlich gemacht zu werden.
Die Eltern sind unterdessen enttäuscht über die wiederholten Verzögerungen. Sie haben sich an den Bürgermeister gewendet. Es soll einen Gesprächstermin mit der Gemeinde und den Eltern geben.
Bauantrag für Wiese am Kempel
Inzwischen ist die Gemeinde wieder optimistisch. Ein Bauantrag für ein drittes Gelände soll in den nächsten Wochen gestellt werden. Das befindet sich wieder Am Kempel, jedoch ein Stück weiter. Es handele sich um eine Heuwiese in Privatbesitz, erklärt Nelles. Mit deren Besitzer wolle man einen Pachtvertrag schließen. „Es sieht aus, als ob wir das hinkriegen.“
Dann fehlt nur noch die Baugenehmigung. Gebaut werden muss aber gar nicht viel. Ein Fundament für den Wichtelwagen braucht es, dann kann das Gefährt auf die Wiese gezogen werden. Nötig sind zudem ein Brandschutzkonzept, Zuwegungen, Stellplätze für Mitarbeiter. Das alles wird im Bauantrag berücksichtigt.
Wichtelwagen parkt am Justinenweg
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Die Stadt Hattingen habe zugesichert, sich so schnell wie möglich um den Antrag zu kümmern. Nelles hofft, dass die Gruppe noch in diesem Jahr in ihr neues Domizil umziehen kann. Derzeit starten die Touren in die Natur noch vom Familienzentrum Unterm Regenbogen. Der Wichtelwagen wartet unterdessen am Justinenweg auf seinen Umzug zum endgültigen Einsatzort.