Hattingen. Das Reiterzentrum Worch in Hattingen gibt es seit 30 Jahren. Die WAZ fragte nach, was die Anschaffung und die Haltung eines Pferdes kostet.
Schweinestallruinen und Matschwiesen fand Reinhard Worch mit seiner Familie vor, als er sich entschloss den ehemaligen Bauernhof der Familie Voss in Niederbonsfeld zu einer Reitanlage umzubauen. 30 Jahre ist das her und seitdem hat sich vieles verändert – im Reiterzentrum und im Umgang mit den Pferden.
Die ehemaligen Schweineställe sind in den vergangenen drei Jahrzehnten Pferdeboxen, Reitplätzen, Außenboxen, einem Wohnhaus, Reithallen, einem Bürogebäude und dem Reiterstübchen, einer bewirtschafteten Lokalität auf dem Hof, gewichen. „Zuletzt ist noch eine Futterkammer hinzugekommen“, sagt Matthias Worch, einer der beiden Söhne von Gründungsvater Reinhard, der das Management des Lehrbetriebs übernommen hat, sein Bruder Philipp kümmert sich um Pferde und Reiter.
Reiterzentrum Worch in Hattingen weiß, was Pferde in Anschaffung und Haltung kosten
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„In den Anfangsjahren hätte so eine Kammer gar kein Sinn ergeben, da wurden die Pferde mit Silage und Hafer gefüttert.“ Heutzutage bekommen die Pferde ganz anderes Futter, es würden Müsli, Mash und Vitamine gefüttert“, so Matthias Worch. „Früher waren Pferde Arbeits- und Nutztiere, dann wurden sie zu Sportpartnern. In der heutigen Zeit sind Pferde so etwas wie Familienmitglieder, die geliebt und umsorgt werden“, so der Diplom-Sozialpädagoge.
Ausbildungs- und Familienbetrieb
Die beiden Söhne des Gründungsvaters Reinhard und seiner Frau Marianne haben die Verantwortung des komplexen Lehrbetriebs seit einiger Zeit übernommen.
Sohn Matthias kümmert sich um das Management und die Kundenbetreuung, Philipp Worch ist für die Ausbildung von Pferd und Reiter verantwortlich.
Das Reiterzentrum Worch ist auch ein Ausbildungsbetrieb. Aktuell gibt es einen Auszubildenden. Außerdem sind fünf weitere Personen angestellt. Bislang schlossen acht Menschen ihre Ausbildung im Reiterzentrum erfolgreich ab.
Und dieses vierbeinige Familienmitglied kostet Zeit und Geld. In der Anschaffung koste ein Pferd etwa zwischen fünf- und zehntausend Euro, sagt Marianne Worch. Mit der Unterbringung in einer Box, die täglich gemistet und eingestreut wird, dem Futter, den Besuchen des Hufschmieds, den möglichen Tierarztkosten und dem Reitunterricht müsse man sich zudem auf etwa 400 bis 600 Euro Kosten pro Monat einstellen.
Reiterausbildung beginnt meist in den frühen Kinderjahren
Das Reiterzentrum Worch ist keine reine Pferdepension, sondern vor allem eine Reitschule. Die Ausbildung der Pferde und der Reiter steht in der Prioritätenliste weit oben. Eine Reitausbildung beginnt meist schon in den frühen Kinderjahren. „Zwischen sechs und zwölf Jahren entbrennt bei Kindern meist die Liebe für Pferde“, erklärt Matthias Worch. In der Pubertät gehe bei einigen das Interesse dann verloren, doch diejenigen, die weiterritten, blieben dem Pferd meist ein Leben lang treu.
Das Reiten sei nach wie vor eine weibliche Domäne, der Anteil der Reiterinnen liege auf dem Reiterhof in Niederbonsfeld bei etwa 95 Prozent. Eine hohe Fluktuation der Einsteller privater Pferde sowie bei Reitern und Reitschülern gebe es eigentlich nicht, so Matthias Worch. „Häufig wird die Pferdebegeisterung weitervererbt. Es gibt einige, die selbst als Kind bei uns geritten sind und nun ihre Kinder zu uns schicken.“
Die Boxen sind derzeit ausgebucht, bei Reitkursen gibt es eine Wartezeit
Täglich sind bei Worchs 50 Pferde und meist doppelt so viele Menschen auf dem Hof in Bewegung. Die Boxen sind derzeit ausgebucht und Neulinge, die das Reiten lernen wollen, müssen mit einer Wartezeit von etwa sechs Wochen rechnen.
„Auf unserer Anlage ist immer etwas los“, sagt Marianne Worch. „Wir haben ja auch an den Wochenenden geöffnet, es finden Kindergeburtstage statt und es gibt jede Menge anderer Veranstaltungen bei uns.“ Samstag feiert das Reiterzentrum Worch das 30-jährige Bestehen mit einem spanischen Abend. Geplant sind Vorführungen der Reiterjugend, eine Diashow, Bull-Riding und Pony-Führungen.