Hattingen. . Im Hattinger Reiterzentrum Worch erklärt Reitexperte Martin Plewa die Natur der Vierbeiner. Und was genüssliches Kauen bei Pferden bedeutet.

Die Pferde traben über den steinigen Boden des Stalls. Drei junge Frauen in weißen Reithosen führen sie nacheinander über den Hof in Richtung der großen Reithalle. Dort haben die Zuschauer bereits Platz genommen für den praktischen Teil des Seminars von Martin Plewa. Im Reiterzentrum Worch erklärt der Referent und Reitmeister die Natur des Pferdes und klärt über die pferdegerechte Ausbildung auf.

Das Wohl und die Gesunderhaltung des Tieres stehen während des gesamten Seminars im Vordergrund. „Vor allem die artgerechte Haltung ist wichtig“, betont Martin Plewa, selbst ein leidenschaftlicher Reiter und Pferdeliebhaber. „Daneben ist die Kommunikation zwischen Mensch und Tier ein zentraler Aspekt.“ Die solle bestimmt, aber stets respektvoll sein. In seinem Vortrag möchte Plewa den Blick seiner Zuhörer für den Ausdruck des Pferdes schärfen: „Die Tiere geben körperliche Signale über ihre Gefühlslage von sich.“ Am Ende des Seminars sollen die Teilnehmer diese deuten können.

Die Unterschiede zwischen den Vierbeinern sind auf den ersten Blick sichtbar

Auch Heinrich Meurer (63). Schon seit seiner Kindheit hat er mit Pferden zu tun, ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Er will hier sein Wissen auffrischen. Einen Ausbilderschein hat er bereits. „Ich finde es besonders interessant, dass ich einige alte Lehrmethoden in Plewas Vortrag wiederfinde. Natürlich haben sich die Haltebedingungen verändert. Aber viele Dinge, die ich als Junge gelernt habe, gelten heute wieder oder immer noch.“

Nun geht es weiter. Die drei Reiterinnen haben sich mit ihren Tieren für alle gut sichtbar in der Reithalle platziert. Die Unterschiede zwischen den Vierbeinern sind auf den ersten Blick sichtbar. „Das hier ist Pauli“, deutet Pferdewirtschaftsmeister und Ausbilder Philipp Worch auf ein kleines braunes Pony mit weißer Blesse. „Er ist sechs Jahre alt und unser Allrounder. Wir setzen ihn an der Lounge, als Dressur- und als Springpferd ein. Vor allem Kinder in den ersten Jahren reiten auf Pauli.“

Plewa richtet eine Frage an die Zuschauer: „Was fällt euch an dem Tier auf?“ – „Das Pferd ist gelassen, trotz Publikum.“ Der Dozent nickt. Pauli kaut genüsslich. „Ein Zeichen für Entspannung. Das Kauen bedeutet, dass alle Informationen, die Pauli aufnimmt, positiv sind. Pferde, die häufig auf Turnieren unterwegs und viele Menschen gewohnt sind, können mit Situationen wie dieser besser umgehen.“

Catano orientiert sich an der Herde

Etwas anders sieht es beim 18-jährigen Hengst Catano aus. „Wir nutzen ihn vor allem in der Springausbildung“, so Worch. Aufgeregt schaut Catano sich um, wippt mit dem Kopf, schaut zu den anderen Pferden. „Das Tier orientiert sich an der Herde“, weiß Plewa. Nach ein paar Minuten entspannt er sich aber. Der Experte lobt: „Das Pferd ist sehr harmonisch gebaut. Die Fesselung ist sehr gut, die Gelenke sind trocken und klar. Solche Pferde sind sehr robust.“

>>> ZUR PERSON: MARTIN PLEWA
Martin Plewa ist Dozent an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Fachbereich Pferdewirtschaft in Nürtingen und betreibt die Akademie „Harmonie von Mensch und Pferd“.

Seine Philosophie: „Wenn Menschen denken, dass Pferde nicht fühlen, müssen Pferde fühlen, dass Menschen nicht denken.“