Hattingen. Alle Fraktionen des Stadtrats in Hattingen stellen sich hinter einen SPD-Antrag. Bürgermeister Dirk Glaser sichert eine Überprüfung zu.

Die politischen Parteien wollen die Schließung des Lehrschwimmbeckens in Niederwenigern nicht hinnehmen. Sie fordern die Stadtspitze auf, ihre Entscheidung zu überprüfen. Danach soll der Nutzungsvertrag mit der Diakonie Mark Ruhr als Betreiberin nicht über den 31. Dezember hinaus verlängert werden. Das Schulschwimmen sowie mehrere VHS-Aquakurse würden dann an andere Standort verlagert.

Einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion haben am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss alle anderen fünf Ratsfraktionen unterstützt.

SPD verlangt Aufklärung über Entstehungsprozess der Entscheidung

SPD-Fraktionschef Achim Paas verlangt von der Verwaltung einen Bericht über den Entstehungsprozess der Entscheidung. Dabei solle sie insbesondere darstellen, wie die zeitliche Abfolge des Vorgangs lief, welche Fachbereiche und Dezernenten beteiligt waren, wie der Schritt inhaltlich begründet wird und warum die Politik nicht im Vorfeld informiert wurde.

Das Lehrschwimmbecken in Hattingen-Niederwenigern wird für Schulschwimmen und VHS-Kurse genutzt.
Das Lehrschwimmbecken in Hattingen-Niederwenigern wird für Schulschwimmen und VHS-Kurse genutzt. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

„Es kann nicht sein, dass die Verwaltung eine so wichtige Frage ohne die Politik entscheidet“, betont Paas. „Das ist kein Geschäft der laufenden Verwaltung.“

Auch Ortsbürgermeister Theo Haske (CDU) hatte sich bereits kurz nach Bekanntwerden des Vorgangs vehement gegen eine Schließung des Bades in Niederwenigern ausgesprochen.

Die politische Bedeutung falsch eingeschätzt

Bürgermeister Dirk Glaser sicherte den Parteien die geforderte Überprüfung bis zur nächsten Ratssitzung am 10. Oktober zu. Auf Anfrage der WAZ sagte Glaser am Mittwoch: „Die Verwaltung hat in diesem Fall nicht optimal gehandelt. Wir haben die politische Bedeutung falsch eingeschätzt und sind offenbar auch bei der Beurteilung von der falschen Voraussetzung ausgegangen, dass das ehemalige Lehrschwimmbecken in Niederwenigern kaum noch genutzt wird.“

Die Stadtspitze hatte den Rückzug aus Niederwenigern mit Kostendruck begründet. Trotz der Busfahrten der Grundschulkinder zum Ersatzstandort für den Schwimmunterricht in der Welperaner Erik-Nölting-Schule hätte man jährlich knapp 40.000 Euro sparen können, heißt es. Neben zwei Schulklassen, die zusammen dreimal pro Woche Schwimmunterricht hätten, wären auch fünf VHS-Kurse betroffen, die jeweils zweimal wöchentlich stattfänden, so die Verwaltung.

Diakonie müsste eine fünfstellige Summe investieren

Ob die Stadt das Schwimmbad in Niederwenigern weiterhin nutzen kann, wenn sie ihren Rückzug zurücknimmt, ist allerdings ungewiss. Nach Angaben der Diakonie Mark Ruhr ist die Anlage stark renovierungsbedürftig. „Wir müssten eine fünfstellige Summe investieren, um das Bad technisch wieder auf den neusten Stand zu bringen“, sagt Fabian Tigges, Sprecher der Diakonie mit Sitz in Hagen.

Deswegen habe man sich ja entschlossen, das Schwimmbad komplett zu schließen, als die Stadt Hattingen als Hauptnutzer den Vertrag nicht verlängerte. Falls sich kein anderer Betreiber findet, kann sich die Diakonie auch einen Umbau für eine Nutzung ohne Wasser vorstellen.