Hattingen. Bei der Einschulung an der Bruchfeldschule in Hattingen verrät Lehrer Jens Claus, warum er fast so aufgeregt ist, wie die Erstklässler es sind.
Maxi ist im Fußballtrikot da, Julian mit Hemd, Fliege, Hosenträgern. Beide eint: Sie sind gleich Schüler der Sterneklasse an der Bruchfeld-Grundschule.
Noch sitzen sie in der Turnhalle, hören das vom Schulchor vorgetragene Schullied. Singen „Grundschule Bruchfeld – Hurra“ nach der „Von den blauen Bergen kommen wir“-Melodie. Während die Kinder gespannt nach vorne blicken, stehen hinten die drei Klassenlehrer der drei Einschulungsklassen.
An der Bruchfeld-Grundschule In Hattingen übernehmen drei Männer die ersten Klassen
Eine Seltenheit, dass drei Männer als Lehrer eine Klasse übernehmen, sind doch die Kollegien an vielen Schulen überwiegend weiblich. Die Männerquote an der Schule an der Lessingstraße liegt zwar nicht bei 50 Prozent, ist aber mit fünf Lehrern und und sieben Lehrerinnen ganz gut.
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Jens Claus (57) hält einen gelben Stern in der Hand. Seine Klasse ist die 1a. „Zum siebten Mal übernehme ich jetzt eine erste Klasse. Ich bin genauso aufgeregt wie die Kinder. Denn es ist doch immer wieder neu.“ Zum Beispiel, weil die Klassenzusammensetzung eine andere ist.
Mehr Mädchen als Jungen bei der Einschulung an der Bruchfeld-Grundschule
In diesem Jahr sitzen an den zu einem U aufgestellten Tischen nämlich 14 Mädchen und acht Jungen – 22 insgesamt. In der letzten ersten Klasse saßen 30. „Wir haben endlich mal wieder Damenüberschuss“, sagt Rektorin Anne Buschmann verschmitzt. Und auch Lehramtsanwärterin Sabine Kühnholz ist etwas aufgeregt. Nicht wegen ihrer Prüfung in drei Wochen, sondern weil sie Jens Claus in der Klasse unterstützt – und erstmals mit einer ersten Klasse startet.
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65 i-Dötzchen sitzen in der Turnhalle, dahinter stehen Eltern, Gäste. Die meisten halten sich an das Foto- und Videoverbot – zumindest in der Halle. „Wir finden das gut“, erklären die Eltern von Anna. Als Anna mit Xenia, Erva, Julian, Ledion, Romy, Elin, Henny, Johanna, Minea und Zwillingsschwester Hannah, Koray und den anderen Klassenkameraden im Gänsemarsch hinter Jens Claus aus der Halle ins Schulgebäude hin zum Raum 15 läuft, eilen doch viele Erwachsene hinterher, machen Bilder.
Selbst gestaltete Schultüten liegen am Einschulungstag in Hattingen in der Klassenmitte
Die Schultüten legen die Kinder in der Mitte zu einem Kreis. Hektisch blicken sie sich um, sehen die auf die Tische geklebten Schreib-Ufos mit Buchstaben und die aufgestellten Namensschilder. Flugs finden alle ihren Platz. Einer bleibt frei. Ein Kind ist krank, verpasst den ersten Schultag.
Noch bevor Jens Claus sich vorstellen kann, schnellen die ersten Finger hoch. „Wasser und Lava wird zu Stein“, ruft Maxi, und Johanna berichtet „5 und 5 ergibt 10.“ Jens Claus sind viele Gesichter nicht fremd: Die Geschwisterkinder manchen Schülers hat er unterrichtet. Im Kreis singen die Kleinen „Hurra, ich bin ein Schulkind, bin nicht mehr klein.“ Der Klassenlehrer macht ein Foto von der Gruppe – als Erinnerung.
Am Einschulungstag gibt es gleich drei Briefe für die Eltern
Die Grundschulen in Hattingen
In Hattingen gibt es insgesamt neun Grundschulen. Die Schulen sind: Alt-Blankenstein, Bredenscheid, Bruchfeld, Erik-Nölting, Heggerfeld, Holthausen, Oberwinzerfeld, Niederwenigern, Weiltor.
Weiterführende Schulen gibt es vier: Realschule Grünstraße, Gymnasium Holthausen, Gymnasium Waldstraße und die Gesamtschule.
Drei Briefe teilt Claus aus. Die schwarze Mappe für Elternpost haben nicht alle Kinder im Schulranzen. Geduldig gehen die drei Lehrkräfte – inzwischen hat sich Miriam Essers dazugesellt – herum, erklären, wie Blätter abgeheftet und Tornister geöffnet werden. Sie knien vor den Tischen, reden auf Augenhöhe mit den Kindern. Manches hat schon Zettel mit Notfalltelefonnummern und unterschriebener Erziehungsvereinbarung dabei.
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„Wie viel Zacken hat dieser Stern“, fragt Claus. „Zehn!“ „Zwölf!“ „Sechs!“ Die Kinder zählen gemeinsam – und kommen auf acht. Der eine Stern hat acht, der andere sechs Zacken. Einen können die Kinder wählen, ausschneiden, mit Namen versehen. Es wird laut. „Eis“ ruft Claus, alle verharren wie eingefroren. Das klappt schon. Sogar auf die zur Stille mahnende Triangel reagieren die Kinder nach einer Stunde. Die ist nun vorbei. Und die Eltern dürfen in die Klasse kommen. Zum lang ersehnten Fotoshooting.