Hattingen. Das Traditionsunternehmen „Obst und Gemüse Brandenstein“ aus Hattingen hat den Betrieb eingestellt. Ein Insolvenzverwalter ist bereits bestellt.

Das Traditionsunternehmen „Obst und Gemüse Brandenstein“ hat den Betrieb eingestellt. „Der Laden ist dicht“, sagt der Essener Rechtsanwalt Christof Köhling, den das Amtsgericht Essen jetzt zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt hat.

„Obst und Gemüse Brandenstein“ ist ein Unternehmen mit mehr als 80-jähriger Geschichte: Georg Brandenstein, der Großvater von Heinz-Ulrich Brandenstein (55), dem Geschäftsführer der Unternehmergesellschaft & Co. KG, hatte in den 1930er-Jahren mit Pferd und Wagen die Märkte abgeklappert, weil die Einnahmen aus dem 1933 an der Blankensteiner Straße eröffneten kleinen Lebensmittelmarkt allein nicht reichten.

Verkauf von Gemüse und Kartoffeln von Bauern aus der Region

Das kleine Obst- und Gemüsegeschäft haben die Brandensteins schon länger aufgegeben, als Markthändler waren sie bis vor kurzem auf den Wochenmärkten in der Hattinger Innenstadt und in Welper vertreten, in inzwischen der dritten Generation. Waltraud Brandenstein (78), eine gelernte Einzelhandelskauffrau, half ihrem Sohn Heinz-Ulrich dabei bis zuletzt mit beim Verkauf von Gemüse und Kartoffeln, die das Unternehmen von Bauern aus der Region bezog, sowie von Südfrüchte, die es über über einen Großmarkt importierte.

Herbert Schnabel, besser bekannt als „Bananen-Herbert“, unterstützte die Brandensteins beim Verkauf ihrer Waren jahrzehntelang.
Herbert Schnabel, besser bekannt als „Bananen-Herbert“, unterstützte die Brandensteins beim Verkauf ihrer Waren jahrzehntelang. © WAZ FotoPool | Svenja Hanusch

„Bananen-Herbert“ verkaufte jahrzehntelang mit

Jahrzehntelang hatte zudem das Hattinger Original Herbert Schnabel (72) die Brandensteins beim Verkauf ihrer Waren unterstützt, besser bekannt als „Bananen-Herbert“. Im Jahre 1987 hatte der witzig-wortgewandte Verkäufer als Gast in Thomas Gottschalks TV-Sendung „Na sowas“ (ZDF) dabei zwei Minuten lang seine Fähigkeiten als Marktschreier präsentiert. Und in eben jenem Jahr machte Schnabel im Blumenkohl des Brandensteinschen Marktstandes einen ungewöhnlichen Fund: 10.000 Mark lagen dort in einer Tüte, ein Käufer aus Fernost hatte sie dort liegen lassen – und das Geld von Schnabel natürlich zurückerhalten.

Gesundheitsbedingte Gründe

Längst Geschichte ist dies; nun aber ist auch die des Traditionsunternehmens „Obst und Gemüse Brandenstein“ insgesamt Vergangenheit.

„Gesundheitsbedingte Gründe“, heißt es aus Familienkreisen, hätten Heinz-Ulrich Brandenstein und seine Angehörigen zur Aufgabe des Marktstandes gezwungen. Zudem seien „die Geschäfte auf dem Markt seit einigen Jahren völlig rückläufig“ gewesen, der Konkurrenzdruck durch die Supermärkte enorm gestiegen.

Es ging auch wirtschaftlich nicht mehr

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Und Rechtsanwalt Christof Köhling sagt: „Es ging wirtschaftlich einfach nicht mehr.“ Und dies, obwohl Heinz-Ulrich Brandenstein das Geschäftsfeld des Unternehmens zwischenzeitlich erfolgreich zu erweitern versucht hatte – als Lieferant für Großküchen von Gastroniebetrieben und Krankenhäusern. Und zuletzt zudem mit Bioware sowie besonderen Events versucht hatte, neue Marktkunden zu gewinnen.

Wie es nun weitergeht? „Wir prüfen derzeit, was an Vermögensbestand da ist und welche Verbindlichkeiten es gibt“, so Rechtsanwalt Köhling. Nach dem „Kassensturz“ werde dann entschieden, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird.

>>> STAMMKUNDEN HABEN HÄNDLER LANGE BEGLEITET

Heinz-Ulrich Brandenstein übernahm das Marktgeschäft in dritter Generation von seinem Vater Karl-Heinz. Mit persönlichen Worten wendet er sich nun an seine Kunden:

„Wir bedauern sehr, unser Geschäft aufgeben zu müssen – gerade wegen der vielen lieben netten Stammkunden, die uns so lange begleitet haben.“