Hattingen. Die Arbeit der Feuerwehr und die Ausstattung der Fahrzeuge beeindrucken die Leser bei „WAZ öffnet Pforten“. Sie besichtigten die Feuerwache.
Fasziniert sind die Besucher vom Arbeitsablauf und der Ausstattung der Feuerwehr. Aber das schönste Kompliment bekommen die Retter von einer Teilnehmerin von „WAZ öffnet Pforten“, die feststellt: „Es ist sehr beruhigend, dass es die Hattinger Feuerwehr gibt. Man fühlt sich hier in guten Händen.“ Sehr geduldig und intensiv informieren Brandoberinspektor Jan Heller (34) und sein Brandmeister-Kollege Jan Bürger (29) die WAZ-Leser über ihre spannende Arbeit.
Feuerwehr rückt binnen einer Minute aus
Über die Jugendfeuerwehr
Er lebt seinen Traumberuf: Jan Heller will nichts anderes machen. „Mit meiner Arbeit mache ich etwas Sinnvolles, es ist befriedigend, anderen zu helfen“, sagt der 34-Jährige. Seit seinem 12. Lebensjahr ist er schon bei der Feuerwehr. Auch die Hattinger Wehr kümmert sich um den Nachwuchs.
In drei Löschzügen gibt es die Jugendfeuerwehr , bei der jede und jeder zwischen 10 und 18 Jahren willkommen ist. Die Hälfte der Zeit wird mit Themen rund um die Feuerwehr verbracht. Ansonsten ist ganz normale Jugendarbeit angesagt, in der es auch zum Schwimmen und zum Segeln geht.
Den Lesern gehen die Fragen nicht aus. Sie lernen, dass die hauptamtliche Feuerwehr ungefähr 100 Mitarbeiter hat: 60 Beamte, 30 im Rettungsdienst und zehn in der Verwaltung. Von den 60 Beamten sind sechs Frauen. „Die Zusammenarbeit klappt gut, sehr gut sogar“, betont Heller. In der Regel fahren immer zuerst die Hauptamtlichen raus, unterstützt werden sie bei Bedarf von der Freiwilligen Feuerwehr, die weitere 200 Einsatzkräfte hat.
Dann eine beeindruckende Aktion von Jan Bürger: Er führt den Leserinnen und Lesern den Ernstfall vor. Vom Alarm bis zum Ausrücken dauert es nicht länger als eine Minute. Der 29-Jährige kommt vom höher gelegenen Stockwerk die Rutschstange hinuntergesaust - direkt in die Fahrzeughalle. Zieht seine Einsatzschuhe an, springt in den Wagen, schnallt sich an. Es kann losgehen. Keine Bewegung erinnert an Hektik, aber eben schnell wie die Feuerwehr.
Der längste Weg zum Einsatzort sollte in nicht mehr als acht Minuten bewältigt werden. So ist die Vorgabe. Ausführlich erklärt er, wie die großen Wagen bestückt sind, zeigt deren „Innenleben“, öffnet einen Rettungswagen. Der kostet neu und voll ausgerüstet mit medizinischem Gerät 300.000 Euro.
Voraussetzungen, um bei der Feuerwehr zu arbeiten
Um Feuerwehrmann zu werden, muss man nicht Leistungssportler sein, „aber eine Grundfitness muss man mitbringen“, erklärt Jan Heller. Alle drei Jahre müssen sich die Männer und Frauen durchchecken lassen. Bei den Prüfungen, die sie am Ende ihrer Ausbildung ablegen müssen, ist auch Sport gefragt. Man muss schwindelfrei sein, es werden Lauf- und Krafttests gemacht, schriftlich Wissen abgefragt, auch technisches. Und man muss solide Kenntnis in der Rechtschreibung und in Mathe haben.
Auf mehreren Wegen kann man zum Traumberuf Feuerwehrmann oder -frau kommen. Man kann eine handwerkliche Ausbildung machen oder bei einer Werksfeuerwehr gearbeitet haben oder ein Studium absolvieren, zum Beispiel Ingenieurwesen oder in Naturwissenschaften. Daran schließt sich dann noch einmal eine intensive feuerwehrtechnische Ausbildung an, die anderthalb Jahre dauert. Wenn das alles geklappt hat, gibt es zum Schluss ein Bewerbungsgespräch.
Umgang mit ABC-Gefahrenstoffen
„Hier in Hattingen müssen grundsätzlich alle alles können“, erklärt Jan Heller. Die Feuerwehrleute müssen fit sein in technischen Dingen und sich mit ABC-Gefahrenstoffen auskennen. Das sind die atomaren, biologischen und chemischen Gefahren. Vor allem bei Unfällen mit Gefahrguttransportern ist diese Kenntnis von großer Bedeutung. „Früher wurde deutlich zwischen dem mittleren Dienst, dem gehobenen und dem höheren unterschieden“, erklärt Jan Heller. Heute sei es durchlässiger.
Er selbst hat Informatik gelernt, danach die Ausbildung zum Feuerwehrmann gemacht und im mittleren Dienst gearbeitet. Später absolvierte der 34-Jährige ein feuerwehrinternes Weiterbildungsjahr und arbeitet jetzt im gehobenen Dienst.
Notrufe landen auf der Leitstelle in Schwelm
Notrufe kommen grundsätzlich bei der Leitstelle in Schwelm an. Von dort wird der Alarm weitergeleitet an die zuständige Stadt. Zehn Mann sind tagsüber auf der Wache in Hattingen einsatzbereit. Zwei Großfahrzeuge gibt es vor Ort für Brände. Sie fassen je 5000 Liter Wasser. Interessant sind die Informationen, aber für Felix nicht wirklich neu. Der 13-Jährige ist schon seit drei Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr in einer Nachbarstadt und heute mit Opa vor Ort. Ob er ganz zur Feuerwehr möchte, wenn er sich später beruflich entscheiden muss, weiß er noch nicht. „Auf jeden Fall werde ich aber bei der Freiwilligen bleiben“, sagt er voller Überzeugung.
Die Zeit für einen kleinen Plausch über Kulinarisches reicht noch für Leser Günter Dauben (71). Er schaut Florian Benstein über die Schulter, der gerade für seine Kameraden Spaghetti alla Carbonara zubereitet. „Jeder, der Lust hat, für ungefähr zehn Leute zu kochen, kann sich eintragen“, sagt der 32-Jährige, der erst bei der Feuerwehr kochen gelernt hat. Bevor er diese Kunst beherrschte, hat er es „geschafft“, Öl in der Pfanne zur Explosion zu bringen, gibt er unumwunden zu. Aber das war bei dem Feuerwehrmann ja direkt in sicheren Händen.
Feuerwehr Hattingen