Hattingen. Eine Kooperation des Hattinger Berufskollegs und der Musikschule für Flüchtlinge hat einen neun Hip-Hop-Song hervor gebracht.
Der Höhepunkt des Hip-Hop-Projekts war zweifellos der Auftritt beim Altstadtfest. Da präsentierten fünf von ungefähr zehn Flüchtlingen dieser Flüchtlingsklasse auf der Bühne, was sie zusammen mit Musikschule und Berufskolleg erarbeitet hatten. „Es ist eine sehr intensive Arbeit, aber sie lohnt sich“, freut sich Peter Brand, Leiter der Hattinger Musikschule.
Über die Musik zur Sprache zu kommen, ist das eigentliche Ziel des Projektes. „Weil Sprache sich über Musik viel besser und leichter lernen lässt.“ Der Musikschulleiter, der sehr viel Auslandserfahrung hat, meldete sich früh, um Landesgelder für solche Projekte zu bekommen, an denen Musikschulen teilnehmen können. Seit zwei Jahren laufen nun schon diese Angebote - mit gutem Erfolg.
Manche Flüchtlinge lernen in rasantem Tempo die deutsche Sprache
Wie schnell oder langsam das Erlernen der deutschen Sprache vonstatten geht, ist ganz unterschiedlich. „Wie immer und überall“, sagt Peter Brand. Aber manchmal sei man doch erstaunt, wie schnell sich Jugendliche in eine neue Sprache einfühlen können. Wenn nach einem Jahr in Deutschland ein junger Mann die Tür aufhält und fragt: „Na, Herr Hoffmann, wie geht’s“, dann sei man doch wirklich glücklich, erzählt der Leiter des Berufskollegs, Holger Hoffmann.
Die Jugendlichen werden da abgeholt, wo sie stehen und dürfen mit entscheiden
An diesem Tag sitzen von der Flüchtlings- und Migrationsklasse drei junge Männer im Keller des Berufskollegs und hören zu, was Musiklehrer Joe Doll über das Hip-Hop-Projekt zu sagen hat. Seid Ahmed (18) und die Brüder Mowzad (20) und Bahzad (22) Muhammed sind ein bisschen aufgeregt, als Joe Doll das ganze Projekt erklärt. Alles wird in deutscher Sprache berichtet, einen Übersetzer gibt es nicht. „Wir holen die Jugendlichen da ab, wo sie stehen“, sagt Peter Brand. Das heißt: Sie dürfen sich die Musik aussuchen, die sie gut finden und hören. Dann wird der deutsche Text dazu von allen erarbeitet.
In dem Hip-Hop-Song geht es in erster Linie um Beziehungen
Während es im vergangenen Jahr bei einer überwiegenden Zahl von syrischen Flüchtlingen um das Thema Frieden ging, hat sich diese Klasse mit Jugendlichen aus vielen Ländern das Thema Beziehung ausgesucht. Zwischen 16 und 22 Jahre alt sind die Jugendlichen in der Flüchtlingsklasse von Ulrike Körner. Vier Stunden in der Woche haben die Jungen und Mädchen Deutschunterricht bei ihr, einige weitere Sprachstunden, Mathematik und Politik bei anderen Lehrern.
Das Musikprojekt hat ganz besonders viel Spaß gemacht, denn da kamen die Jugendlichen mit Musik in Kontakt, was sie alle aus ihrer Heimat nicht kannten. „Sie hören zwar alle Musik, haben aber nicht selbst musiziert“, erklärt Joe Doll. Also besorgte er die Grundtracks und erarbeitete alles andere mit den Jugendlichen.
Musikschullehrer Joe Doll hat jede Strophe zu Hause professionell nachbearbeitet
Er nahm sich für die Hip-Hop-Aufnahme sogar Arbeit mit nach Hause, um alles genau aufeinander abzustimmen. „Pro Strophe war das für mich noch mal ungefähr zwei Stunden Arbeit“, sagt Joe Doll. Er möchte die Aufnahme demnächst noch auf Youtube stellen, denn das ganze Projekt, das ja schon in der Öffentlichkeit auf dem Altstadtfest vorgestellt wurde, habe über Hattingens Grenzen hinaus Wellen geschlagen.
>>> INFO: Fünf Projekte mit Musik und Flüchtlingen
Stolz ist der Leiter der Musikschule, Peter Brand, darauf, dass in Hattingen fünf Projekte laufen, um kleine und große Flüchtlinge schnell zu integrieren. Er hat sich für Mittel aus der Landesförderung stark gemacht und sie auch bekommen.
Es laufen außer dem momentanen Hip-Hop-Projekt für Jugendliche, auch Projekte, die in Kindergärten durchgeführt werden. Darüber hinaus gibt es Angebote für Mutter und Kind. Immer mit dem Ziel, dass so schnell wie es geht, die deutsche Sprache erlernt wird.