Hattingen. Ärzte zu halten ist das Interesse aller Hattinger Kliniken. Sie erklären, wie sie ihre Krankenhäuser für Fachpersonal attraktiv halten.

Ärzte zu halten, darum bemühen sich die Hattinger Kliniken alle. Und unterstreichen, was sie attraktiv macht. Bochum war „mir als Landei“ zu laut, sagt beispielsweise Dr. Björn Burkert (42). Hattingen gefiel ihm. Und dass er dann auch noch als Arzt Arbeit fand im Evangelischen Krankenhaus (EvK), war für ihn ideal.

Seit kurzem ist er Facharzt für Allgemeinchirurgie an der Chirurgischen Klinik des EvK, das zur Evangelischen Stiftung Augusta gehört – und will auch bleiben, so wie zwei Kollegen, die auch eben ihre Facharztprüfungen abgelegt haben. Der Grund: Sie fühlen sich wohl im Haus.

In Zeiten des Ärztemangels werben die Hattinger Kliniken um die Mitarbeiter

Das ist dem Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Dr. Helfried Waleczek, auch wichtig. Denn gerade in Zeiten des Ärztemangels ist ihm daran gelegen, fähige Kollegen an der Klinik zu halten. Und das gleich alle frisch geprüften Fachärzte in seiner Abteilung bleiben, verbucht er als Erfolg, Mitarbeiterpflege ist ihm wichtig – wie vielen Firmen in Hattingen, wenn sie Fackräfte halten wollen.

Die Kollegialität ist es, die auch die Fachärztin für Viszeralchirurgie, Stefanie Jazra (41), in der Klinik so gefällt. In Düsseldorf hat sie schon gearbeitet, außerdem in der Herner Klinik der Ruhr-Uni Bochum. Sie hat zwei kleine Kinder, eine halbe Stelle, geht jetzt für ein Jahr in Elternzeit und fühlt sich „vom Team unterstützt“, lobt die familiäre Atmosphäre. Bewusst hat sie sich darum fürs Bleiben entschieden.

Chirurgie ist für die Fachärztin Stefanie Jazra eine Berufung

Dabei haben Fachärzte eine große Auswahl an Stellen. Eine „Berufung“ ist für sie die Chirurgie. Mit 15 Jahren hat sie entschieden: Das will ich machen. Krankenschwester hat sie aber erst gelernt – und zwar in der Psychiatrie. Chirurgie, da sind sich die Chirurgen einig, ist kein Fach, dass man sich als Medizin-Studierender überlegt.

Auch Burkert hat erst eine Pflegerausbildung absolviert. Irgendwann dann stand er im OP bei einer Bauch-OP – und wusste: Das mache ich. Er erinnert sich aber: „Wo ich damals war, wurde im OP geschwiegen, wenn der Chef operierte. Auch das ist in Hattingen anders“, lobt er.

EvK nimmt Ärzten möglichst viel Schreibkram ab

Fachärzte schätzen auch, dass sie beispielsweise keine Reha-Anträge ausfüllen müssen. Das erledigen andere Mitarbeiter. „Ich muss ihnen auch einen spannenden Beruf bieten, sonst gehen sie weg.“

Es kann schon mal passieren, dass eine Sekretärin plötzlich nicht in einen Raum kommt – weil der muslimische Arzt betet. Kein Problem. „Für uns ist doch ideal, dass wir an Weihnachten frei haben, die muslimischen Ärzte dann eben fürs Zuckerfest, das passt doch“, sagt Burkert.

Viele Nationalitäten in der Belegschaft sind ein Pluspunkt

Zwölf Assistenzärzte hat Waleczek in seiner Abteilung, darunter sind fünf Nationalitäten. Die Ärzte sprechen vier verschiedene Sprachen: Deutsch, Spanisch, Arabisch – und auch Albanisch. Letzte Sprache ist die Muttersprache des dritten frischen Facharztes: Dr. Kriesel Kota (32), der in Rom studiert hat.

Etwa die Hälfte der Ärzte spricht Deutsch als Muttersprache. „Aber die anderen sprechen Deutsch auch gut“, so Waleczek. Im Schnitt blieben Ärzte in der seiner Klinik drei bis vier Jahre. „Wichtig ist es, dass wir Älteren ihnen Wertschätzung entgegen bringen, dass wir sie für das Fach faszinieren, ihnen zeigen, dass sie hier gebraucht werden.“

Arzt in der Reha-Klinik ist wie ein Hausarzt im Akutkrankenhaus

„Arzt in der Reha-Klinik ist wie ein Hausarzt im Akut-Krankenhaus. Das hat mir mal einer unserer Ärzte gesagt“, erklärt Volker Martin von der Vamed-Klinik, das ist die eben umbenannte Reha-Klinik in Holthausen. Attraktiv sei die Besonderheit einer Reha-Klinik, dass Patienten länger verweilten als in einem Akutkrankenhaus. „Da sieht man dann auch die Behandlungserfolge.“ Pluspunkt der Klinik seien zudem die Weiterbildungsermächtigungen, die Weiterbildungs-, Aufstiegs- und Austauschmöglichkeiten innerhalb des Konzerns. Von den 545 Mitarbeitern aus 26 unterschiedlichen Geburtsländern wären 24 Ärzte aus sieben Nationen, die zwölf unterschiedliche Sprachen sprächen.

Kliniken punkten mit einem umfassenden Fortbildungsangebot

Mit einem umfangreichen Digest-Fortbildungsangebot könne die Klinik in Blankenstein bei Ärzten punkten, die zu dem Katholischen Klinikum Bochum zählt, sagt Sprecher Jürgen Frech. Da gäbe es beispielsweise auch Kommunikationstrainings. „Die Ärzte profitieren vom Status als Uniklinik. Das ist für viele entscheidend, denn sie sind nah dran an der Forschung, an Veröffentlichungen, weil ein Interesse besteht, die Abteilung forschungsstark zu halten.“ Konzernweit sind Mitarbeiter – inklusive Pflege – aus 70 Nationen beschäftigt.

Stimmen Arbeitsumfeld und Betriebsklima, ist die Fluktuation gering

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Am St.-Elisabeth-Krankenhaus in Niederwenigern sind das gute Betriebsklima und das Arbeitsumfeld in der psychiatrischen und der geriatrischen Fachabteilung Beweggründe, dem Haus verbunden zu bleiben. Es gibt nur eine geringe Fluktuation: Fortbildungs-, Entwicklungsmöglichkeiten, Austausch in multiprofessionellen Teams und Supervision sind weitere Gründe. Neben Deutschland sind vier weitere Nationen in der Ärzteschaft des St. Elisabeth-Krankenhaus Niederwenigern vertreten – Voraussetzung der Mitarbeit ist die sichere Beherrschung der deutschen Sprache. Das ist unerlässlich für die gute Versorgung Hochbetagter und psychisch Kranker.