Hattingen. Prof. Juris Meier erklärt die Formen von Diabetes. Der Chefarzt und Diabetologe an der Klinik Blankenstein spricht dabei auch über Übergewicht.

Wer „Zucker“ hat, ist selber schuld, glauben viele Menschen. Doch so einfach ist das nicht, weiß der Diabetes-Experte Prof. Juris Meier und widerspricht dieser Behauptung.

Zunächst gibt es da zwei Formen von Diabetes. Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung des Körpers, die plötzlich entstehen kann. Der Körper wendet sich dann gegen sich selbst und zerstört die insulinproduzierenden Zellen. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt, der Körper übersäuert.

Insulin kommt nicht in den Zellen an

„Vor hundert Jahren sind Betroffene nach relativ kurzer Zeit daran verstorben“, sagt Meier. Heute werden Patienten behandelt, indem sie sich das Insulin spritzen oder mittels einer Pumpe zuführen. Warum der Körper sich gegen sich selbst wendet, haben Forscher bisher nicht abschließend klären können.

Typ-2-Diabetiker haben zwar noch körpereigenes Insulin, aber es kommt nicht in den Zellen an. Die Folge ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel. „Bei diesem Typ ist die erbliche Grundlage viel höher als bei Typ 1“, so Meier. Wenn ein Elternteil Typ-2-Diabetes hat, besteht eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind im Laufe des Lebens diese Insulinresistenz ausbildet.

Der wichtigste Co-Faktor: Übergewicht

Neben der erblichen Ursache sind aber auch Umweltfaktoren entscheidend: „Bewegungsmangel, Übergewicht und eine ungesunde Ernährung können die Krankheit begünstigen. Der wichtigste Co-Faktor ist das Gewicht.“ Aber der Experte relativiert: „Nur weil jemand starkes Übergewicht hat, heißt das nicht automatisch, dass er auf jeden Fall Diabetiker wird. Man kann den Menschen selbst nicht die Schuld geben.“

In der Naturheilklinik Blankenstein werden beide Formen der Erkrankung behandelt. „Bei Typ-2 kann man ganz viel mit einer Änderung des Lebensstils erreichen. Dafür haben wir eine Lehrküche, diverse Sportangebote und moderne Formen der Insulintherapie.“ Zu Beginn der Erkrankung sind Hausärzte und Praxen mit einem diabetologischen Schwerpunkt die richtigen Ansprechpartner. „Patienten werden zunächst mit Tabletten behandelt. Die Gabe von Insulin ist meistens erst nach Jahren nötig.“

Viele haben anfangs keine Beschwerden

Das Tückische an der Erkrankung ist, dass sie oft erst etwa sechs Jahre nach Ausbruch diagnostiziert wird. Gerade Typ-2-Diabetiker haben anfangs keine Beschwerden, außer viel Durst und häufiges Wasserlassen. Der Experte empfiehlt, dass Menschen ab 40 Jahren, Frauen, die einmal an Schwangerschaftsdiabetes litten, und solche, die Übergewicht haben, sich regelmäßig beim Hausarzt testen lassen.

Die Folgeerkrankungen sind bei den Formen der Diabetes indes gleich: Herzerkrankungen, Schlaganfall, Nervenschäden, Sehbeeinträchtigungen bis zur Erblindung und das sogenannte Diabetische Fußsyndrom – all diese Folgen behandelt auch Juris Meier.