Hattingen. . Matthias Ketteler engagiert sich mit der Projekthilfe Gambia für das afrikanische Land. Dabei erhält er prominente Unterstützung von Markus Lanz.
Ganze 26 Jahre war Matthias Ketteler jung, als er die Buschklinik in Gambia ins Leben rief. Mittlerweile ist daraus ein Vorzeigeobjekt mit Modellcharakter geworden. Im März 1998 übergab der damalige Hattinger Bürgermeister Dieter Liebig dem Krankenpfleger die Hattinger Fahne an die „Projekthilfe Dritte Welt“.
Die Bezeichnung „Dritte Welt“ gibt es schon lange nicht mehr, geblieben ist seit 30 Jahren die enge Zusammenarbeit zwischen dem Hattinger Verein, der sich in „Projekthilfe Gambia“ umbenannte, und den afrikanischen Partnern. 30 Jahre älter ist auch Matthias Ketteler, aber immer noch hält er die Fäden zusammen. Mit seinen 56 Jahren hat er viel Erfahrung sammeln können, hat Kontakte, weiß, wer in Schlüsselpositionen arbeitet und wen er ansprechen muss. Und er weiß, was geht und was nicht.
Patienten reisen weit zur Buschklinik an
Denn nicht immer lagen und liegen die Hattinger aus Europa auf gleicher Wellenlänge mit den Gambiern aus Afrika. „Für mich ist neben der medizinischen Versorgung Bildung wichtig. Aber da musste Überzeugungsarbeit geleistet werden, wenn die Afrikaner meinten, es sei besser, die Kinder auf den Feldern arbeiten zu lassen.“
Die Buschklinik, das Jahaly Health Center, ist längst etabliert und wird von vielen Menschen aus der Umgebung in Anspruch genommen. „Zum Teil kommen die Kranken aus 100 Kilometer entfernten Gebieten.“ Die Hygienestandards sind erheblich höher als im übrigen Land, die Klinik verfügt über mehrere Behandlungsräume, eine Entbindungsstation, ein Labor, eine Apotheke und einen Krankenwagen.
Solaranlage sorgt für Strom
„Da es in der Gegend keinen Strom gibt, sorgt eine Solaranlage rund um die Uhr für Strom, es gibt Licht, elektrische Geräte und eine Wasserpumpe.“ Seit 2003 unterstützt der Journalist und Moderator Markus Lanz die Projekthilfe, war bereits mehrmals vor Ort. Lanz lobt das engagierte Klinik-Team in Jahaly und die großzügige Hilfe der Spender und Förderer in Deutschland.
Ganz besonders freut sich Ketteler, dass 2004 der Kindergarten eröffnet werden konnte. „240 Kinder haben ihn damals besucht, heute sind es 360. Auf diese Weise haben wir Bildung ins Land gebracht. Dass es Mittagessen für die Kleinen gibt, ist für viele Eltern ein starkes Argument, ihren Nachwuchs in den Kindergarten zu schicken“, sagt der Motor der Hilfe aus Hattingen.
Weitere erfolgreiche Projekte, die von einer Frauenkooperative bewirtschaftet werden, laufen seit Jahren. Es wurden mit deutschem Geld Brunnen gebaut, Saatgut und Düngemittel angeschafft. „Die engagierten Frauen und ihre Familien werden unterstützt, können sich mit ausreichend frischem Gemüse versorgen und das, was sie nicht selbst verbrauchen, verkaufen.“ Seit 2004 gibt es auch einen Traktor, der auf abenteuerliche Weise seinen Weg nach Jahaly fand. Es sind eben nicht überall deutsche Maßstäbe anzulegen, was Schnelligkeit und Pünktlichkeit angeht. Die Wartung übernimmt die Projekthilfe.
2012 hat die Projekthilfe begonnen, eine Plantage mit 10 000 nährstoffreichen Moringa-Bäumen anzulegen. Auch das ist ein lebenswichtiger Wert für die Region geworden. Längst hat das gambische Pendant zum Hattinger Projekt Fuß gefasst, Entscheidungen werden vom Vorstand – zwei Deutsche und drei Gambier – zusammen gefällt.