Hattingen. . Verbraucherberater warnen vor Handyverträgen mit unübersichtlichen Konditionen. Häufig halten sich Geschäfte nicht an die Transparenzverordnung.
Wer sich in einem Telefongeschäft beraten lässt, kommt laut Verbraucherzentrale häufig mit einem Vertrag wieder heraus, den er eigentlich gar nicht haben wollte. Erst kürzlich erlebte das eine 82-jährige Hattingerin, die nun mit der Schuldnerberatung und dem Verbraucherschutz darum kämpft, aus ihrem Vertrag wieder herauszukommen. Sie hatte einen Festnetzvertrag abschließen wollen, aber einen Handyvertrag erhalten – obwohl sie gar kein Handy besitzt.
Kein Einzelfall: Versteckte Kosten, unübersichtliche Bedingungen und lange Laufzeiten: Bei Telefonverträgen verlieren Kunden schnell den Überblick. Die Läden kämen in vielen Fällen ihrer Informationspflicht nicht nach, kritisieren die Verbraucherschützer. Sie geben Tipps, wie man sich vor Schummel-Verträgen schützt.
Viele Kunden lesen komplexe Verträge nicht
„Das Problem betrifft eigentlich alle“, sagt Alexandra Kopetzki (38), Leiterin der für Hattingen zuständigen Verbraucherzentrale-Beratungsstelle. „Denn Mobiltelefone gehören heute fest zum Alltag.“ Regelmäßig kommen Verbraucher in die Beratungsstelle, weil sie das Kleingedruckte in ihrem Vertrags zu spät lesen. Darin verstecken sich zum Beispiel deutlich höhere Kosten als gedacht. „Das zeigt sich mit der ersten Rechnung“, so Kopetzki. Zeit, um sich den meist sehr komplexen Vertrag durchzulesen, hätten die Kunden nicht. Die Berater würden nur die besten Konditionen präsentieren, um Kunden anzulocken und das oft auch handschriftlich. Bindend sei das nicht.
Die Verbraucherschützerin: „Unterschrieben wird meist auf einem Tablet, sodass der Kunde gar nicht direkt sieht, zu welchen Bedingungen er kauft.“ Aus Sicht der Verbraucherzentrale das größte Problem: Bei einem Kauf im Geschäft gibt es kein Widerrufsrecht. Darüber seien sich viele nicht im Klaren. „Die Verbraucher denken, sie könnten den Vertrag innerhalb von 14 Tagen zurückgeben“, weiß Alexandra Kopetzki. „Dieses Recht gibt es im Normalfall aber nicht.“ Auch bei der 82-jährigen Hattingerin ist das ein Problem.
Informationsblatt ist vorgeschrieben
Den Vertrag vor dem Ende der Laufzeit, die meist 24 Monate beträgt, zu kündigen, sei möglich, wenn eine nachweisliche Täuschung vorliegt. In diesem Fall kann die Verbraucherzentrale als rechtliche Vertretung verhandeln und dem Telefonladen eine Abmahnung aussprechen.
Dass die Geschäfte ihrer Informationspflicht seit Jahren nicht nachkommen, findet Kopetzki besonders ärgerlich, weil diese eigentlich sogar rechtlich geregelt ist. Seit Juni 2017 bestimmt eine Transparenzverordnung, wie über Verträge informiert werden muss.
Test der Verbraucherzentrale zeichnet negatives Bild
Vorgeschrieben ist ein Produktinformationsblatt, das nach Vorgaben der Bundesnetzagentur gestaltet ist. Diesem muss der Kunde alle wichtigen Konditionen seines Vertrags entnehmen können. Dass das mit der Realität nicht viel zu tun hat, fand die Verbraucherzentrale bei einer landesweiten Stichprobe heraus: Nur ein Prozent der Telefonläden stellte das Informationsblatt von sich aus bereit. Sogar auf Nachfrage bekamen die Kunden es nur in acht Prozent der rund 300 getesteten Geschäfte.
Die Shops fänden dafür gerne Ausreden, so Kopetzki. Etwa, dass die Beratung das Informationsblatt ersetzen würde. Die Verbraucherschützerin bezeichnet ein solches Vorgehen als „arglistige Täuschung“.