Hattingen. . Bundesweit gibt es Tiefststände bei der Zahl der Gartenvögel. Auch im Ennepe-Ruhr-Kreis sinken die Zahlen. Insektenschutz ist auch Vogelschutz.

Die Zahl der Vögel, die in den heimischen Gärten beobachtet werden, ist abermals gesunken. Das ist das Ergebnis der „Stunde der Gartenvögel“. Zu der Vogelzählung ruft der Naturschutzbund (Nabu) jährlich auf. Mithelfen, diesen Trend zu stoppen, kann jeder, sagt Hattingens Nabu-Vorsitzende Isolde Füllbeck.

In 118 Gärten des Ennepe-Ruhr-Kreises haben Vogelfreunde in diesem Jahr 3133 Vögel beobachtet. Unangefochten auf Platz eins bleibt – wie schon in den drei vergangenen Jahren – die Amsel. In nahezu jedem Garten wurde sie beobachtet. Durchschnittlich hüpfen drei Amseln durch die Gärten des Kreises. Auf Platz zwei folgt die Blaumeise, direkt dahinter die Kohlmeise. Der Sperling, 2014 meistgesichteter Vogel im Kreis und bundesweit Spitzenreiter, reiht sich auf Platz vier ein.

Bundesweit beunruhigende Zahlen

Bundesweit meldet der Nabu ein beunruhigendes Ergebnis der Zählaktion: „Unter den Top 15 unserer Gartenvögel weisen sieben Arten so geringe Zahlen wie noch nie in 14 Jahren auf, darunter Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Elster, Grünfink, Buchfink und Hausrotschwanz“, erklärt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Auch der Vogel des Jahres, der Star, wurde deutlich seltener gesichtet. Statt 119 Exemplaren im Vorjahr, wurden in der Region diesmal nur 26 gesehen.

Der Star ist der Vogel des Jahres, wurde aber nicht mehr oft gezählt.
  
Der Star ist der Vogel des Jahres, wurde aber nicht mehr oft gezählt.   © DPA, Patrick Pleul

Grund für den Negativtrend bei den Vögeln ist das Insektensterben, ist Isolde Füllbeck überzeugt. Immerhin würden sich viele Gartenvögel davon ernähren. Selbst Finkenvögel, im Erwachsenenalter Körnerfresser, füttern ihre Jungvögel mit Raupen und Co., erklärt die Nabu-Vorsitzende.

Blühwiesen statt Steinwüsten

Problematisch sei deshalb, dass immer mehr Grünflächen und Blühflächen verschwinden. „Wo sollen die Vögel dann noch Futter finden“, fragt Füllbeck. Der Spatz benötige zum Beispiel landwirtschaftliche Nutzfläche. Wird die Weidetierhaltung weniger, weil die Tiere nur noch im Stall stehen, nimmt auch die Zahl der Spatzen ab, erklärt sie. Viele Menschen würden zudem Vorgärten und Gärten mit Steinen zupflastern – im Glauben, das mache weniger Arbeit. „Gärten des Grauens“, nennt die Naturschützerin sie.

Isolde Füllbeck ruft deshalb auf: „Seien Sie einfach mal ein bisschen unordentlich“. Heißt: das Grün in einer Ecke des Gartens einfach stehenlassen. „Als Blühwiese, die Sie eben nur zwei Mal im Jahr mähen“, sagt sie. Helfen kann jeder: Sinnvoll sei zum Beispiel auch schon ein Quadratmeter oder ein Kübel mit heimischen Blühpflanzen. Auch Brennnesseln sollten nicht ganz abgemäht werden: „Ohne Brennnesseln keine Schmetterlinge. Und wenn man den Schmetterlingen hilft, hilft man den Gartenvögeln. Davon profitieren dann auch Sperber und Uhus.“

>>> Nabu ruft zur Insektenzählung auf

Neben den Vogelzählungen ruft der Naturschutzbund jetzt auch zum „Insektensommer“ auf. Vom 1. bis zum 10. Juni sowie vom 3. bis zum 12. August können Interessierte teilnehmen.

Im Juni kann der Admiral beobachtet werden.
Im Juni kann der Admiral beobachtet werden. © DPA, Silas Stein

Statt Vögeln werden dann Insekten gezählt. Grundsätzlich können alle erkannten Insekten gemeldet werden. Weil es aber so viele verschiedene Arten gibt, sollten die Beobachter vor allem Ausschau halten nach Tagpfauenauge, Admiral, Asiatischer Marienkäfer, Hainschwebfliege, Steinhummel, Lederwanze, Blutzikade und Gemeine Florfliege im Juni und Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs, Ackerhummel, Blaue Holzbiene, Siebenpunkt-Marienkäfer, Streifenwanze, Blaugrüne Mosaiklibelle und Grünes Heupferd im August.

Mehr Informationen, eine Übersicht zu Insekten und das Meldeformular für Beobachtungen gibt es auf www.insektensommer.de.