Hattingen. . Gudrun Esser und Wolfgang Horn ermöglichen im Stadtmuseum eine neue Sicht auf Alltägliches. Sie zeigen Gewebe, Skulpturen und Installationen.
Sie haben sich dem Stofflichen verschrieben, aasen mit Farbe, arbeiten seit über 25 Jahren zusammen und bringen sich selbst und den anderen auf immer neue Ideen. Was Barbara Esser und Wolfgang Horn im Lauf vieler Jahre an Textilem ausgebrütet haben, zeigt die Ausstellung „FarbStoff“, die am Freitag im Stadtmuseum eröffnet wird.
Museumsleiterin Gudrun Schwarzer freut sich, das Thema aufzugreifen, steht es doch in Zusammenhang mit der Stadtgeschichte. Sie erinnert daran, dass 1722 in jedem vierten Hattinger Haushalt ein Webstuhl gestanden hat und Stoffe später in Tuchfabriken gewebt wurden. Beim Anblick von Barbara Essers Webstoffen wurde in Ausstellungen auch schon die Frage gestellt, ob man daraus etwas nähen könnte. Die Stoffe öffnen zwar neue Sichtweisen auf alltägliche Objekte, wirken von weitem oft wie ein Bild und ganz anders als aus der Nähe, ziehen den Blick je nach Aufbau der Farb- und Fädenkomposition teils magisch an. Entbehrlich ist an den Kunstwerken der Textildesignerin, die vier bis fünf große Arbeiten im Jahr webt, aber nichts.
In ihren Webrahmen von 1,50 Metern zieht Barbara Esser 4000 bis 6000 Fäden einzeln ein. Bis sie verschachtelt weben kann, dauert es oft zwei Monate. „Ich versinke in die Arbeit“, erzählt sie, „bin hochkonzentriert, höre keine Musik oder das Handy“. Den Webstuhl hat sie in der Schweiz gekauft. Daran arbeitet sie nicht nur mit Farben – 120 stehen zur Auswahl – und unterschiedlichen Materialien. In ein Werk mit quadratischen Stofftaschen sind beispielsweise kleingeschredderte D-Mark-Scheine eingearbeitet.
Während Barbara Esser ausrangierte Geldscheine verarbeitet hat, hat ihr Partner einen grauen Anzug mit Tausenden Plastikstacheln per Hand vollgetackert. Normalerweise halten sie Preisschilder an Kleidern oder Socken. Einen anderen Anzug, übersät mit Zahlen und Preisen, zieren dafür Papierschildchen. In einen Kaufrausch musste Wolfgang Horn deswegen nicht verfallen. Er kaufte sie im Handel – und verwendete sie künstlerisch. Auf einem Bild sind die Plastikstacheln grün eingefärbt und sehen aus wie eine Wiese. Die Papierschildchen sind für ein anderes Bild beidseitig bedruckt mit grünen Pflanzen am Rand oder Details eines Schlosses in der Mitte. Und erzeugen den Eindruck eines Schlosses im Grünen.
Zum Entdecken herausfordern
„Ganz einzigartige Ausdrucksweisen“ kündigt die Ausstellung an durch Gewebe, Skulpturen und Grafiken. Installationen, Objekte, Fotografien, Animationen und Webstoffe sollen zum Entdecken herausfordern. Das tun sie.
<<<Eröffnung am Freitag um 19 Uhr im Stadtmuseum
Die Ausstellung „FarbStoff“ von Barbara Esser und Wolfgang Horn wird am heutigen Freitag um 19 Uhr im Stdtmuseum Hattingen, Marktplatz 1-3 in Blankenstein eröffnet. Die stellvertretende Bürgermeisterin Margret Melsa wird die Gäste begrüßen.
Kunsthistorikerin Dr. Sandra Abend aus Hilden führt in die Ausstellung ein, Kerstin Fabry (Saxophon) und Eric Richards (Piano und Bass) machen Musik.