hattingen. . Findet Michael Görler, der seit Jahrzehnten im Felderbachtal einen Zaun baut, weder Nachfolger noch Helfer, werden Tausende Frösche überfahren.

„Das wird ein Chaos, wenn 2000 Tiere überfahren werden. Es sieht nicht nur schlecht aus, sondern ist auch rutschig und gefährlich für die Autofahrer“, sagt Michael Görler. „Und das alles im Naturschutzgebiet Felderbachtal.“ Er sagt nicht, dass der Krötenzaun im Felderbachtal, der am Samstag abgebaut wird, sein letzter ist, den er aufgestellt hat und wieder wegnimmt. Fakt ist aber: „Ich werde 65 und höre auf.“ Das Szenario wird also Wirklichkeit werden, wenn niemand übernimmt.

„Ich brauche neue Knie, eine neue Hüfte“, so der Hattinger, der im November zum letzten Mal Kopfbäume geschnitten hat. Es geht körperlich nicht mehr. Und Helfer bleiben hier ebenso aus wie am Krötenzaun. Dort ist Görler, der seit über 30 Jahren aktiv ist für den Umwelt- und Tierschutz, schon beim Aufbau an Grenzen gestoßen. Die drei Helfer waren alle vom Fach. Sie stammten aus dem Bereich Ökologie, darunter ein Masterstudent, der seine Arbeit über den Krötenzaun schreibt. Kein Bürger, ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener, hat mit angepackt. Was dazu geführt hat, dass Michael Görler mit seiner Frau – „die ist schon in Rente“ – bereits Tage vor dem Aufbautag gebuddelt und gebaut hat. Beim Abbau rechnet er ebenfalls damit, dass niemand kommt.

Michael Görler und Volker Völzke beim Aufbau des Krötenzaunes.
Michael Görler und Volker Völzke beim Aufbau des Krötenzaunes. © Fischer

Zwischendurch haben Hattinger geholfen, Tiere aus den Eimern mit zu bestimmen und dann sicher zu ihren Laichgebieten zu tragen. Insgesamt aber reicht die Unterstützung nicht, um die seit Jahrzehnten existierende Aktion am Laufen zu halten. Der Bestand war mit 6000 geretteten Tieren auch schon mal landesweit von Bedeutung. Inzwischen aber ist nicht nur die Zahl der Helfer eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen ist auch die Zahl der Amphibien, die in 23 Eimern gesammelt und zum Laichgewässer über die Straße getragen wurden.

Nur 1884 Tiere konnten in diesem Jahr gerettet werden. Im Vorjahr waren es 3137 gewesen. Am stärksten abgenommen hat die Anzahl der Kröten. Die 1633 Tiere, darunter 496 Weibchen, bedeuten weit über 900 weniger als noch im Vorjahr.

Weniger Insekten und Amphibien

Ein Krötenweibchen legt zwar mehrere tausend Eier. Aber wovon sollen die Tiere leben, fragt sich Görler, wenn es kaum Insekten gibt. Mit weniger Amphibien haben auch Silber- und Graureiher oder Bussard weniger zu futtern. Dass das Grünflächenamt wie in Bochum Krötenschutzzäune aufstellt, „kann ich mir nicht vorstellen. Dann sind die Tiere weg.“

<<<Krötenschutz-Zaun wird abgebaut

Michael Görler wird am morgigen Samstag, 10 bis 11 Uhr, im Felderbachtal (Felderbachstraße/Am Schnüber) den Amphibienschutz-Zaun abbauen und bittet die Bevölkerung um tatkräftige Mithilfe bei der Aktion.

Akteuren wird bei dieser Gelegenheit auch die Bilanz der diesjährigen Artenschutzmaßnahme vorgestellt. „Spannend wird auch ein Blick in die mit Laich und Kaulquappen gut gefüllten Teiche sein“, verspricht Görler.