HATTINGEN. . Zum Saisonstart am Kemnader See setzt die Hattinger Paasmühle 22 gesundete Schwäne frei. In der Einrichtung gibt es schon wieder neue Verletzte.

Der Montag ist erst wenige Stunden alt, da hat Thorsten Kestner, der Leiter der Paasmühle, schon wieder zwei Schwäne in Pflege genommen: Einer lag völlig erschöpft und ungeschützt auf einem Parkplatz nahe Haus Herbede, der andere hatte am Harkortsee in Wetter einen Angelhaken verschluckt.

Thorsten Kestner und sein Team von der Pflegestation für Eulen, Greifvögel und Wasservögel in Bredenscheid werden die zwei wieder aufpäppeln – wie alle 120 Schwäne, die sie jährlich in der Paasmühle betreuen. Um die Tiere nach ihrer Genesung freizusetzen. So wie am Sonntag 22 zur jährlichen Saisoneröffnung von Kemnade.

Es ist Brutzeit für die Schwäne

Bewölkt und kalt ist es bei diesem Ereignis, leichte Windböen fegen über den Kemnader See hinweg. Doch auch wenn das Wetter eher an November erinnert: Es ist Brutzeit für die Schwäne, und das bedeutet, dass sie die zwei Teiche der Paasmühle verlassen wollen, um einen Partner zu suchen, mit dem sie ihr Leben verbringen.

© Ingo Otto

Das klingt ziemlich menschlich, und fast wirken diese schönen Tiere mit dem anmutigen Hals und den sanften Augen in den Armen der freiwilligen Helfer ganz zutraulich.

Schwäne sind Wildtiere, keine Haustiere

Lars Weiser (23), der seit mehr als vier Jahren ehrenamtlich für die Paasmühle arbeitet, weiß es allerdings besser: „Schwäne sind Wildtiere, keine Haustiere. Sie gehören in die Wildnis und müssen nicht erzogen werden. Alleine durch ihre Urinstinkte finden sie hier draußen ihren Weg. Oft erfahren wir später, wo sich die Vögel befinden.“ Dies ist möglich, weil alle Vögel der Pflegestation beringt werden. Enten der Paasmühle etwa haben es schon bis nach Sibirien geschafft.

Der Hafen Heveney des Kemnader Sees ist für die Auswilderung der gesundeten 22 Schwäne ein optimales Terrain. „Sie brauchen eine lange Startbahn, um loszufliegen. Zudem können sie hier die Flugmuskulatur, die ihnen noch fehlt, ausbilden“, sagt Lars Weiser. Bisher gelang das „zu Wasser lassen“ der Schwäne am Kemnader See stets einwandfrei.

An diesem Tag aber haben einige Schwäne Startschwierigkeiten. Auf Wittener Seite findet ein Flohmarkt statt, und die MS Kemnade dreht ihre erste Runde dieses Jahr.

Schwäne sind keine guten Flieger

Der Hafen Heveney des Kemnader Sees ist für die Auswilderung der gesundeten 22 Schwäne ein optimales Terrain. Denn sie brauchen eine lange Startbahn, um loszufliegen.
Der Hafen Heveney des Kemnader Sees ist für die Auswilderung der gesundeten 22 Schwäne ein optimales Terrain. Denn sie brauchen eine lange Startbahn, um loszufliegen. © Ingo Otto

„Vielleicht verwirrt das die Vögel etwas“, so Vogelpfleger Thorsten Kestner, der schon das 16. Mal mit gesundeten Schwänen zur Saisoneröffnung dabei ist. Und überhaupt: Schwäne seien „keine guten Flieger“, insbesondere Kurven fliegen liege ihnen nicht. Weshalb sich schon mancher Schwan auf seinem Weg vom Baldeneysee zur Kemnade an den Hochspannungsleitungen über Birschels Mühle verletzt habe. Und vorübergehend in der Paasmühle landete.

Der Revierschwan in diesem Umkreis ist ein richtiger Prügelknabe

Wie die 22 Schwäne, die nun an der Kemnade zurück in die Freiheit entlassen worden sind. An der Kemnade bleiben können sie indes nicht. „Der Revierschwan in diesem Umkreis ist ein richtiger Prügelknabe. Er duldet niemanden, außer seine Partnerin“, so Kestner. Er scheucht die Gruppe aufs große Fahrwasser. „Von dort sucht sich jeder Schwan in Partnerschaft ein eigenes Territorium.“

>>> DIE VOGELPFLEGESTATION PAASMÜHLE

Der ambitionierte Vogelpfleger Thorsten Kestner hat die Paasmühle vor 30 Jahren gegründet. Bis zu 1700 Vögel pflegen die ehrenamtlichen Mitarbeiterhier jedes Jahr – 22 der gesundeten Patienten wurden nun auf der Kemnade in die Freiheit entlassen.

Weitere Informationen gibt es auf: www.paasmühle.de.