hattingen. . In der Stadtbibliothek Hattingen können Jung und Alt seit Mitte Februar Kamishibai-Erzähltheater ausleihen. Das Ziel: Sprachförderung.

Die Kinder der Katholischen Kindertagesstätte St. Christophorus betrachten ein Bildmotiv: Ein roter Fuchs steht vor einer mit Schnee bedeckten Hütte und klopft an der Tür. Beatrix Stracke von der Stadtbibliothek fragt in die Runde, ob der Hausbewohner das Tier denn reinlassen soll. „Nein“, ruft eines der Kinder: „Der Fuchs kann beißen.“ Ein anderes wiederum sagt: „Er kann den Hasen drinnen auffressen.“

Kamishibai dient zur Entschleunigung

Diese beiden konträren Aussagen spiegeln den Sinn hinter Kamishibai wider. „Die Kleinen sollen sich zu den verschiedenen Bildern ihre eigene Geschichte ausdenken“, erzählt Stracke über das japanische Erzähltheater, das seit Mitte Februar in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden kann. Seinen Ursprung hat Kamishibai im zwölften Jahrhundert. Damals zogen buddhistische Wandermönche durch das Land und verbreiteten ihre Lehren auf Bilderrollen.

Ein solches Erzähltheater hat bis zu zwölf großformatige Bilder, die in einen Rahmen gesteckt werden. „Die Kinder werden dadurch angeregt, zu erzählen. Es dient auch zur Entschleunigung. Man kann sich die Bilder lange ansehen. Es ist nicht so wie im Fernsehen, wo alles durchrauscht“, erläutert die Bibliothekarin.

Die Kinder der katholischen Kindertagesstätte St. Christophorus lassen ihrer Fantasie freien Lauf und denken sich eigene Geschichten aus.
Die Kinder der katholischen Kindertagesstätte St. Christophorus lassen ihrer Fantasie freien Lauf und denken sich eigene Geschichten aus. © Svenja Hanusch

Eine Geschichte mit Fuchs, Hase, Bär und Wanja

Der Fantasie sei dabei keine Grenzen gesetzt. Durch das Deuten der verschiedenen Bilder werde der Wortschatz der Kinder und deren Sprachtalent gefördert, benennt Stracke das Ziel hinter der Erfindung aus Fernost.

Die Kinder vertiefen sich währenddessen weiter in der Geschichte „Es klopft bei Wanja in der Nacht“. Der rote Fuchs bekommt Unterschlupf in der Hütte, weil er verspricht, den Hasen nicht zu fressen. Danach klopft ein Bär, der Angst hat vor dem Schneesturm draußen.

Stadtbibliothek zufrieden mit der Resonanz

Die drei Tiere und Wanja verbringen die Nacht zusammen geschützt in der Hütte. Am nächsten Morgen schleichen sich Hase, Fuchs und Bär wieder aus der Schlafstätte. Wanja merkt erst, als sie die Fußspuren sieht, dass die Nacht mit den eigentlich verfeindeten Tieren kein Traum war.

Die Kleinen hören gespannt der Geschichte über Wanja zu.
Die Kleinen hören gespannt der Geschichte über Wanja zu. © Svenja Hanusch

Diese Geschichte gehört zu den insgesamt 20 Kamishibai, die in der Stadtbibliothek zur Ausleihe zur Verfügung stehen. Beatrix Stracke zeigt sich zufrieden mit der bisherigen Resonanz auf Erzähltheater: „Es spricht sich rum, was das eigentlich ist. Viele Kitas haben schon ein Kamishibai-Erzähltheater. Die Kinder berichten zuhause, was sie damit machen. Das führt dann dazu, dass auch die Eltern plötzlich interessiert sind und hierher kommen.“

Sie verrät auch, dass Kamishibai nicht nur bei Kindergartenkindern und Grundschülern beliebt sei, sondern auch bei Senioren, die unter Demenz leiden, zum Einsatz kommt, da Konzentration und Gedächtnis geschult werden.

>>>Details zum Kamishibai-Erzähltheater

Die Stadtbibliothek finanziert ihre 20 Kamishibai-Erzähltheater mithilfe des bundesweiten Programms „Kita-Einstieg - Brücken bauen in frühe Bildung“.

Neben Klassikern wie „Jim Knopf“, „Urmel“ oder „Rabe Socke“ können in der Stadtbibliothek auch Geschichten zum Oster- oder Weihnachtsfest ausgeliehen werden.