Hattingen. . Zum heutigen Tag der Muttersprache fragte die WAZ in Hattingen bei Sprach-Kitas nach, wie ausländische Kinder sprachlich gefördert werden.

Sie ist die Basis für das menschliche Zusammenleben. Wir benutzen sie jeden Tag, ohne darüber nachzudenken. Gemeint ist unsere Sprache. Für hier lebende Kinder mit Migrationshintergrund ist es dabei oft schwer, zusätzlich zu ihrer Muttersprache Deutsch zu lernen. „Sprach-Kitas“ helfen, dieses Problem zu lösen – auch in Hattingen.

Besondere Förderung für Sprach-Kitas

„Sprache ist das A und O, sie ist die Grundlage für alles im Leben“, sagt Brigitte Krüger. Sie leitet die Awo-Kindertagesstätte in der Regerstraße, die seit Januar 2017 zum Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ zählt. Was eine Sprach-Kita von einer herkömmlichen Einrichtung unterscheidet? „In diesem Programm genießen wir eine vierjährige Förderung für Sach- und Personalbelange“, sagt die 63-Jährige. Zudem hat die Kita eine halbe Stelle für eine zusätzliche Fachkraft bekommen, die speziell im Bereich der Sprache ausgebildet ist.

Voraussetzung, um überhaupt einen Antrag stellen zu können und ins Programm aufgenommen zu werden, ist eine bestimmte Anzahl an Kindern mit nicht-deutschem Sprachhintergrund. In der Awo-Kita kommen jeden Tag 78 Kinder aus zwölf Nationen zusammen. „36 Prozent unserer Kinder haben diesen nicht-deutschen Sprachhintergrund“, sagt Krüger.

Ältere Kinder helfen den Jüngeren

Ebenfalls seit Jahresbeginn 2017 Teil des Programms ist die katholische Kindertageseinrichtung St. Peter und Paul. Leiterin Marion Buchhorn schildert einige Abläufe aus dem Alltag: „Wir sagen in verschiedenen Sprachen, wann Mittagessen ist oder singen Lieder. Es gibt dabei aber keine Gruppen, die nur aus einer Nation bestehen.“ Vielmehr sei es so, dass ältere Kinder den anderen, die wenig Deutsch sprechen, helfen würden. In einer Art Patenrolle, betont Buchhorn, die 97 Kinder aus sieben verschiedenen Ländern beaufsichtigt.

Das Kamishibai ist ein Erzähltheater mit Bildern.
Das Kamishibai ist ein Erzähltheater mit Bildern. © Bastian Haumann

Ihre speziell geschulte Fachkraft kümmert sich generell um alle Kinder. Aber zum Üben werde auch mal in Kleingruppen gearbeitet, beispielsweise mit Bilderbüchern, verrät Buchhorn. Ihr Zwischenfazit zur bisherigen Zeit als Sprach-Kita fällt überwiegend positiv aus: „Klar wäre eine Vollzeitkraft auch schön. Große Schwierigkeiten haben wir aber nicht. Vielleicht gerade, weil wir so viele verschiedene Nationen haben.“

„Kamishibai“ ist sehr beliebt

Auch in der Awo-Kita sammelt der Nachwuchs in allen Situationen Spracherfahrungen mit Deutsch. Besonders beliebt bei den Kleinen sei das sogenannte „Kamishibai“ aus Japan, ein Erzähltheater. „Es ist wie ein Bilderbuch. Einzelne Seiten werden in einen Holzkasten gesteckt und jeder erzählt dazu seine Geschichte“, erläutert Krüger. Diese in die täglichen Abläufe integrierte Bildung sei der erste Schwerpunkt des Bundesprogramms.

Die zweite Säule liegt in der inklusiven Pädagogik, bei der es darum geht, Menschen verschiedener Nationen zusammenzubringen. Die dritte Säule beinhaltet die Zusammenarbeit mit den Familien.

Sprache als Schlüssel zur Welt

Marion Buchhorn macht deutlich, weshalb aus ihrer Sicht Sprache so wichtig ist. Sie denkt dabei an das offizielle Motto des Programms „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“: „Durch Sprechen kann man seine Bedürfnisse äußern, man kann sich mitteilen. Ihre Erfahrungen, Deutsch zu sprechen, helfen den Kindern auch später, wenn sie in die Schule kommen und schon vieles verstehen.“

Und Brigitte Krüger fügt an, dass Kinder ohne Grundlagenkenntnisse in Deutsch hierzulande immer im Nachteil seien.

>>> Hintergründe zum Programm „Sprach-Kitas“

Das vom Bundesfamilienministerium auf den Weg gebrachte Programm „Sprach-Kitas“ läuft seit Januar 2016. Das Programm richtet sich insbesondere an Kitas mit einem hohen Anteil von Kindern, die einen besonderen sprachlichen Förderbedarf haben.

Ziel ist es, die sprachliche Bildung der Kinder im Kita-Alltag zu stärken und für Chancengleichheit zu sorgen. In zwei Runden werden deutschlandweit etwa 7000 „Sprach-Kitas“ gefördert. Der Bund stellt hierzu Mittel von bis zu einer Milliarde Euro zur Verfügung.