Immer öfter sind Körper und Seele ausgelaugt. Beim Altstadtgespräch ging es um das Thema Burn-out.

Die Grauzone, wann jemand ausbrennt, ist groß. Das zeigten die Fragen des Publikums zum Thema Burn-out beim Altstadtgespräch. Das Alte Rathaus war sehr gut besucht, als Facharzt Dr. Horst Pleiger und Diplom-Psychologe Klaus Beyerle vortrugen.

Wie ordnet sich der Betroffene ein, wenn er meint daran zu leiden? Viele Menschen fragen, ob sie am Syndrom leiden und ob die Symptome auf sie zutreffen. Denn davon nennen die Experten viele.

Der Psychologische Psychotherapeut Beyerle verweist dabei vor allem auf das Gefühl unentbehrlich zu sein. Weitere seien der fehlende emotionale Ausgleich, der beschränkte Kontakt zu Familie und Freunden sowie das Platzieren des Berufs als absolutem Lebensmittelpunkt. Und stellt damit klar: Burn-out bezieht sich auf die moderne Arbeitswelt.

„Häufig sagen dann die Menschen: 'Das kann doch nicht sein'”, sagt Beyerle. Trotz aller körperlichen Erschöpfung gelte das Funktionieren als höchstes Gut. Häufig kommen dann Schlafstörungen und Antriebslosigkeit dazu. Beyerle: „Es gibt Parallelen zwischen einem Burn-out und einer Depression. Gerade die Endphase des Ausbrennens erinnert daran.”

Sein Kollege Horst Pleiger greift den Bezug zur Arbeitswelt auf: „Eigentlich müsste hier die gesamte westliche Welt sitzen”, sagt der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Es sei ein Mißachtung des Körpers.

Gerade daher sei es ganz wichtig sich selbst wahrnehmen zu können. Eine Hilfe können Freunde und Bekannte sein. „Deren Rückmeldungen sollten die Betroffenen annehmen – wenn sie es denn können”, sagt Pleiger.

Habe ich es oder nicht? Das haben sich vielleicht einige aus dem Publikum gefragt, andere erzählten von der schwierigen Diagnose. Klaus Beyerle fragt dazu: „Was hilft es zu sagen, ich habe den Stempel Burn-out?” Und Pleiger ergänzt, dass es wichtiger sei zu fragen: „Was muss passieren, dass es diesem Menschen besser geht?” Aus diesem Prozess auszusteigen ist schwierig. Ein Anfang könne die Arbeitsunfähigkeit sein – mehr aber nicht, so Pleiger. Ein Aufenthalt in einer Klinik sei zu empfehlen. „Wichtig ist die Sinnhaftigkeit des Tuns. Fehlt die, erkrankt der Mensch.”