Hattingen. Rudi Carrell ist schuld, dass Paul Kribbe in Hattingen heimisch wird: Als Greaseball dampft der junge Künstler Ende der 80er durch die Altstadt.

Sein ganzer Einsatz gilt der Bühne, sein Ehrgeiz, seine Euphorie, seine Empathie. Paul Kribbe lebt und liebt die Bühne – selbst als Musicalstar, etwa im „Starlight Express“ oder bei „Cats“, aber auch als Choreograf, musikalischer Mitdenker. Und das haben sich Stars wie Tina Turner, Kim Wilde oder auch Caterina Valente zunutze gemacht.

Seit drei Jahrzehnten ist Hattingen seine Heimat

Dass der Holländer schon seit drei Jahrzehnten in Hattingen seine Heimat hat, ist Rudi Carrell schuld. Denn der TV-Entertainer besucht Ende der 1980er-Jahre mit seiner Samstagabend-Show „Lass Dich überraschen“ die Altstadt – und Paul Kribbe, der gerade den Greaseball im „Starlight Express“ spielt, kommt in dieser Rolle angedampft und überrascht eine Hattingerin. Und er ist schockverliebt, zieht auf den Untermarkt, später dann weiter in die Südstadt. Inzwischen ist er in Niederwenigern angekommen. „Da oben auf dem Berg ist mein Rückzugsort“, sagt er im Interview. Ebenda entspannt er, nachdem er gerade wieder monatelang ohne Pause durcharbeiten musste.

Paul Kribbe wird im Jahr 1962 in Rotterdam geboren. Er studiert drei Jahre lang die Kunst des Schreibens, will Journalist werden. Drei Monate arbeitet er auch als ebensolcher, doch dann wird abrupt alles anders: Er lässt sich in nur neun Wochen zum Tänzer ausbilden, Gesang und Schauspiel kommen noch hinzu; und er wird für Werbespots, Messen und Shows gebucht. Der Holländer hat seine Passion gefunden, sie führt ihn über Hamburg nach Hattingen. 1986 spielt er den Rum Tum Tugger bei der Deutschland-Premiere von „Cats“ im Operettenhaus, ein Jahr später geht es zum „Starlight Express“ nach Bochum; die Hattingen-Geschichte hatten wir bereits.

Er spielt gerne böse Rollen

„Man muss sich jedes Mal wieder neu bewerben. Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich in meinem Beruf Erfolg habe“, sagt er. Mehr als 25 Hauptrollen spielt er über die Jahre: den Frank-N-Furter in der „Rocky Horror Show“ in Wien etwa, den Kerzenständer Lumière in „Die Schöne und das Biest“ in Oberhausen, voriges Jahr den Herodes in „Jesus Christ Superstar“ in Magdeburg. „Es macht viel mehr Spaß, ­böse Rollen zu spielen“, bemerkt er.

Das hört sich nach stolperfreiem Erfolgsweg an – der ist es aber nicht. „In dieser Branche wird dir so viel versprochen, was dann doch nicht stattfindet“, sagt er bereits in seinem WAZ-Interview 1993. Doch ihm gelingt es, immer wieder aufzustehen.

2006 folgt die ganz große Bühne: Fernsehen, die Sat.1-Produktion „You Can Dance“. Paul Kribbe sitzt bei der Abendshow in der Jury, hat jedes Mal ein Millionenpublikum. Seine Meinung als Choreograf ist gefragt; als solcher arbeitet er mit Stars wie Tina Turner zusammen.

Arbeit an der Stage School in Hamburg

Es ist nicht seine letzte Jury-Arbeit. Denn auch an der Stage School in Hamburg ist er daran beteiligt, wenn es um die Bewertung der Abschlussprüfungen geht. „Wir suchen Personen aus und gucken, wen wir in unserem Beruf auf die Menschheit loslassen können“, erklärt Paul Kribbe.

Wenn er welche gefunden hat, geht es zurück nach Hattingen – entspannen, durchatmen, auftanken für neue Aufgaben. Und wenn er dann so ein bisschen Muße hat, denkt er hin und wieder gerne an seine Anfänge: „Ich habe als Junge immer gerne gesungen, in Schulbands, natürlich auch unter der Dusche und im Auto“, sagt Paul Kribbe lachend, „doch ich dachte nie, dass daraus etwas Ernstes wird.“