Als singende Lokomotive auf Rollschuhen entdeckte Paul Kribbe zusammen mit Rudi Carrell Hattingen für eine Fernsehserie.
Vielleicht war es seine damalige Frisur – vorne kurz, hinten lang, eine Lockenpracht. Dazu ein Schnurrbart. Heute bei ihm kaum vorstellbar. Doch er war ein besonderer Typ, eine auffällige Person. Natürlich lag es auch an seinem Talent zu tanzen. Und auf jeden Fall war er zur rechten Zeit am rechten Ort. Denn eigentlich wollte Paul Kribbe (49) einen anderen Weg einschlagen. In Utrecht studierte der gebürtige Rotterdamer Journalistik, bis er auf einer Party zufällig von einer Choreografin angesprochen wurde, weil er sich so gut bewegen konnte, so gut tanzte. Mit gerade einmal 18 Jahren ging Paul Kribbe sodann als Balletttänzer auf Tournee, und zwar direkt mit den ganz Großen wie Tina Turner oder Kim Wilde.
„Ich habe als Junge immer gerne gesungen, in Schulbands, natürlich auch unter der Dusche und im Auto“, sagt Paul Kribbe lachend, „doch ich dachte nie, dass daraus etwas Ernstes wird.“ Da irrte er sich gewaltig. Seine Karriere stand ja erst am Anfang. Für das Musical „Cats“ sang und tanzte er vor der Jury und bekam 1986 eine Hauptrolle in Hamburg. So brachten ihn die Katzen herüber nach Deutschland. Kurz darauf spielte er dann eine wilde Lokomotive mit Rollschuhen bei „Starlight Express“ in Bochum.
Bei der Fernsehsendung „Lass dich überraschen“ von Rudi Carrell sah Paul Kribbe zum ersten Mal Hattingen richtig. „Wir überraschten eine Hattinger Hausfrau, deren Traum es war, einmal bei Starlight Express mitzumachen. Deshalb haben wir in der Altstadt Rollbahnen aufgebaut, auf denen wir dann in Kostümen und mit Rollschuhen zu ihr angefahren kamen und sie von zu Hause abgeholt haben“, erinnert er sich. „Dabei ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie schön die Stadt Hattingen ist.“ Er zog später in eine Wohnung am Untermarkt und blieb in Hattingen – bis heute.
Mehr und mehr verschaffte er sich in den Jahren einen Namen. Arbeitete sowohl für die Oper als auch für DJ Ötzi und für die Sendung mit der Maus. Er inszenierte so aufregende Shows, dass ihn selbst Harald Schmidt haben wollte. Wie er das schaffte? „Man muss es wirklich zu 2000 Prozent wollen, außerdem mit Kritik umgehen und Ablehnungen hinnehmen können“, sagt er. „Da muss man schon charakterfest sein.“ Heute ist der 49-Jährige nicht mehr so oft selbst auf der Bühne zu sehen, dafür aber seine Ideen, denn er ist künstlerischer Leiter des Entertainments „Mehr!“. Für große Theater (wie zum Beispiel Starlight Express) entwickelt, choreografiert und inszeniert er Stücke, ist als Regisseur tätig. „Man schafft aus einem zuerst leeren Raum ein Bühnenbild, dazu kommt die Musik und die ausgesuchten Tänzer“, erklärt Kribbe, „jeder Tanzschritt, jede Armbewegung ist genau durchdacht, es muss eine Dynamik entwickelt, dafür gesorgt werden, dass die Aufführung in einem Fluss läuft und die Zuschauer bis zum Schluss fesselt.“
Mittlerweile ist der Unterhaltungskünstler natürlich nicht mehr so aufgeregt wie zu Beginn seiner Karriere. Jetzt sitzt er entspannt hier und spricht mit einer anderen Sichtweise über seine Vergangenheit und Zukunft: „Mir gefällt am Älterwerden, dass man eine innere Ruhe findet. Man hat gelernt Dinge einzuschätzen und bekommt einen besseren Durchblick.“ Den braucht er auch bei seinem aufregenden Leben.