Hattingen. . Ein 23-Jähriger zeigt einen Handyverkäufer in Hattingen wegen Betrugs und Unterschriftenfälschung an. Aber vor Gericht widerspricht er sich.

„Da hat der Staat für Ihren Unsinn ziemlich viel Geld in die Luft geblasen: Ich hoffe nur, dass die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen sie führt. Damit Sie lernen, dass Sie bei Kaufreue nicht einfach zur Polizei rennen können.“ Richter Christian Amann ist nach der Verhandlung – es ging um Betrug und Urkundenfälschung – aufgebracht. „Ich wünsche allen ein schönes Wochenende. Ihnen mit Sicherheit aber nicht.“

Diese Worte richtet er nicht etwa an den Beschuldigten, sondern an den 23-jährigen Zeugen im Gericht. „Bei dem musste es natürlich das neueste Handy sein, auch wenn man es sich gar nicht leisten kann“, ärgert sich der Richter.

Kunde wollte ein teures Telefon mit viel Speicherplatz

Am 23. Dezember 2016, so hatte der Zeuge bei der Anzeige angegeben, schloss er bei dem Beschuldigten angeblich nur einen Handyvertrag ab. Ein iPhone 7plus mit 128 GB Speicherplatz wollte er haben. Dann seien aber Rechnungen für eine zweite Sim-Karte gekommen. Den Vertrag dazu habe er nie unterschrieben, die Unterschrift sei gefälscht.

Der Beschuldigte lässt sich ein: 450 Euro habe der Zeuge für das Handy zuzahlen sollen, da er das Geld nicht hatte, habe er nach Lösungen gefragt. Ihm sei eine Variante mit einem Partnervertrag vorgeschlagen worden. Diesen zweiten Vertrag habe der Kunde dann unterschrieben.

Verkäufer schreibt Bedingungen immer extra auf

„Ich habe die Unterschrift 1000-prozentig nicht gefälscht“, versichert der Familienvater. Und der gebrochen Deutsch sprechende Käufer hätte die Vertragsbedingungen gekannt. „30 von 100 Kunden sprechen kein Deutsch. Mit vielen mache ich das auf Englisch. Und ich schreibe immer alles genau auf, damit sie das auch verstehen mit den Raten.“

Schon ein Mal hatte er Ärger mit einer Kundin, die ihm Vertragsfälschung vorgeworfen hatte. „Aber die bereuen ihren Kauf dann, wollen raus. Ich habe in vier Jahren 5000 Verträge abgeschlossen. Da war sonst nie was“, erklärt er.

Die Schilderung des Zeugen wird immer verworrener

Der Zeuge verstrickt sich in widersprüchlichen Aussagen, will plötzlich doch zwei Verträge gezeichnet haben, will 350 Euro bar bezahlt haben, hat die Quittung aber daheim vergessen. Die Schilderung wird immer verworrener. Bis Amann dem verärgert ein Ende bereitet.

Die Vertreterin der Staatsanwalt plädiert auf Freispruch. Der Anwalt schließt sich ihren Ausführungen „von A bis Z an“. „Das haben wir hier ja auch selten“, so Amann, der den Beschuldigten freispricht.