HATTINGEN. . Britta Kunz, Leiterin der Biologischen Station, erklärt in ihrer Kolumne, wie gefährdeten Insekten geholfen werden kann. Unordnung hilft.

Die ersten überraschend warmen Vorfrühlingstage haben wir schon genießen dürfen. Und die ersten Frühlingsblumen sind bereits aufgeblüht. Die erfrischende Blütenpracht ist nicht nur schön anzusehen, sondern bietet den ersten Insekten wichtige Nahrung, die nach dem Winter eifrig nach Nektar und Pollen suchen.

Wir alle wissen mittlerweile, dass Anzahl der Insekten-Arten und Menge der Insekten auch bei uns dramatisch zurückgegangen sind. Aber: Insekten sind unverzichtbar für die Bestäubung der meisten Pflanzenarten – und damit auch für die Produktion von Früchten, die nicht nur in unserer Ernährung eine wichtige Rolle spielen, sondern auch für andere Säugetiere und für viele Vögel lebenswichtig sind. Insekten sind zudem wichtige biologische Schädlingsbekämpfer in der Forst- und Landwirtschaft. Und die Mücke, die uns so nervt, ist auch Nahrung für Vögel und Fledermäuse, Frösche und Eidechsen.

Platz für die fleißigen Sechsbeiner ist in der kleinsten Ecke

Daher möchte ich an dieser Stelle dafür werben: Laden Sie Insekten ein – in Ihren Garten oder auf den Balkon. Platz für die fleißigen Sechsbeiner ist in der kleinsten Ecke. Sogar in einem Blumenkasten. Auch Frühlingsblüher wie Krokusse, Winterlinge und Wildtulpen kommen darin gut zur Geltung.

Wenn Sie in ihrem Balkonkasten Küchenkräuter wie Schnittlauch, Bohnenkraut, Thymian, Majoran, Rosmarin, Salbei, Borretsch, Pfefferminze oder Zitronenmelisse nicht nur anpflanzen, sondern auch blühen lassen, werden sich die Wildbienen freuen. Vor ihnen brauchen Sie übrigens keine Angst haben. Sie sind nicht aggressiv, können uns nicht stechen.

Lavendel ist bei Insekten sehr beliebt

Auch Lavendel ist eine tolle Balkonpflanze und bei vielen Insekten sehr beliebt. Wer mehr Platz zur Verfügung hat, kann insektenfreundliche Sträucher wie Weißdorn, Wildrosen oder Pfaffenhütchen im Garten pflanzen. Von Himbeeren, Brombeeren und Schlehen können Sie nach erfolgter Insekten-Bestäubung die Früchte ernten.

Möchten Sie einen Baum pflanzen? Dann wählen Sie doch eine alte Obstsorte, eine Eberesche, Weide oder heimische Linde. An einer Hauswand kann man Wilden Wein, Clematis oder Efeu ranken lassen. Oder warum nicht mal das Garagendach begrünen? Im Garten, aber auch in Töpfen oder Balkonkästen können Sie Sonnenblumen, Sonnenhut, Rittersporn, Goldnessel, Natternkopf, Akelei oder Löwenmäulchen ziehen. Auch Wilde Möhre, Wilde Malve und Disteln sind bei Insekten sehr beliebt.

Sorten mit gefüllten Blüten eignen sich nicht

Am besten ist es, wenn man seine Pflanzenauswahl so trifft, dass man den Tieren von Frühjahr bis Herbst immer Nahrung bietet. Im Herbst blühen zum Beispiel noch Herbstastern und Besenheide. Und natürlich ist eine durchgängige Blütenpracht auch schön anzusehen. Aber bitte keine Chemie einsetzen. Und beim Pflanzenkauf unbedingt beachten: Sorten mit gefüllten Blüten eignen sich nicht für unsere Insekten. Sie enthalten in der Regel keine Staubblätter und daher keinen Pollen. Kaufen Sie besser Wildformen, am besten von heimischen Arten.

Blumenwiese statt Rasen

Noch eine gute Nachricht: Unordnung hilft der Artenvielfalt! Ist das nicht eine tolle Ausrede, um den Rasen nicht zu mähen? Lassen Sie stattdessen Löwenzahn und Klee darin blühen. Oder wandeln Sie ein Stück Rasen mithilfe einer Saatgut-Mischung in eine Blumenwiese um. Mit der richtigen Pflanzenauswahl, weniger Perfektionismus und etwas Geduld ist es gar nicht schwer, Nützlinge anzulocken.

>>> KOLUMNE ÜBER MUTTER NATUR
Die Leiterin der Biologischen Station im Kreis schreibt in ihrer Kolumne darüber, wie sich die Mutter Natur verändert.

Fragen unserer Leser beantwortet sie gern. Sie erreichen sie per E-Mail (info@biologische-station.de) und schriftlich (Biologische Station im EN-Kreis, Loher Straße 85, 58256 Ennepetal); www.biologische-station.de